Verkehr

Sanierungsstau: Mannheim bleibt große Baustelle

Der Sanierungsstau in der Verkehrsinfrastruktur hat auch vor Mannheim nicht haltgemacht. Bestes Beispiel ist der Neubau der BBC-Brücke. Bei Weitem nicht das einzige marode Bauwerk in der Stadt. Wie es weitergehen soll.

Von 
Kai Plösser
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Teile der Behelfsbrücken für den motorisierten Verkehr (l.) und für Radfahrer sowie Fußgänger auf der Baustelle der BBC-Brücke in Mannheim umgeben die Oberleitungsmasten der Deutschen Bahn. © Kai Plösser

Mannheim. Manche hupen, andere grölen aus dem offenen Fenster: Es macht den Anschein, als wollen einige Autofahrer, die am Mittwochnachmittag auf der Mannheimer BBC-Brücke unterwegs sind, ihrem Unmut über die Situation vor Ort Luft machen. „Man sieht, dass die Nerven blank liegen bei dem einen oder anderen“, sagt Oberbürgermeister Christian Specht (CDU), der auf der Baustelle gerade über den aktuellen Stand der Tätigkeiten berichtet. Die gute Laune lässt sich Specht dadurch aber nicht verderben. Denn schließlich übergibt ihm Grünen-Politikerin Elke Zimmer, Staatssekretärin im baden-württembergischen Verkehrsministerium, offiziell den Bewilligungsbescheid für eine finanzielle Förderung des Neubaus der BBC-Brücke. Mit 14,2 Millionen Euro bezuschusst das Land das Projekt.

Die sind auch bitter nötig in Zeiten von klammen Kassen sowie maroden Brücken und Straßen. Der Sanierungsstau hat auch vor Mannheim nicht haltgemacht. Auch hier hat man das Problem über Jahre vor sich hergeschoben, nicht genug investiert. „Wir haben eine Reihe von Bauwerken, die sanierungsbedürftig sind“, weiß auch Specht. „Es ist eine besondere Herausforderung für uns“, betont er. Allein beim Neubau der BBC-Brücke wird derzeit mit Gesamtkosten von 33 Millionen Euro gerechnet.

Es ist kaum zumutbar
Christian Specht (CDU) Oberbürgermeister von Mannheim

Auf Mannheim warten in naher Zukunft noch weitere solcher kostenintensiven Maßnahmen. Die Straßenbahnrampe zur Adenauer-Brücke, die Diffenébrücke oder der Austausch der Koppelplatte auf der Schumacher-Brücke stehen etwa an. Ganz zu schweigen von weiteren Arbeiten auf den Rheinbrücken nach Ludwigshafen, bei denen Autofahrer ebenfalls Geduld beweisen müssen. Specht setzt deswegen große Hoffnungen in Sammelausschreibungen des Landes für Brückensanierungen: „Vielleicht können diese das Thema etwas beschleunigen“, sagt der Oberbürgermeister und schiebt hinterher: „Weil es ist kaum zumutbar.“

Mannheims OB Specht fordert mehr finanzielle Unterstützung

Derzeit nimmt die Stadt die rund 100 Brücken genauer unter die Lupe: „Wir prüfen jetzt alle Brücken intensiv nach. Diese werden nach Prioritäten sukzessive saniert“, sagt Specht dieser Redaktion. Einige müssten komplett saniert werden, andere wiederum noch länger erhalten bleiben. „Damit man kein Chaos verursacht, wenn man mehrere Brücken gleichzeitig macht. Es muss ins Verkehrssystem passen, um die Stadt nicht lahmzulegen.“ Doch das alles sei nur mit weiterer finanzieller Unterstützung von Bund und Land möglich: „Wir können das nicht alleine stemmen.“ Viele Bahnanlagen sowie Rhein und Neckar müssten überbrückt werden. „Deswegen brauchen wir hier mehr Unterstützung als andere, die nicht so viele Ingenieurbauwerke haben“, macht Specht deutlich.

Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne) blickt vor allem in die Hauptstadt: „Wir haben wirklich große Herausforderungen bei der Infrastruktur. Deshalb noch ein Ruf auch in Richtung Berlin“, sagt sie und fordert: „Egal, wer es sein wird – wir brauchen von der neuen Bundesregierung einen Blick darauf, dass Infrastruktur saniert werden muss und dass die Kommunen damit finanziell überlastet sind.“ Nicht nur vom Land, vor allem vom Bund erwartet sich Pretzell „eine Antwort und auch eine weitere Unterstützung, um diesen Fragen gerecht zu werden“.

Wir haben mit der Sanierung ein bisschen geschlafen
Elke Zimmer (Grüne) Staatssekrtärin im Landesverkehrsministerium

Staatssekretärin Elke Zimmer ist sich bewusst, das Unterstützung notwendig ist. „Wir haben mit der Sanierung letztlich irgendwie ein bisschen geschlafen, um das mal so auszudrücken“, ist sie ehrlich. Zum einen sei eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur wichtig für die Wirtschaft. Zum anderen gehe von maroden Brücken ein hohes Sicherheitsrisiko aus. „Deswegen sind diese Sanierungen so dringend“, bekräftigt Zimmer. „Es ist ganz klar, wir müssen da als Land mit unterstützen. Ansonsten können wir diese Herkulesaufgabe Brückensanierung nicht stemmen.“

Zimmer stellt Förderungen für weitere Projekte in Mannheim in Aussicht

Neben den Bewilligungsbescheid für die BBC-Brücke hat Zimmer in Sachen Förderungen weitere gute Nachrichten im Gepäck: „Aufgenommen ist jetzt die Erneuerung der DB-Überführung Platanen- und Schwabstraße in Mannheim-Friedrichsfeld und der sechsstreifige Ausbau an der Südtangente B 36.“ Ersteres schlage mit etwa fünf Millionen Euro zu Buche, Zweiteres koste rund 50 Millionen Euro, sagt sie auf Nachfrage. Beide Projekte könnten mit einer Förderung von rund 50 Prozent rechnen.

Staatssekretärin Elke Zimmer (r.) übergibt den Bewilligungsbescheids an Oberbürgermeister Christian Specht (M.) und Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell. © Kai Plösser

Doch zurück zur BBC-Brücke: Gegenüber dieser Redaktion hatte die Stadt mitgeteilt, dass sich die Bauarbeiten voraussichtlich bis ins Jahr 2028 erstrecken, weil Umplanungen wegen beengter Platzverhältnisse nötig waren. Im Zuge dessen wurden Stahlbauarbeiten ins Werk verlegt, um die weiteren Arbeiten vor Ort zu erleichtern. Erste Bürgermeisterin Pretzell berichtet nun, dass es das Ziel sei, dass die Behelfsbrücke bis zum Sommer steht. Eigentlich war das zuletzt zum Ende des vergangenen Jahres geplant. Aufgrund des „extrem komplexen“ Projekts über den Gleisen der östlichen Riedbahn sei es jedoch schwer, einen endgültigen Zeitraum zu nennen.

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Die Behelfsbrücke ist maßgeblich für den weiteren Bauverlauf. Wann mit dem Abriss der 1952 gebauten BBC-Brücke gerechnet werden kann, ist daher also unklar. Aufgrund der Umstände sei „es sehr schwer, jetzt ein endgültiges Ende des Bauwerks zu benennen, weil diese Schritte vorher geschehen müssen“, sagt sie. Auf die Fertigstellung des Neubaus im Jahr 2028 legt sich Pretzell also nicht fest. „Wir arbeiten intensiv daran, den Zeitplan zu straffen“, sagt sie.

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