Mannheim. Warme Sonnenstrahlen setzen die Mannheimer Innenstadt am Samstag perfekt in Szene – und bieten damit die ideale Kulisse für die Monnem Pride. Der Christopher Street Day, bei dem 5000 Teilnehmende die Vielfalt der LSBTIQA+ Community gefeiert haben, sowie für die Rechte von schwulen, lesbischen, bisexuellen, trans, inter und queeren Menschen einstehen, hat rund 7000 Personen in die Quadrate gelockt. Seit diesem Jahr veranstaltet der neu gegründete Verein Monnem Pride die Demonstration. Vereine, Unternehmen, Parteien und Gruppen sowie Drag Queens sind pünktlich um 13 Uhr an der Schafweide gestartet und über die Breite Straße sowie die Fressgasse gelaufen, um schließlich über die Planken ans Ziel auf dem Alten Messplatz zurückzukehren. Dabei ging es laut, farbenfroh und politisch zu.
Robin, sein Freund Max sowie deren Kumpel Michi schauen dem Zug nahe der Alten Feuerwache zu. „Der CSD ist super“, sagt Robin. „Man fühlt sich hier sehr sicher.“ An seiner neuen Heimat Mannheim schätzt das junge Paar, dass es viele Vereine gibt, die sich für Queere Vielfalt einsetzen. Saskia ist lesbisch und Antonia bisexuell. Für die Karlsruherin Saskia ist die Demo Pflichtprogramm, da sie sich für Gleichberechtigung und Gleichstellung einsetzt. „Mensch ist Mensch“, betont sie. „Leben und leben lassen.“ Daher setzt sie sich für die Akzeptanz der Community ein. Yvonne und Jens sind ein Paar aus Ludwigshafen, das sich für queere Rechte einsetzen will. Die Community unterstützen wollen auch Dennis und Fabian, die Puppies sind.
Der Song „Born This Way“ hallt aus den Lautsprechern eines Wagens, der über die Planken rollt. Links und rechts neben der Straße tanzt Jung und Alt. Zahlreiche Leute tragen figurbetonte Outfits, wie Minikleider, kurze Tops, Hotpants zu Netzstrumpfhosen. Viele haben Regenbogenfahnen über die Schultern drapiert, buntes Make-Up, das mit der Sonne um die Wette glitzert. In der Fressgasse sorgt der Sommerhit „Bauch, Beine, Po“ von Shirin David für gute Laune.
Vielfalt ist cool und Vielfalt ist Party!
Manuel feiert mit seinen Freunden Bertug und Danny. „Wir wollen ein Zeichen setzen“, so der Mannheimer. Gerade in Zeiten, in denen es Gegenwind von der Rechten Szene gibt. Auch Vorurteile möchte er aus der Welt schaffen. „Nicht jeder schwule Junge ist automatisch feminin.“ Diversität helfe den Menschen, offener zu werden. Wichtig ist dem Trio auch beim CSD Spaß zu haben. „Vielfalt ist cool und Vielfalt ist Party“, betont Manuel.
Anna Lena, Charles, Hemera und Bojana loben die Stimmung, weisen aber auf die Notwendigkeit hin, für die Rechte der Queeren Szene auf die Straße zu gehen. „Jeder soll lieben, wen er will“, findet auch Svenja. Helen, Chiara, Jule und ihr Freund Dennis arbeiten im Sozialen Bereich. Am Alter lassen sie den Nachmittag ausklingen. Gleichberechtigung ist den Freunden wichtig. „Es ist schön, Menschen zu treffen, die die gleichen Werte teilen“, lobt Jule.
Manuel Flickinger, LGBTIQA+-Aktivist und Reality-TV-Star aus der Region sowie Alexander Elsholz führten den Wagen des Queeren Zentrums Mannheim (QZM) an. „Wir laufen immer als Künstlerpaar“, sagt Flickinger gut gelaunt. Mit ihren bunten Kostümen in schillernden Regenbogenfarben sowie bunten Federn samt passenden Hüten zogen sie zahlreiche Blicke auf sich – und auch beim anschließenden Straßenfest auf dem Alten Messplatz erfüllte das Duo vielen Fans den Wunsch nach einem gemeinsamen Foto.
