Die grüne Umweltministerin Thekla Walker hat der Stadt Mannheim einen Förderbescheid zur naturnahen Gewässerentwicklung des Neckars übergeben. Bei einer Vor-Ort-Begehung am Dienstagmittag machte sie sich zusammen mit Bürgermeister Dirk Grunert und Bernhard Wember, Projektleiter bei der Bundesgartenschau-Gesellschaft für die Neckar-Renaturierung, ein Bild davon, wie sich Fluss und Landschaft mit den bisherigen Bauabschnitten bereits verändert haben.
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Gefördert wird die Revitalisierung des Flusses auf einer Gesamtlänge von mehr als drei Kilometern einschließlich einer Auen-Entwicklung. Das Land unterstützt das Vorhaben mit knapp 11,51 Millionen Euro.
Ministerin überzeugt sich von erhöhter Artenvielfalt
Gleich zu Beginn des Spaziergangs entlang des Neckars, auf Höhe des Fernmeldeturms, konnte die Umweltministerin sich von der erhöhten Artenvielfalt überzeugen: Hier haben sich mehr Kormorane angesiedelt, was eine direkte Folge der zugenommenen Fischpopulation ist; die Arten Barbe und Nase sind gesichtet worden. Verschiedene Libellenarten haben die neu geschaffenen Lebensräume am Fluss angenommen, und ein Bieberpaar mit Nachwuchs ist heimisch geworden.
Dann erläuterte Wember die Funktion der Aufschüttungen und der früheren Bucht, die nun durchströmt wird: Der aufgeschüttete Strömungslenker staut das Wasser und zwingt es in die zwei Nebenarme hinein, die sich nun nicht mehr mit Schlamm zusetzen können. „Das hat so gut funktioniert, dass der Neckar hier nicht mehr trocken fällt - normalerweise würde der Bootssteg der Ruderer jetzt schon auf Grund liegen“, erklärt Wember.
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„Es lohnt sich, hier Geld in die Hand zu nehmen“, meinte Walker mit Blick auf Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren, der Aufenthaltsqualität für den Menschen und vor allem den technischem Hochwasserschutz. Ihr umweltpolitisches Engagement begann die Dozentin für Naturpädagogik bei Greenpeace. Als Umweltministerin setzt sie sich seit 2021 für die ökologische Modernisierung der Wirtschaft und eine gerechte Bildung ein.
Bürgermeister Dirk Grunert dankte der Ministerin und dem Land Baden-Württemberg im Namen der Stadt Mannheim für die Förderung in Höhe von bis zu 85 Prozent der Gesamtsumme. „Gerade in Zeiten, in denen Gelder knapp seien, sei es schwierig, sich für eine Förderung zu entscheiden. Es ist sicher nicht ganz einfach, das auf Landesebene durchzusetzen“ , sagte Grunert. Solche herausragenden Förderhöhen erlebe man selten, „das Land tut hier etwas sehr wertvolles, und das wissen wir auch zu schätzen.“
Gewässerökologie und Hochwasserschutz sicherstellen
Im Rahmen der Bundesgartenschau 2023 wurden die ersten beiden Bauabschnitte umgesetzt. Jetzt soll es weitergehen. „Es ist ja Anlass des Besuchs, dass wir die weiteren Abschnitte fördern wollen“, sagte Walker und überreichte den Förderbescheid. Im Land Baden-Württemberg würden jedes Jahr 120 Millionen Euro für Hochwasserschutz und Gewässerökologie ausgegeben. „Beides gehört untrennbar zusammen. Wir haben in diesem Jahr alle erlebt, wie wichtig das ist“, sagte Walker in Bezug auf die jüngsten Überschwemmungen.
Gerade die Renaturierungsmaßnahmen seien eine Pflichtaufgabe der Europäischen Union, die gesetzlich in der Europäischen Wasserrahmenrichtline verankert sind. Diese bedeuten eine bessere Wasserqualität und eine bessere Ökologie, aber auch Lebensqualität und Aufenthaltsqualität für die Menschen in Mannheim. Das Gebiet werde sicher noch beliebter und schöner, wenn alle Pflanzungen angewachsen seien und der Fluss durch die ein oder andere Hochwassersituation an der Auenlandschaft mitgearbeitet habe.
Biotope und unzugängliche Bereiche sollen entstehen
Mit dem nächsten Bauabschnitt, der in der kommenden Woche beginnt, wird am Neckar der größte zusammenhängende Revitalisierungsabschnitt an der Fließstrecke weiter umgesetzt. Dabei würden Biotope und unzugängliche Bereiche entstehen, die für die Natur von großer Bedeutung sind und die Amphibien und Vögeln einen wertvollen Rückzugsraum bieten.
Die Ministerin betonte, es gebe verschiedene Strukturen an Gewässern, etwa die Filterfunktion von Uferpflanzen, die es wert seien, renaturiert zu werden - und damit Lebensräume für standorttypische Tiere und Pflanzen einer früheren Neckaraulandschaft im innerstädtischen Raum zu schaffen, aber auch Erholung für die Menschen in Mannheim. „Die Kelten haben den Neckar so genannt, das heißt übersetzt der Wilde Fluss. Davon hat man im 20. Jahrhundert nicht mehr so viel gesehen“, sagte Walker in Anbetracht der menschengemachten Begradigung des Neckars. „Es ist gut, dass man der Natur jetzt wieder etwas zurückgibt, das uns Menschen am Ende ja auch wieder zu Gute kommt.“
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