Soziales

Queeres Zentrum Mannheim: „Wir brauchen eine Immobilie“

In Mannheim soll ein „Lifecycle-Haus“ der queeren Community errichtet werden. Kita, Beratungsräume und Quartierangebote sollen Platz finden. Die Stadtgesellschaft soll profitieren. Doch es gibt einen Knackpunkt

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Lea Seethaler
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Nur eine von vielen Veranstaltungen, die das QZM in Mannheim auf die Beine gestellt hat: Die Monnem Pride, vormals Christopher Street Day. Neben der Großevent organisierte es aber auch über 200 kleinere Events in den letzten Jahren. © Christoph Blüthner

Mannheim. Der Appell und das Fazit von Katrin Hofner und Susanne Hun vom Queeren Zentrum (QZM) im Hauptausschuss sind klar: Beim QZM läuft es sehr gut, man sei zufrieden mit der Arbeit. Um aber Einnahmen generieren zu können, und sich selbst tragen zu können, brauche es ein Grundstück und eine Immobilie.

Denn die bisherige Übergangslösung in den Quadraten in G7,14 ist zwar schick und einladend, hat aber einige Nachteile. Der größte für den Verein: der Mangel an einzelnen Räumen. Im QZM gibt es einen großen Raum, in dem auch eine Bar ist. Die im Finanzkonzept vorgesehene Vermietung an Dritte ist aber so in der aktuellen Immobilie schwer bis gar nicht möglich, so das QZM.

Großer Veranstaltungsraum fürs ganze Quartier geplant: Das queere Lifecycle-Haus

Deshalb, und auch wegen des Ansatzes als „Leuchtturmprojekt“, das von Mannheim aus strahlen soll, liegt ein Konzept des neuen QZM als sogenanntes Lifecycle-Haus vor.

Das soll nicht nur viele Räume bieten. Sondern auch so große, dass die ganze Stadtgesellschaft davon profitieren kann. Laut QZM hat sich für den Erwerb des Grundstücks und des Bauhauses der schon an erfolgreichen Bauten beteiligte Projektentwickler Sebastian Wipfler bereit erklärt. Das QZM würde dieses dann von ihm mieten.

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Dort sollen dann Platz finden: Kindertagesstätte, Jugendtreff, Büroräume, Café, Co-Working und Beratung und Training für die lokale Wirtschaft. Zudem auch kulturelle Angebote und Wohn- sowie Begegnungsmöglichkeiten. „Das Lifecycle-Haus belebt damit das Quartier und kann eine Scharnier-Funktion zwischen Wohnbereichen und Geschäftsvierteln sein“, so die Verwaltung in ihrer Vorlage.

QZM Mannheim befindet sich schon seit mehreren Jahren auf Grundstückssuche

Einen Haken hat die Sache. Schon lange sucht das QZM ein Grundstück und es wird Zeit, wie auch Stadtrat Reinhold Götz (SPD) betont, dass man hier zügig ein solches findet, dass das QZM sich selbst finanzieren kann. Das wird auch in der Vorlage der Verwaltung mehrfach betont. Götz lobt indes das „beeindruckende“ Konzept und betont seine Wichtigkeit für den Vielfaltsort Mannheim: „Kaum ein Verein legte bisher so ein stimmiges und detailliertes Konzept vor.“

Auch Stadtrat Dennis Ulas (LTK) meldet sich zu Wort. Er sagt: „Rund zehn Prozent der Menschen sind queer. Hier geht es nicht um eine kleine Randgruppe.“ Es sei wichtig, das vorbildliche Konzept des QZM mit den vorgelegten Plänen weiter zu stärken. Gerade in Zeiten, in denen „im Gemeinderat gefordert wird, Mittel für die queere Community komplett zu streichen“, so Ulas.

Mannheimer OB Christian Specht: „Haben nicht viele Grundstücke. Aber viele Leerstände“

In Mannheim hat das QZM nach Angaben von Hun und Hofner 178 Mitglieder, 206 Ehrenamtliche betätigen sich dort. Das ehrenamtliche Engagement im QZM lobt explizit auch Oberbürgermeister Christian Specht (CDU). 211 Veranstaltungen wurden in Mannheim bisher gestemmt, davon drei Großprojekte, unter anderem die Monnem Pride, also der Christopher Street Day, der tausende Menschen nach Mannheim lockte. Hun und Hofner betonen, Ziel des QZM seien Schaffen von Raum, Vernetzen, Fördern von Begegnung und Aufklären. Und sie machen schon Lust auf neue Events: So kündigen sie etwa die erste queere Jobmesse an.

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„Wer sich vor Ort überzeugt, kann erkennen, welche Arbeit im QZM geleistet wird“, sagt Specht. Viele Stadträte sind indes einig: Es brauche weitere Zuschüsse. Götz formuliert derweil einen „Appell Richtung Verwaltung, zügig Angebote Richtung Grundstücke zu unterbreiten“. Specht sagt: „Grundstücke haben nicht so viele, aber wir haben sehr viele Leerstände von Gebäuden.“

Wenn sich dann Grundstück oder lediglich Immobilie finden, schweben dem QZM-Team viele Ideen vor, von denen auch die lokale Wirtschaft profitieren soll. Co-working, Beratungsstelle für Firmen zu Diversität, Gleichstellung und Inklusion, soll der Ort auch sein. Erfahrungen aus etwa der Zusammenarbeit mit der MVV und dem Mannheimer Bündnis bestätigten hier den Bedarf sowohl an Räumen als auch an der Expertise des QZM, so auch die Verwaltung. Zudem will man Bündelpunkt für internationale Austauschprogramme sein.

Pflege-WG und Kita in Mannheim könnten Platz im queeren Lifecycle-Haus finden

Zur geplanten Kindertagesstätte erläutert die Verwaltung: „Nach wie vor besteht Bedarf an Kindertagesstätten. Eine Kindertagesstätte unter dem Dach des QZM arbeitet fachlich unabhängig, aber kann von Anfang an ein diskriminierungsarmes Konzept für Mitarbeitende, Eltern und Kindern entwickeln und mit Begegnungen und gemeinsamen Veranstaltungen umsetzen.“ Die Erfahrungen der Zertifizierung von Altenpflegeeinrichtungen bestätigten, dass solche Konzepte für Mitarbeitende attraktiv sind, so die Stadt.

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Zu den Wohnangeboten spezifiziert die Verwaltung, dies könnten WGs im Alter und perspektivisch eine Pflege-WG sein. Auch für Vereinsräume und ein Archiv zur Gegenwart und Geschichte von queeren Menschen in der Metropolregion soll es Platz geben. Und auch die Psychologische Schwulen- und Lesbenberatung Rhein-Neckar entwickle sich weiter, benötige größere Räume.

Der neue Standort müsse zudem zentral und gut sowie sicher erreichbar sein. Der Gemeinderat hat mehrfach eine Förderung des Aufbaus und Betriebs des QZM entschieden. Zuletzt in den Haushaltsberatungen 2023. „Ein neuer Standort muss zeitnah gefunden werden“, heißt es abschließend in der Vorlage.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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