„Ich fand’s schön. Klar, Mannheim ist ja meine Hood“, lobt Flickinger. Zwar seien die Demos in Köln und Stuttgart größer. „Aber Mannheim ist dafür kleiner und goldiger“, sagt er. „Und ja, ich bin immer gerne hier.“ Elsholz fand bisher den CSD in Köln am besten. „Es hat geregnet ohne Ende, aber die Stimmung war Bombe.“
Für Flickinger ist es eine Selbstverständlichkeit beim Monnem Pride dabei zu sein. Besonders wütend gemacht hat ihn eine Bemerkung von Bundeskanzler Friedich Merz in der Show „Maischberger“, der sich hinter Bundestagspräsidentin Julia Klöckner stellte und verlauten ließ: „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt“, auf das man beliebig Fahnen hisse. „Ich finde es unglaublich diffamierend, wenn ein Bundeskanzler uns als Zirkus bezeichnet“, betont Flickinger. „Wir sind keine Zirkuspferde von Herrn Merz, sondern wir sind hier, um für Minderheiten einzustehen. Und gerade in der Zeit, wo Donald Trump wieder da ist, wo alles wieder irgendwie einen Rückschritt macht.“ Gerade in dieser Zeit sei eine solche Bemerkung von Merz besonders hässlich.
CSD in Mannheim 2025: Politische Statements sind Teil der Monnem Pride
Die Äußerung von Merz beschäftigt auch Max, Amelie und Juliana, die mit politischen Plakaten unterwegs sind: „Mein Zirkus, meine Affen, mein Clown“ neben einem Foto von Merz. „Wir wollen für Queere Rechte einstehen“, betont Juliana. Josef, Monika und Wiltrud sehen es gar als ihre demokratische Pflicht, auf die Monnem Pride zu gehen.
„Wir wollen ein Zeichen setzen gegen die politische Haltung von Julia Klöckner“, sagt der Heidelberger. Auch wenn die Leute friedlich miteinander feiern: Generell ist der Ton auf den Plakaten in diesem Jahr besonders politisch. Sprüche wie „The First Pride was a Riot“ zeigt, dass der CSD keine reine Spaßveranstaltung ist, sondern auf einen ernsten Hintergrund aufmerksam macht.
Auf dem Alten Messplatz startete um 16 Uhr das Straßenfest zunächst mit einem DJ-Set. Zudem waren regionale Künstlerinnen und Künstler wie Flamyngus, Willmann, Kerosin95, Satarii & Azlay, Gialu & Aufmischen, JNNRHNDRXX, und Grace the Floor auf der Bühne zu sehen. Auf der Neckarwiese heizten Acts wie Shayma AlQueer, Miss Onyx sowie Gianni der Menge ordentlich ein. Zudem laden Foodtrucks mit kühlen Getränken und diversen Köstlichkeiten von Falafel bis Mac and Cheese dazu ein, sich nach dem rund 3,6 Kilometer langem Marsch zu stärken.
Susanne Hun, Versammlungs- und Veranstaltungsleitung sowie im Vorstand von Monnem Pride, blickt zufrieden auf die Demonstration zurück. „Die Demo verlief fast die ganze Zeit wunderbar“, lobt Hun. Die Demonstration an sich sei deutlich politisch gewesen. „Sie war deutlich kämpferisch und angemessen der Zeit. Es gab ganz wenig, wo wir korrigieren mussten.“ Teilweise sei der Zug zu schnell vorangeschritten, räumt sie ein. „Wir dachten eigentlich, das wäre hier gut, wenn man im gemäßigten Demotempo in drei Stunden läuft.“ Aber wenn vorne gute Musik laufe, gehe es natürlich schneller, sagt Hun und lacht. „Das ist dann das Learning für nächstes Jahr, da müssen wir gucken, dass wir ein bisschen langsamer sind.“ Wie im Vorjahr gab es Ruhezonen. „Weil wir wissen, dass manche Menschen einfach nur einen Teil der Strecke laufen können, sich lieber ausruhen und warten, bis dann der Zug wiederkommt.“
Die Demo sei zudem sehr friedlich und ohne Zwischenfälle verlaufen, so Hun. „Es war in großen Teilen ein schöner Umzug, es hat Spaß gemacht, die Leute waren gut drauf.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Lasst uns beim CSD in Mannheim gemeinsam Mut beweisen