Das Museumsschiff wird doch nicht verschrottet. Nach langer Diskussion hat der Stiftungsrat des Technoseums entschieden, das größte Exponat des Museums an den Verein abzugeben, der es sanieren und dann selbst betreiben will. Der 1929 gebaute Schaufelraddampfer liegt seit 1986 als Museumsschiff unterhalb der Kurpfalzbrücke. Er ist aber seit Ende 2018 für die Öffentlichkeit geschlossen, da die Betriebsgenehmigung auslief und die Arbeiten für einen neuen „Schiffs-TÜV“ dem Technoseum zu teuer waren.
Laut einer Mitteilung des Technoseums fiel die Entscheidung im Stiftungsrat, dem Vertreter von Stuttgarter Ministerien ebenso wie des Mannheimer Gemeinderats und der Stadt angehören, einstimmig. Informationen dieser Redaktion zufolge gab es aber ein längeres Ringen, weil manche Mitglieder des Gremiums dem Verein nicht zutrauten, den Betrieb wirklich langfristig zu sichern. Der Vorsitzende Rolf Götz, als Bloomaul geehrter Unternehmer, und sein Stellvertreter Christian Kühnle, zugleich im Vorstand des Mannheimer Schifffahrtsvereins, mussten dem Stiftungsrat ihr Finanz- und Betriebskonzept erläutert. Dann wurden sie hinausgebeten, schließlich für weitere Fragen wieder hereingeholt.
Mahnende Worte
Der oberste Vertreter des Landes im Stiftungsrat ist Arne Braun, früherer Regierungssprecher von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und nun für Kunst zuständiger Staatssekretär. Er wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert, dass mit der Entscheidung „die Grundlagen für einen erfolgreichen Weiterbetrieb des Museumsschiffs durch den Verein gelegt“ seien. Nun sei „der Verein in der Verantwortung“. Die beiden Träger des Technoseums also Land und Stadt, „werden darauf achten, dass der Verein mit den finanziellen Mitteln verantwortungsvoll und entsprechend seines vorgestellten Betriebskonzeptes umgeht, da das Land und die Stadt bei Auflösung des Vereins in eine Mitverantwortung hineingezogen werden,“ so die Formulierung, die Braun dem Vernehmen nach äußerst wichtig war. Gemeint damit ist, dass das Land sich verpflichtete, bei einem Scheitern des Konzepts die Kosten der Schadstoffentsorgung bei einer Abwrackung zu zahlen.
Kulturbürgermeister Michael Grötsch, derzeit Stiftungsratsvorsitzender, erklärt, dass mit der Entscheidung der bereits im Stiftungsrat im April 2022 gefasste Beschluss zur Übertragung des Eigentums an den Verein „final bestätigt“ werde. „Damit wird das ehrenamtliche Engagement des Vereins gewürdigt und dieser hat Planungssicherheit, um die weiteren Schritte einzuleiten“, so Grötsch. Laut Museumsdirektor Andreas Gundelwein folge der Stiftungsrat mit der Entscheidung, den Raddampfer abzugeben, „ausdrücklich der Empfehlung des Museums“. „Auch für uns ist dies die bestmögliche Lösung“, wird er zitiert. Gundelwein ist aber erst seit Januar im Amt, die ganzen Verhandlungen liefen vor seiner Amtszeit. Ohne Abgabe an den Verein wäre das historische Schiff zerschnitten im Hochofen gelandet.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Museumsschiff des Mannheimer Technoseums: Jede Chance nutzen