Mannheim. Das Lob kommt aus berufenem Mund: „Eine hervorragende Ausstellung“, sagte anerkennend Frédérique Boura, im französischen Kulturministerium Direktorin der Kulturbehörde der Normandie, „eine Ausstellung mit internationaler Dimension“. Mit diesen Worten würdigte Boura die neue Sonderschau „Normannen“ der Reiss-Engelhorn-Museen, die jetzt eröffnet worden ist.
Die Normannen seien „ein besonderes Bindeglied zwischen Deutschland und Frankreich“, erklärte sie, und hätten „eine Schlüsselstellung bei der Geschichte Europas“. Diese europäischen Werte zu verteidigen, sei wichtiger denn je, und solche kulturhistorischen Ausstellungen mit „Neugier für Andere“ seien eben eine hervorragende Form des Austauschs, so Boura, weshalb ihre Behörde gerne mehrere hochkarätige Leihgaben geschickt habe. Die Mannheimer Ausstellung wandert auch 2023 nach Rouen, der Hauptstadt der Normandie.
Normannen-Ausstellung: Eintritt und Führungen
- Die Ausstellung läuft bis 26. Februar 2023 im Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen in C 5.
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr, an baden- württembergischen Feiertagen 11 bis 18 Uhr, nur 24. und 31. Dezember geschlossen.
- Eintritt: Erwachsene 13,50 Euro, Kinder/Jugendliche (6 - 18 J.) 4,50 Euro, Begünstigte 11,50 Euro.
- Katalog: „Die Normannen“,Verlag Schnell & Steiner, 528 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Museumspreis 34,95 Euro, im Buchhandel 45 Euro. Entdeckerheft für Kinder für zwei Euro.
- Führungen: öffentliche Führungen jeden Sonntag um 15 Uhr, öffentliche Kuratoren-Führungen am 9.10., 13.11., 11.12.2022 und 15.1. und 12.2.2023 jeweils um 13 und 15 Uhr, nur Eintritt, Teilnahme frei dank Unterstützung der MVV.
Diese internationale Dimension hob auch Oberbürgermeister Peter Kurz hervor. Angesichts des aus mehreren Ländern besetzten wissenschaftlichen Beirats und der Leihgaben aus acht Ländern gleiche die Sonderschau einem „Europa-Fest in Mannheim“. Bei den „Normannen“ handele es sich laut Kurz erneut um eine große kulturhistorische Ausstellung, die „den Blick auf Europa vertieft“ und einen neuen Blick auf das Mittelalter ermögliche, das eben „nicht nur ein dunkles Zeitalter“ gewesen sei. Dass den Reiss-Engelhorn-Museen dies in schwieriger Zeit gelungen sei, „zeigt die Kraft dieses Hauses“, lobte der Oberbürgermeister die „großartige Ausstellung“ und die Verantwortlichen.
Die „Jägerinnen des Schatzes“
„Ich habe das nur geerbt“, entgegnete bescheiden Generaldirektor Wilfried Rosendahl, denn die Vorbereitung begann bereits 2018 in der Ära von seinem Vorgänger Alfried Wieczorek. Es sei ein Projekt „mit ganz viel Schaffenskraft, ganz viel Budget“, so Rosendahl, und er „hoffe, dass so etwas auch in Zukunft noch geht, denn die Zeiten sind nicht einfacher geworden“, erklärte der Generaldirektor. Mit einer „großen Gemeinschaftsarbeit“ sei es aber auch jetzt wieder möglich geworden, das zu stemmen, dankte er allen Abteilungen: „Wir brennen eben für das, was wir tun“, so Rosendahl. Sein besonderer Dank galt den, wie er sie nannte, „Jägerinnen des normannischen Schatzes“, dem vierköpfigen Kuratorinnenteam sowie ihrer Leiterin, Direktorin Viola Skiba.
Auf sie, so verriet Alfried Wieczorek, geht die Idee zurück, als sie während der Päpste-Ausstellung 2017 vorschlug, sich den Normannen zu widmen. Nach seiner Pensionierung habe Skiba das Projekt „großartig eigenständig zu Ende geführt“ und angesichts hochkarätiger Leihgaben ein „Riesenhighlight von unglaublicher Qualität“ geschaffen. Wieczorek ist daran aber nicht unbeteiligt - mit der von ihm weiter geführten Bassermann-Kulturstiftung zählt er zu den Haupt-Geldgebern des Millionenprojekts. „Wir wissen, dass hier Qualität ausgestellt wird, hier legt man sein Geld gut an“, bekräftigte in einer von Raimund Gründler moderierten Gesprächsrunde ein weiterer wichtiger Förderer, Christoph Dahl von der Baden-Württemberg-Stiftung. Dem schloss sich Martin Hoernes (Ernst von Siemens Stiftung) an. Sie wolle Museen dann fördern, wenn Ausstellungen von deren Mitarbeitern selbst erarbeitet werden, „nicht nur eingekaufte Blockbuster gezeigt werden“, erklärte Hoernes. Zudem sei an den Normannen die frühe Globalisierung zu erkennen: „Da plündern, dort verkaufen - das sind auch Dinge, die Unternehmen heute machen“, merkte er augenzwinkernd an.
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Zumindest könne man in der Ausstellung „vernetzte Geschichte erleben“, erklärte Viola Skiba. Auch wenn der Titel „Normannen“ laute, beleuchte man nicht nur die Rolle der Männer, sondern ebenso ihrer Frauen, stellte sie klar. Ohnehin handele es sich bei dem Begriff „Normannen“ um eine Fremdbezeichnung. Die Völker, wo die Skandinavier als Eroberer eingedrungen seien, hätten von Nordmännern gesprochen, erläuterte Bernd Schneidmüller (Universität Heidelberg), mit seinem Kollegen Nikolas Jaspert Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats. Die Eigenbezeichnung der Seeräuber sei zunächst Wikinger gewesen, aus denen sich dann durch Migration und Integration die Normannen entwickelten.
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