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Quidditch-Teams messen ihre Kräfte beim magischem Spiel in Mannheim

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Tanja Capuana
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Die Regeln lernt man am besten im Spiel: Die Quidditch-Teams messen auf dem 48er-Sportplatz ihre Kräfte – Harry Potter ist dabei eher Nebensache. © Tanja Capuana

Mannheim. Auf dem 48er-Sportplatz ist an diesem Sonntagvormittag einiges geboten. Zwei Sportlerteams in Trikots messen bei einem Match auf dem Rasen ihre Kräfte, während die Zuschauer mitfiebern. Doch Halt: Warum haben die Spielerinnen und Spieler Besenstiele zwischen die Beine geklemmt, während sie über das Feld flitzen?

Quidditch-Trainer Patrick und Justine Borchardt zeigen, wie man ein Tor wirft. © Tanja Capuana

Hat das etwas mit der Walpurgisnacht zu tun? Oder doch eher mit Fußball? Bei längerem Zuschauen erkennt man: Weder Hexen noch Fußball haben etwas mit dem außergewöhnlichen Spektakel namens Quidditch gemein. Zwar sind auch Bälle involviert, doch das Regelwerk ist kein Fußball-Abklatsch. Eine Besonderheit ist, dass die Spieler mit einem Besenstil zwischen den Beinen spielen - eine Hommage an Harry Potter, denn Bekanntheit erlangte Quidditch nicht zuletzt, da die Sportart aus der beliebten Buchreihe stammt.

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Die Mannheimer Greife haben mit insgesamt sechs Mannschaften ein Turnier mit Freundschaftsspielen auf die Beine gestellt. Eigentlich hätte es ein ganzer Spieltag werden sollen, doch nicht alle Teams der Liga waren einsatzbereit. „Die Sportart punktet nicht zuletzt durch ihre Vielseitigkeit“, erklärt Justine Borchardt, Erste Vorsitzende der Mannheimer Greife und Kapitänin des Teams. Sie enthalte etwa Elemente aus dem Rugby, denn „Tackeln“ gehört dazu, aber es gebe auch Elemente aus dem Handball.

Die Tore bestehen aus Ringen. Die jeweilige Farbe der Stirnbänder bestimmt die Aufgabe des Spielers, sei es Chaser (Jäger), Beater (Treiber), Seeker (Sucher), oder Keeper (Hüter). Bludger-Bälle werden genutzt, um andere Spieler zu treffen, und sie etwa vom Torewerfen abzuhalten. Jäger und Hüter werfen Tore mit der Quaffel, einem Volleyball.

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Eine besondere Aufgabe hat der Schnatz: In der 17. Minute betritt die gelbgekleidete Person das Spielfeld und muss aufpassen, dass die Seeker nicht an seine Schnatz-Socke kommen und ihm den darin enthaltenen Tennisball wegnehmen. Die Regeln lerne man meist durch das Spielen selbst, beruhigt Kapitänin Borchardt. Am Ende steht jedoch auch der Spaß im Mittelpunkt, sagt Teamkollege Zabo Degenhardt.

Wenn die Teams auf dem Spielfeld zugange sind, wird es um sie herum laut. Fans und Zuschauer feuern sie lautstark an, jubeln bei jedem Tor, das gleich zehn Punkte liefert. Manches Mal geht einer der Spieler zu Boden, vor allem wenn der Schnatz-Läufer sich gegen die Angriffe der Spieler wehrt, um seinen Schnatz zu schützen. Unter den Zuschauern sind auch die Freunde Ben und Simon. Beide sind große Harry Potter-Fans. „Es macht Spaß zuzuschauen“, sagt der achtjährige Ben. Der neunjährige Simon, der es sich mit seinen Eltern auf einer Decke im Gras bequem gemacht hat, nickt. „Ich würde das gerne mal ausprobieren“, sagt er und beobachtet die Spieler aufmerksam. Der Zauberlehrling aus Hogwarts wird immer mehr zur Nebensache. Inzwischen hat sich der Sport zu einer eigenständigem Vollkontaktsportart entwickelt. „Man muss kein Harry-Potter-Fan sein, um den Sport zu machen“, sagt Borchardt.

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Sie selbst sei zwar aus diesem Grund dazugekommen, aber das gelte nicht für alle. Michael Linzing etwa, ein ehemaliger Spieler aus Darmstadt und an diesem Tag als Fan seines Teams dabei, ist sogar vom Hype um Harry Potter eher genervt. Er ist über die Deutschen Meisterschaften zu dieser Sportart gekommen. „Ich habe gesagt, das ist ein Spiel, das ich spielen will“, sagt er. Ihn habe die Komplexität gereizt. „Einzelkämpfer können nicht erfolgreich sein, wenn sie nicht mit ihrem Team zusammenspielen.“ Er schätzt am Quidditch, dass es ein sehr inklusiver Sport ist, bei dem alle Geschlechter gemeinsam spielen. Tatsächlich sind Männer, Frauen und Non-Binäre in einem Team, betont Patrick Borchardt, Quidditch-Trainer und Mitbegründer des Vereins, der seit 2016 besteht und seit 2017 auch Vollmitglied im Deutschen Quidditchbund ist. Nach drei Stunden geht der Spieltag zu Ende. „Es haben alle gut gespielt“, sagt Patrick Borchardt. An den Deutschen Quidditchmeisterschaften nehmen die Greife dieses Jahr aber nicht teil. Aus personellen Gründen. Wegen der Pandemie hätten manche den Verein verlassen. Darum hofft er auf neue Mitspielende: „Wir suchen immer Leute“, sagt Borchardt.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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