Postquadrat

Postquadrat in Mannheim: Ewige Hängepartie zieht sich weiter

Die Käufer von 140 Eigentumswohnungen des Postquadrats in Mannheim verlieren weiter ihr Geld. Bereits seit mehr als zwei Jahren dürfen sie nicht einziehen. Nun wollen sie nicht mehr tatenlos zusehen und machen mobil

Von 
Kai Plösser
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Keine schöne Visitenkarte für Mannheim: Das Postquadrat in der Schwetzingerstadt, das seit der Insolvenz des Projektentwicklers eine Bauruine ist. © Bernhard Zinke

Mannheim. Sie sollten schon lange eingezogen sein, doch kommen sie seit mehr als zwei Jahren nicht in ihre neu erworbenen Wohnungen rein. Seit der Insolvenzanmeldung des Projektentwicklers Eyemaxx Real Estate im November 2021 herrscht im Postquadrat in der Schwetzingerstadt ein Baustopp.

Nun machen die Käuferinnen und Käufer von rund 140 Eigentumswohnungen mobil. Eine Interessensgemeinschaft, wie es deren Sprecher Torsten Theiß nennt, findet sich dazu am Freitagnachmittag vor dem Gebäudekomplex nahe des Hauptbahnhofs ein. Mit Pappschildern machen sie in der Heinrich-von-Stephan-Straße ihrem Unmut Luft. Sie wollen der Hängepartie nicht mehr tatenlos zusehen.

Eigentümer kritisieren fehlende Kommunikation

Theiß, der nach eigenen Aussagen 2018 die erste Wohnung im Postquadrat gekauft hat, erzählt, dass seine Wohnung zu 92 Prozent fertig sei. „Die wäre in zwei Tagen fertig und einzugsbereit“, betont er. Vor allem regt er sich über den in seinen Augen nicht vorhandenen Dialog auf. „Es wird nur über uns geredet, nicht mit uns. Wir haben null Infos. Wir werden immer wieder auf den Insolvenzverwalter verwiesen“, sagt er dieser Redaktion.

Das Mannheimer Bauprojekt Postquadrat von der Reichskanzler-Müller-Straße im vergangenen Sommer aus gesehen. © Christian Schall

Insolvenzverwalter Andreas Kleinschmidt kann tatsächlich nicht viel sagen, was nicht schon bekannt ist. „Der Stand ist unverändert“, sagt er am Telefon. Weiter befindet er sich in Gesprächen mit einer Bietergemeinschaft.

Insolvenzverwalter: Wir verhandeln ein Angebot

Dabei handelt es sich dem Vernehmen nach um die zwei Bauunternehmen Diringer & Scheidel aus Mannheim sowie Heberger aus Schifferstadt. „Wir verhandeln seit längerem über ein Angebot. Wir müssen hinkriegen, dass wir das annehmen können“, sagt er. Ein Vorwurf an die Bietergemeinschaft soll das nicht sein, betont er.

Nach außen möge es den Anschein machen, als tue sich nicht viel, gesteht Kleinschmidt ein. „Aber wir führen fortlaufend Gespräche.“ Schritt für Schritt würden sich die Parteien nähern. Kleinschmidt betont aber auch: „Wir warten auf ein aussagekräftiges Angebot.“ Noch seien zu viele Positionen offen, die geprüft werden müssten.

Ende März soll ein neuer Insolvenzverwalter kommen

Wann er mit einer Einigung rechnet, darauf will sich Kleinschmidt nicht festlegen. „Ich tue mich schwer, etwas Festes zu sagen. Ich hab das nicht in der Hand. Wir tun alles, damit wir es hinbekommen.“ Nachgefragt bei der Wirtschaftskanzlei White & Case, für die Kleinschmidt arbeitet, hieß es, dass der letzte Zwischenbericht des immer noch vorläufigen Insolvenzverfahrens von November sei. Ende März solle es einen neuen geben.

Ärger um das Postquadrat in Mannheim: „Durchhalten und zusammenhalten“, sagt Torsten Theiß (vorne) zu seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern. © Kai Plösser

Das Problem dabei: Mit jedem Monat, jedem Tag, die sich die Verhandlungen weiter ziehen, verlieren die Käuferinnen und Käufer viel Geld, das in die Miete von Ersatzunterkünften, Kosten für eingelagerte Möbel, einen Teil des Kredits sowie Bereitstellungszinsen fließt.

Eigentümer zahlen zehntausende Euro drauf

Torsten Theiß hat nach eigener Aussage bisher 50 000 Euro draufgezahlt. Rund 20 000 Euro sind es bei Julia Weller, schätzt sie. „Es ist für uns ein wahrgewordener Albtraum“, sagt sie. „Wir mussten für die Übergangszeit kurzfristig in verschiedene Airbnb und Hotels. Aktuell zahlen wir Bereitstellungszinsen, die uns nichts bringen. Dazu Miete und Lagerungskosten für die Möbel“, schildert Weller. Doch es bleibe nichts anderes übrig: „Wir können nicht sagen: Zum Tag X ist es vorbei. Wir sind in der Situation gefangen.“

Johannes Wegener, der drei Wohnungen gekauft und dafür rund 1,5 Millionen Euro investiert hat, zahlt jeden Monat 1600 Euro Miete für seine möblierte Übergangswohnung. Wegener möchte zwei seiner neuen Wohnungen vermieten sowie eine selbst nutzen. Er macht einen Vorschlag: „Für uns wäre das Wichtigste, dass wir direkt mit Diringer & Scheidel verhandeln können.“

Skepsis gegenüber Sparkassen-Konsortium

Das Unternehmen solle den Käuferinnen und Käufern direkt ein konkretes Angebot unterbreiten, fordert er. „Da brauchen wir keinen Insolvenzverwalter, der alles herausschiebt. Wir sind zu Kompromissen bereit“, sagt Wegener. Er und die weiteren Käuferinnen und Käufer würden Mehrkosten in Kauf nehmen. Theiß drückt sich ähnlich aus: „Dann bezahlen wir eine gewisse Summe, aber verlieren nicht alles. Das wäre das größere Übel.“

Der Interessensgemeinschaft um Theiß ist bei der ganzen Sache besonders das Sparkassen-Konsortium, das den Fertigbau finanzieren will, ein Dorn im Auge. Es wird befürchtet, dass die Banken einen Investor suchen, der mehr Geld einbringen könnte und sich der Prozess deswegen so lange zieht, so Theiß.

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Albert Schlarp, zuständig für Marketing und Kommunikation bei der Sparkasse Vorderpfalz, die das Konsortium führt, äußert sich auf Anfrage zum Sachverhalt wie folgt: „Aktuell können wir keine weiteren Details bereitstellen, da sämtliche Entscheidungen und Maßnahmen vom Insolvenzverwalter als Bauherrn getroffen werden.“ Das Konsortium sei bestrebt, „die Situation voranzutreiben und positive Entwicklungen zu erreichen“.

Immerhin steht nächste Woche eine Gesprächsrunde zwischen dem Insolvenzverwalter sowie der Bietergemeinschaft und den Wohnungskäufern an, wie Kleinschmidt ankündigt und auch Theiß bestätigt. „Wir sind froh, dass die sich dazu bereiterklärt haben“, sagt er und hofft, dass Bewegung in die Sache kommt. Auch Insolvenzverwalter Kleinschmidt begrüßt den Austausch. Das Ende allerdings ist weiter offen.

Redaktion

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