Rheindammsanierung

Sanierung des Rheindamms in Mannheim: Kommt die Spundwand?

Die gute Nachricht: Das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe prüft, ob für die Sanierung des Rheindamms in Mannheim nicht doch eine Alternative in Frage kommt. Leider gibt es aber auch eine schlechte Nachricht

Von 
Stefanie Ball
Lesedauer: 
Alle Bäume auf und am Rheindamm werden nicht gerettet werden können – unabhängig von der Sanierungsmethode. © Thomas Tröster

Mannheim. Die gute Nachricht: Das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe prüft, ob für die Sanierung des Rheindamms in Mannheim nicht doch eine Alternative in Frage kommt. Sprich: Ob nicht statt der Erdbauweise eine statisch selbsttragende Spundwand in den Damm eingelassen werden könnte. Der Vorteil: Breite baumfreie Zonen rechts und links vom Damm wären dann vom Tisch. Die schlechte Nachricht: Bäume müssen gefällt werden, wie viele, ist unklar.

Auseinandersetzung um Rheindamm in Mannheim: Stadt sieht Etappensieg

Trotzdem – für die Stadt Mannheim ist das erst einmal ein Erfolg. Denn sie favorisiert, untermauert von einem Experten-Gutachten, schon länger die Spundwandlösung. Zu entscheiden hat das aber nicht die Verwaltung, sondern die Untere Wasserbehörde der Stadt. Sie ist in dem komplexen Verfahren die Planfeststellungsbehörde, das heißt, sie muss die Sanierungspläne des RP genehmigen und agiert dabei weisungsungebunden.

Die Stadtverwaltung kann ihr aber Hinweise geben, und das hat sie in Form eines Schreibens Anfang des Jahres gemacht. Und diesen Hinweis, nämlich doch zu prüfen, ob eine selbsttragende Spundwand nicht eine Möglichkeit wäre, um den knapp vier Kilometer langen Teilabschnitt des Damms zwischen Grosskraftwerk und Speyerer Straße auf dem Lindenhof hochwassersicher zu machen, hat die Untere Wasserbehörde an das Regierungspräsidium weitergegeben.

Mehr zum Thema

Hochwasserschutz

Mannheimer Rheindamm: Behörde will baumschonende Sanierung prüfen lassen

Veröffentlicht
Von
Stefanie Ball
Mehr erfahren
Lindenhof

Rheindammsanierung: Mahnwache in kleinem Kreis

Veröffentlicht
Von
Katja Geiler
Mehr erfahren
Schutz

Juristin will Rechte für die Natur: Gespräch über den Mannheimer Rheindamm

Veröffentlicht
Von
Stefanie Ball
Mehr erfahren

Nun, rund zwölf Tage später, folgt die Reaktion aus Karlsruhe: „Damit der Hochwasserschutz am Rheinhochwasserdamm in Mannheim nun zügig umgesetzt werden kann, wird der Landesbetrieb Gewässer im Regierungspräsidium Karlsruhe prüfen, ob sich für die gesamte Dammtrasse ein überströmungssicheres Bauwerk durch das Einbringen einer statisch selbsttragenden Spundwand in Verbindung mit einem Dammverteidigungsweg herstellen lässt“, heißt es in einer Mitteilung des Regierungspräsidiums von Dienstagnachmittag.

Bürgerinitiativen bleiben beim Rheindamm in Mannheim skeptisch

Die Reaktion der Stadt: hocherfreut. „Ich begrüße sehr, dass das RP Karlsruhe unseren Hinweis der Unteren Wasserbehörde Mannheim aufgreift und nun prüft, ob die gesamte Dammsanierung zwischen Neckarau und Lindenhof mit einer selbsttragenden Spundwand und einem Dammverteidigungsweg umgesetzt werden kann“, lautet das Statement von Oberbürgermeister Christian Specht (CDU). Und weiter: „Durch diese Lösung erwarten wir, dass deutlich mehr Bäume erhalten werden können als bei der bisher geplanten Sanierungsvariante.“

Die Bäume am Rheindamm im Sommer. © Christoph Blüthner

Letzteres sehen die beiden Bürgerinitiativen, die Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) Lindenhof und die Initiative Waldpark Mannheim, allerdings etwas anders. Zwar begrüßen auch sie, dass sich das Regierungspräsidium nun offen für Alternativen zeigt. Was die Rettung möglichst vieler Bäume im Waldpark angeht, bleiben sie aber skeptisch. „Es ist zu hoffen, dass das RP jetzt so plant, dass mindestens 90 Prozent der Bäume erhalten werden“, erklärt Sabine Jinschek, eine Sprecherin der Initiative Waldpark, im Gespräch mit dieser Redaktion. Dass das Regierungspräsidium an einem Dammverteidigungsweg festhält, lasse allerdings Ungutes erahnen. Tatsächlich betont die Karlsruher Behörde in ihrer Mittelung selbst: „Inwieweit diese Bauweise dann zu einem geringeren Eingriff in den Baumbestand führen würde, wird ebenso geprüft werden.“

Baumfällung am Rheindamm für den Katastrophenfall?

Hintergrund ist, dass zum einen schon beim Einbringen der stählernen Spundwand Wurzeln von Bäumen durchtrennt werden könnten, so dass diese gefällt werden müssen. Zum anderen spricht das RP weiterhin davon, einen Dammverteidigungsweg zu bauen – für die beiden Bürgerinitiativen der eigentliche Knackpunkt. Denn sie fürchten, dass für den Bau eines speziellen Weges zur Dammverteidigung weitere Bäume gefällt werden könnten. In der Vergangenheit hatte das RP wiederholt darauf hingewiesen, dass umstürzende oder umgefallene Bäume im Katastrophenfall Einsatzkräfte gefährden und die Dammverteidigung verhindern oder unmöglich machen könnten. Konkret hatte das RP in einer Antwort an diese Redaktion geschrieben: „Um den Damm im Hochwasserfall verteidigen zu können, ist die baumfreie Zone dennoch erforderlich“.

Regierungspräsidium: Erste Planungsgespräche bereits Ende Januar

Die Stadtverwaltung sieht dies fürs Erste unkritisch. Sie argumentiert, dass für den Unterhalt des Bauwerks ohnehin ein Weg auf der Dammkrone angelegt werden müsse – und außerdem gebe es einen solchen Weg auch heute schon. Richtig, sagen BIG und Waldpark-Initiative, aber das ist nur ein Weg und kein Dammverteidigungsweg – und dieser sei bei einer Spundwandlösung überflüssig.

Der von der Stadt Mannheim beauftragte Gutachter Ronald Haselsteiner hatte in der Tat immer erklärt: Ein Damm mit einer statisch selbsttragenden Spundwand müsse nicht verteidigt werden, ein Dammverteidigungsweg sei also nicht notwendig. Er sieht in seinen Planungen lediglich einen Deichkronenweg als Betriebs- und Unterhaltungsweg vor, und zwar in einer befestigten Breite von 3,50 Metern.

Unstrittig ist immerhin, dass Bewegung in die Sache gekommen ist. Wie das Regierungspräsidium ebenfalls am Dienstag mitteilte, sind erste Planungsgespräche bereits für Ende Januar terminiert.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke