Mannheim. Fast jedes Mal, wenn man nach Franklin kommt, gibt es etwas Neues zu sehen: Obwohl die Lage der Baubranche schon länger schwierig ist, schreitet die Entwicklung von Mannheims jüngstem Stadtteil dynamisch voran. Auch auf der Teilfläche Columbus – also dem Gewerbegebiet zwischen der Wohnbebauung und der B 38 – tut sich einiges: Hitachi Energy baut hier seine neue Deutschland-Zentrale. Ein anderes Großprojekt im westlichen Teil der Fläche verzögert sich dagegen weiterhin – und damit um insgesamt mindestens acht Jahre.
Vor Ort sticht zunächst einmal das leuchtende Rot der neuen Bauhaus-Filiale ins Auge. Im vergangenen Sommer hat der moderne Baumarkt mit allem Schnick und Schnack direkt an der Bundesstraße eröffnet. Daneben, Richtung Weinheim, ragen zwei rote Kräne in den Himmel: In rund einem halben Jahr soll die künftige Unternehmenszentrale von Hitachi Energy in Deutschland, die einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag kostet, fertig sein. Doch auf der anderen Seite von Bauhaus, also in Richtung Innenstadt, tut sich nichts.
Ursprünglich wollte Segmüller 2020 auf Franklin eröffnen
Entlang der Schnellstraße döst eine Brachfläche vor sich hin. Dahinter ragen in Reih und Glied die alten, gleichförmigen braun-beigen Kasernengebäude in die Höhe. Aus den Fenstern hängende Bettdecken und Kleidungsstücke verraten, dass Menschen darin leben: In den insgesamt zehn Gebäuden wohnen nach Angaben der Stadt derzeit mehr als 1000 Menschen. Knapp 500 sind aus den verschiedensten Ländern der Welt nach Deutschland geflüchtet. Etwa 600 stammen aus der Ukraine und haben hierzulande vor dem Krieg dort Schutz gesucht.
Die Häuser, in denen sie untergebracht sind, gehören der städtischen Gesellschaft MWSP, die für die Entwicklung von Mannheims Konversionsflächen verantwortlich ist. Sie hat sie an die Kommune beziehungsweise die private Betreibergesellschaft PulsM vermietet, die sich um die Asylbewerber (Kommune) beziehungsweise die Ukrainerinnen und Ukrainer (PulsM) kümmern. Nach Angaben der Stadt sind die Mietverträge bis 2027 verlängert worden. Vorher kann also das hier geplante Einrichtungshaus der bayrischen Möbelhaus-Kette Segmüller nicht gebaut werden.
Dabei sollten eigentlich längst Menschen durch das geplante viergeschossige Möbelhaus schlendern und dort alles vorfinden, „was das Einrichten zu einem schönen Erlebnis macht“, wie es Christof Gerpheide, Sprecher der Geschäftsleitung bei Segmüller, ausdrückt. „Als wir uns im Jahr 2016 gemeinsam mit der Stadt Mannheim und der städtischen Projektentwicklungsgesellschaft MWSP für die Planungen zusammengeschlossen haben, war unser gemeinsames Ziel eine Eröffnung im Jahr 2020“, teilt er mit. Doch es sollte anders kommen.
Denn die Bundeswehr habe die Kasernengebäude mehrere Jahre über den geplanten Zeitraum hinaus genutzt: Während der Sanierung ihrer Unterkunftsblocks in Neuostheim brachte sie dort Kursteilnehmer ihres Bildungszentrums unter. „Das hat diese Zeitplanung zunichtegemacht“, so Gerpheide. „Alle gemeinsam verabredeten Fristen mussten wiederholt angepasst werden.“
Franklin - Mannheims jüngster Stadtteil
- Franklin liegt zwischen Käfertal, Vogelstang und Käfertaler Wald und ist Mannheims jüngster Stadtteil.
- Früher war es die größte Wohnsiedlung der US-Armee in Europa. Künftig sollen hier einmal knapp 10.000 Menschen leben.
- Planerisch aufgeteilt ist der neue Stadtteil in einzelne Gebiete, etwa Franklin-Mitte, Sullivan, Funari oder die Offizierssiedlung.
- Auch das Gewerbegebiet Columbus ist eine dieser Teilflächen, nämlich diejenige, die direkt an der Bundesstraße 38 von und nach Weinheim liegt.
- Columbus soll ein neuartiges Gewerbegebiet werden, in dem ein relativ hoher Anteil von Grünflächen vorgesehen ist, unter anderem zwei öffentlich zugängliche Parks. mig
Inzwischen nutzen also Stadt und PulsM die ehemaligen Soldatenunterkünfte, um Geflüchtete zu beherbergen. Und das – zumindest nach derzeitigem Stand der Dinge – voraussichtlich noch etwa zweieinhalb Jahre. „Wir werden die Fläche voraussichtlich im Oktober 2027 übergeben bekommen“, erklärt der Segmüller-Chef. Einen festen Zeitplan, wie es danach weitergehen soll, will er jedoch lieber nicht nennen.
Er betont aber, dass das Unternehmen nach wie vor an seinem Vorhaben festhält: „Das Ziel ist fest im Blick.“ Auf dem rund 80.000 Quadratmeter großen Areal – das damit ungefähr so groß ist wie 16 Fußballplätze – will die Möbelhaus-Kette neben einem Lagergebäude ein Einrichtungshaus mit einer Verkaufsfläche von insgesamt 45.000 Quadratmetern errichten. Dort soll es „ein umfassendes Angebot mit hochwertiger Beratung“ geben. Mehr als 400 Beschäftigte sollen sich dann um die Wünsche der Kundinnen und Kunden kümmern.
Segmüller-Filiale auf Franklin 2023 mit 100 Millionen Euro kalkuliert
Etwa 100 Millionen Euro wolle man auf Columbus investieren, erklärte Segmüller vor zwei Jahren noch. Ob sich diese Zahl halten lässt, ist jedoch offen: Aktuell will Gerpheide die Kosten des Vorhabens lieber nicht beziffern.
Auch wie es nach der Eröffnung des künftigen Aushängeschilds mit der bestehenden Filiale in der Seckenheimer Landstraße weitergeht, lässt er offen. Vor zwei Jahren hatte ein Unternehmenssprecher erklärt: „Die Entscheidung, ob wir den Altstandort nach dem Umzug abgeben oder mit anderer Nutzung behalten, ist für uns der zweite Schritt und steht noch nicht an.“
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