Mannheim. Auf der Terrasse des Restaurants „OhJulia“ im Mannheimer Einkaufszentrum Q6/Q7 stapeln sich die Tische und Stühle schon seit mehr als vier Wochen. Von Renovierungsarbeiten oder sonstigen baulichen Maßnahmen ist jedoch nichts zu erkennen. Auch vom Betreiber oder sonstigen Mitarbeitenden ist niemand zu sehen. Lediglich ein rot-weißes Flatterband hängt im Eingangsbereich, das auf eine Schließung des Restaurants deuten lässt.
Gleichzeitig berichtet eine Leserin von einer Geruchsbelästigung im Treppenhaus des Gebäudes. Seitdem das Lokal geschlossen habe, „stinkt es bestialisch im Hausflur. Die Sportler, die ins Fitnessstudio gehen, haben sich auch schon darüber beschwert, weil der Gestank Würgereiz auslöst“, sagt sie und betont: „Das stinkt furchtbar.“
Betreiber des "OhJulia" in Mannheim: Nur eine Verkettung unglücklicher Umstände?
Sie selbst besuche fast jeden Tag das Fitnessstudio, das sich im zweiten Stock befindet. Um zu lüften, stünden tagsüber sämtliche Fenster im Treppenhaus sowie die Eingangstür zum Gebäude offen, berichtet die Leserin weiter. Das ist auch der Fall, als wir uns ein Bild vor Ort machen. Zudem riecht es, wie von der Leserin beschrieben, übel.
Ein Mann, der im Treppenhaus auf dem Weg zum Sport ist, bestätigt die Geruchsbelästigung in den vergangenen Wochen. Ebenso ein Mitarbeiter des Fitnessstudios, der sagt: „Es riecht, als ob etwas am Gammeln ist.“ Anfangs sei es schlimmer gewesen. Insbesondere im Eingangsbereich auf der Terrasse sei der Gestank jedoch noch deutlich wahrzunehmen. Unsere Eindrücke vor Ort bestätigen die Schilderungen.
Darauf angesprochen, kann der Betreiber des „OhJulia“ den Gestank nicht wegdiskutieren. Nach seinen Angaben handelt es sich um eine Verkettung unglücklicher Umstände. Nachdem das Lokal am 17. Mai zunächst wegen eines Wasserschadens habe schließen müssen, sei ein Kühlraum ausgefallen. Eine Sicherung sei demnach herausgesprungen. Gemerkt habe er das erst „ein paar Tage später, weil ich wegen der Schließung eine Zeit lang nicht im Lokal war“, begründet er. Die Folge seien die vergammelten Nahrungsmittel gewesen. Alles Mögliche sei in dem Kühlraum gelagert worden, auch Fleisch. „Es ist eine Katastrophe“, gibt der Gastronom zu.
Betreiber und Q6/Q7 machen unterschiedliche Angaben
Er habe sich schließlich intensiv um die Beseitigung der Geruchsbelästigung gekümmert. „Wir haben alles gemacht“, betont er. Zum Beispiel sei eine komplette Grundreinigung des Lokals veranlasst worden, die geholfen habe: „Wir merken erfreulicherweise, dass der Geruch zum großen Teil verschwunden ist.“ Dennoch: In Luft aufgelöst hat sich der Gestank aber noch lange nicht.
Das Q6/Q7 macht auf Anfrage andere Angaben. Demnach war dem Gastronom laut einem Sprecher des Einkaufszentrums eine Frist bis zum 5. Juni für eine Reinigung gesetzt worden. Dieser sei der Betreiber jedoch nicht nachgekommen. Er habe sich zwar gekümmert, aber nicht ausreichend, so der Sprecher.
Das Einkaufszentrum habe die Sache deswegen selbst in die Hand genommen. Mehrfach sei eine großflächige Reinigung durchgeführt worden, jedoch nicht mit der erhofften Wirkung. Nun wolle das Center-Management Textilien wie Polstermöbel und Vorhänge reinigen lassen und diese luftdicht verpacken. Zudem werde der Innenraum mit speziellen Geräten entlüftet. Auch die Lüftungsanlage soll in den nächsten Tagen gereinigt werden, erläutert der Sprecher.
Weiter erklärt er, dass die Ursache für die seit mehr als einem Monat andauernde Geruchsbelästigung noch nicht eindeutig feststeht. „Wir haben Kenntnis davon bekommen, dass es verdorbene Lebensmittel gegeben haben soll“, sagt der Sprecher. Auch der Ausfall des Kühlhauses sei dem Einkaufszentrum zugetragen worden. Weil sich der Betreiber nach der Aufforderung selbst um die Reinigung kümmern wollte, hatten die Verantwortlichen des Q6/Q7 zunächst keinen Zutritt zum Laden bekommen, um sich ein Bild machen zu können, heißt es seitens des Sprechers. Den hätten sie nach Ablauf der Reinigungsfrist jedoch erhalten.
Doch nicht nur das „OhJulia“ ist derzeit geschlossen, sondern auch das von demselben Gastronomen betriebene „La Cuisine“ im Untergeschoss des Q6/Q7. Hier habe laut dem Sprecher ebenfalls ein Hygieneproblem bestanden, weswegen der Laden gereinigt werden musste. Der Betreiber macht dafür wie im „OhJulia“ eine „Störung der Kühlanlagen“ verantwortlich. „Sie gehört uns nicht allein. Wir haben keinen Einfluss auf die Reparatur“, sagt er. Das müsse der Eigentümer veranlassen.
In beiden Lokalen im Mannheimer Q6/Q7 zeichnet sich Betreiberwechsel ab
Beide Seiten betonen jedoch, dass die Lokale nicht - wie man meinen könnte - wegen der Geruchsbelästigung des „OhJulia“ oder anderen Hygienemängeln geschlossen haben. Dennoch: Die Türen freiwillig zugemacht hat der Gastronom offenbar nicht. Nennt er den bereits erwähnten Wasserschaden sowie die defekten Kühlanlagen als Grund für die lange Schließung, hört sich das vom Sprecher des Q6/Q7 anders an. Ein Wasserschaden sei nicht bekannt. „Wir können uns nicht zum Schließungsgrund äußern, weil ein Rechtsstreit anhängig ist“, sagt er, ohne weiter ins Detail zu gehen. Darauf angesprochen, äußert sich der Gastronom auf Nachfrage nicht.
„Wir hoffen, dass irgendwann wieder geöffnet ist. Uns fehlen die Gäste“, sagt er lediglich. Mit Blick auf den Rechtsstreit ist der Sprecher des Q6/Q7 da wenig optimistisch. „Das halte ich für ausgeschlossen“, sagt er. Ein Betreiberwechsel sowohl im „OhJulia“ als auch im „La Cuisine“ zeichnet sich damit wohl ab.
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