Mannheim. Wie sehen wir eigentlich beim normalen, dreidimensionalen Sehen? Was hat es mit den Rot-Blau-Brillen aus dem Kino auf sich, und wie funktionieren eigentlich Virtual-Reality-Brillen? Das finden Marlene und Jonathan vom Mannheimer Lessing Gymnasium auch spannend und erklären an einer von 35 interaktiven Stationen anderen Kindern, was es mit dem Sehen auf sich hat. „Virtual Reality ist ein Zukunftsthema. Es ist ein tolles Erlebnis, wenn man selbst im Bild mit drin sein kann“, berichtet die Achtklässlerin, und ihr Klassenkamerad ergänzt: „Es ist faszinierend, wie man die Natur überlisten kann, um Technologie entstehen zu lassen.“
„Digitale Welten“ lautet das diesjährige Motto der Explore Science, die nun schon zum 15. Mal im Mannheimer Luisenpark veranstaltet wird. Vom 22. bis 26. Juni werden etwa 25 000 Kinder und Jugendliche aus ganz Baden-Württemberg die naturwissenschaftlichen Erlebnistage der Klaus Tschira Stiftung besuchen. Zum ersten Mal seit drei Jahren findet die Explore Science wieder ohne Besuchergrenze statt.
Basteln oder Zuhören
- Kinder und Jugendliche können an 35 interaktiven Stationen digitale Welten entdecken, eine eigene VR-Brille basteln oder mit Ozobots spielerisch das Programmieren lernen. Sie erfahren, was ein gutes Passwort ausmacht, oder können ihren Spuren im Internet folgen und entdecken, welche Webseiten besonders viele Daten speichern.
- Auf der Bühne findet am 24. Juni um 10 Uhr ein Vortrag statt. Michael Schwarz vom CISPA - Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit berichtet über die Sicherheit von Prozessoren und Systemen. Zusätzlich gibt es täglich eine Science Show und ein naturwissenschaftliches Kindertheater.
- Öffnungszeiten sind vom 22. bis 26. Juni von 9 bis 17 Uhr im Luisenpark Mannheim. Eintrittskarten können über www.mannheim.explore-science.info bestellt werden, der Eintritt ist frei.
Taktgeber bauen
5000 Schüler sind für jeden Tag vorangemeldet – zuvor waren es 10 000. Einige Schulen seien vielleicht noch vorsichtig, vermutet die Stiftungsgeschäftsführerin Beate Spiegel. „Ich bin begeistert, so viel Freude in den Gesichtern der jungen Menschen zu sehen. Von der Lautstärke her ist es wieder wie vor der Pandemie“, freut sie sich.
Im Wettbewerbszelt geht es hoch her. Rund 1300 Schüler haben sich für insgesamt sechs Aufgaben angemeldet, bei denen die jeweils zehn besten Beiträge Geldpreise gewinnen können. Fünf Schülerinnen der Heidelberg International School sind mit von der Partie, die innerhalb einer Stunde eine Murmelbahn zusammengeschraubt haben. „Die Bohrmaschine funktionierte nicht, darum haben wir das innerhalb von einer Stunde hier erledigt. Die Plexiglasscheiben und Bretter hatten wir aber schon in der Schule geschnitten und gestrichen“, berichtet Ishwari. Die Murmelbahn soll eine konstante Periodendauer und eine konstante Amplitude haben, so dass die Konstruktion als Taktgeber verwendet werden kann.
„Es sind aber nicht genau zehn Sekunden, sondern 10,2. Ich glaube nicht, dass wir gewinnen, andere Konstruktionen sehen auch besser aus als unsere“, sagt Ishwari lachend. Da ist die Neuntklässlerin Lea vom Königin-Katharina-Stift-Gymnasium in Stuttgart schon näher an der vorgegeben Zeit: Eine Frequenz von 10,03 Sekunden zeigt ihr Taktgeber an, den sie gemeinsam mit einer Freundin aus Zahnrädern konstruiert hat.
Musik mit Supermarkt-Scanner
Alle paar Sekunden ist die Schöpfkelle voll, und das Wasser läuft in den darunterliegenden Behälter. Dann wippt die Kelle wieder nach oben – und alles geht von vorne los. „Ich habe eine Art Metronom gebaut, das alle zehn Sekunden einmal schwingt. Ziel ist es, eine gleichmäßige Bewegung herzustellen“, erklärt der Elftklässler Ho Young, der sich mit seiner Schwinglöffel-Konstruktion auch zum Wettbewerb „Taktfrequenz“ angemeldet hat.
Die Materialien hat er zuhause gefunden, im Baumarkt gekauft und mit dem 3D-Drucker gedruckt, die Konstruktion zuhause und im Tüftlerraum des Offenbacher Schillergymnasiums zusammengebaut. Tatsächlich gewinnt er mit seiner Apparatur am Nachmittag den ersten Preis. An vielen Stationen können auch Kindergarten- und Grundschulkinder schon digitale Welten erleben. So können sie kleine Dinge digital vergrößern, mit dem Angelspiel analoge und digitale Spielwelten entdecken oder Musik mit einem Supermarkt-Scanner machen.
„Es sind immer unterschiedliche Geräusche, weil jeder Code eine andere Musik macht“, erklären etwa die Erstklässler Berkay Oezkardes und Niklas Engels an der Station von Eric Siemes. Lina, die die 3. Klasse der Lennebergschule in Budenheim besucht, gefällt es sehr gut bei den Erlebnistagen. „Wir verschlüsseln das Alphabet, es wird eine Geheimschrift“, berichtet sie von der ersten Station, die sie bei der Explore Science besucht.
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