Mannheim. René Leicht überblickt von seinem Klappstuhl aus die Feudenheimer Schleuse. Ein Boot, das verschrottete Autoteile geladen hat, wird an der Schleuse herabgelassen, um den Neckar abwärts weiterzufahren. Der Soziologe und Politikwissenschaftler hat eine bescheidene Vision: Künftig soll auf einem kleinen Grünstreifen mit Blick auf die Feudenheimer Schleuse gastronomische Versorgung im kleinen Stil stattfinden. Zudem sollen hier zwei Radschnellwege zusammentreffen.
Schon jetzt ist die Feudenheimer Schleuse mitsamt Brücke über den Neckar ein hochfrequentierter Ort. Vor allem Schüler, Studenten und Arbeitnehmer schätzen den Weg entlang des Neckars. An den Wochenenden herrscht aber oft Ernüchterung: Wenn der Radausflug etwa nach Mannheim, Ilvesheim, Ladenburg oder Heidelberg eine kurze Unterbrechung benötigt, stehen die Fahrradfahrer mit leeren Händen da.
Gastronomie an der Schleuse? Fehlanzeige
Die Gastronomie ist hier am Neckar nicht sonderlich ausgeprägt, isotonische oder koffeinhaltige Stärkungen und die Möglichkeit der Fahrradreparatur sucht man auf der Strecke vom Fernmeldeturm bis nach Ilvesheim meist vergeblich.
„Die Neckarschleuse ist ein schöner Ort, oft stehen Familien auf der Brücke und beobachten, wie die Schiffe durch das Wasser angehoben oder abgesenkt werden“, so René Leicht. Das Problem: fehlende Versorgung. Am vergangenen Samstag hat das Team der „Radknoten-Anknüpfungsgesellschaft“ (Radknoten-AG) daher ein kleines Zelt auf dem Grünstreifen errichtet.
Mit Kaffee, Kuchen und Wasser sollten vorbeifahrende Radfahrer angehalten werden und eine erste Ahnung dafür bekommen, wie eine „Raststätte für Fahrradfahrer“ in der Zukunft die Verpflegung sicherstellen könnte.
Kiosk für Schifffahrer wurde abgerissen
Die Idee kam René Leicht und anderen Anwohnerinnen und Anwohnern, darunter Veronika Wallis-Violet, Bettine Violet und Bettina Franke, während ihrer Spaziergänge. Bettina Franke erinnert sich, schon mit ihren eigenen Kindern die Schleuse beobachtet zu haben „und mittlerweile auch mit meinen Enkelkindern“. In der Vergangenheit habe es mal einen Kiosk für die Schifffahrer in der Nähe des Neckarufers gegeben, dieser ist mittlerweile abgerissen.
Vor allem begeistert René Leicht die Unterstützung durch das Wasserstraßen-und Schifffahrtsamt, auf dessen Gelände der Grünstreifen steht, der eines Tages bebaut sein könnte. Der Feudenheimer zeigt sich dankbar angesichts der Unterstützung, das Amt habe den Vorschlag aktiv aufgegriffen: „Es ist erfreulich, mit welcher Bereitschaft unser Vorschlag aufgenommen wurde.“
Wunsch nach öffentlichen Toiletten
Die kleine Aktion an der Neckarschleuse hatte nicht nur die Motivation, vorbeikommende Fahrradfahrer zur Rast anzuhalten, sondern auch, Meinungen von anderen Anwohnerinnen und Anwohnern einzuholen. Eine Radfahrerin etwa beklagte fehlende öffentliche Toiletten auf der beliebten Ausflugsstrecke, andere forderten schlicht „Eis und kalte Getränke“. Die Intention: „Wir wollen erstmal Ideen aus der Bürgerschaft, bevor wir an die Stadt treten.“
Indes hat René Leicht bereits die nächsten Schritte geplant, um sein Anliegen zu verwirklichen. „Wir wollen einen Antrag bei der Baden-Württemberg-Stiftung stellen, um uns beispielsweise Rechtsberatung für die Gründung eines Vereins holen zu können.“ Von besonderem Interesse für die Radknoten-AG: Unterstützung durch Architekten. René Leicht denkt derweil schon weiter: „Man könnte beispielsweise eine kleine Wasserrinne von der Brücke hinab fließen lassen, vergleichbar mit dem Freiburger Bächle. Oder eine kleine Tribüne errichten, von der aus die Schleuse noch besser einsehbar ist.“ Auch Lesungen seien denkbar, ebenso ein Freiluftkino für den Sommer.
Attraktiverer Fahrradverkehr
Angesprochen auf baldige mögliche Errungenschaften gibt sich der Feudenheimer jedoch zurückhaltender. „Die Stadt hat eine Standortanalyse durchgeführt und kam auch zu dem Schluss, dass sich der von uns vorgeschlagene Ort am besten eignen würde.“ Vorerst sei es für die Initiative wichtig, präsent zu werden, vielleicht könne nächstes Jahr ein kleiner Kiosk auf der Fläche aufgebaut werden.
Auch der Feudenheimer Bezirksverband unterstützt das Vorhaben. Es sei nötig, den Fahrradverkehr in Mannheim insgesamt attraktiver zu gestalten. Ein möglicher Anschluss des Knotenpunkts an der Schleuse Richtung Süden erhöhe abermals die Frequenz, mit der die Strecke am Neckar befahren werde, so Leicht. Vorher müsse jedoch noch Akzeptanz geschaffen werden. Die ersten Schritte dafür sind schon getan: Bereits vor der Errichtung des kleinen Zeltes um 13 Uhr standen Anwohner auf dem Grünstreifen und warteten.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-so-koennte-die-raststaette-fuer-radfahrer-in-mannheim-aussehen-_arid,2095863.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ilvesheim.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg.html
[4] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html