Mannheim. Kaum auf dem Weihnachtsmarkt am Mannheimer Wasserturm angekommen, haben Jasmin Herm und Stefan Lutzenburg schon ihr erstes „Opfer“ im Auge. Eine Frau mit Kinderwagen, die im Gedränge steht und auf ihre Begleiterin wartet. Dass ihr Rucksack weit offen steht, ist ihr nicht bewusst. Mehr als eine Einladung für Taschendiebe, die nur noch zugreifen müssen - schon ist die Geldbörse weg. Also nähern sich Herm und Lutzenburg vorsichtig der Frau an: „Entschuldigung, Polizei Mannheim“, stellen sich die Beamten vor.
Herm und Lutzenburg sind an diesem Nachmittag mit zwei weiteren Kollegen des Polizeipräsidiums Mannheim im Rahmen der Präventionsaktion „Gelbe Hand“ unterwegs. In falscher Mission sozusagen: In Zivil spielt das Quartett die Rolle der vermeintlichen Taschendiebe. Abgesehen haben es „unsere vier Kriminellen“, wie sie Polizeisprecher Philipp Kiefner nennt, auf unaufmerksame Weihnachtsmarktbesucher. Denn hält man in der einen Hand die Wurst, in der anderen die Glühweintasse und lässt sich auch noch durch die bunten Stände ablenken, kann man schon mal das Auge für seine Wertsachen verlieren.
Im Gedränge ist besondere Vorsicht geboten
„Gerade in der Vorweihnachtszeit mit den vielen Einkaufsgelegenheiten und den Weihnachtsmärkten kommt es auch zum Gedränge“, sagt Kiefner. Eine Gelegenheit, die trickreiche Taschendiebe nur allzu gut auszunutzen wissen, und wofür die Polizei mit der Aktion sensibilisieren möchte. „Wir verteilen ,Gelbe Hände’, um Leuten, die Handtaschen, Taschen oder Rucksäcke nutzen, auf die Gefahren aufmerksam zu machen“, erklärt Kiefner.
Zwar greifen die Beamten nicht in die Rucksäcke und Taschen. Doch ganz so leicht kommen die fahrlässigen Weihnachtsmarktbesucher der Polizei wiederum auch nicht davon. Es folgt eine freundliche, aber gezielte Ansprache, in der die Beamten auf die jeweiligen Unachtsamkeiten aufmerksam machen. Zudem gibt es Tipps, wie man in Zukunft besser auf seine Wertsachen aufpassen kann. Schließlich wird noch die „Gelbe Hand“ ausgehändigt, die symbolisieren soll, wie leicht Taschendiebe hätten Beute machen können, und auf der die Ratschläge der Polizei noch mal nachzulesen sind.
„Zunächst sollte man schauen, dass man nur die Wertgegenstände mitnimmt, die man auch wirklich braucht“, sagt Behördensprecher Kiefner und zählt weitere Tipps auf: „Zum anderen sollte man seine Wertgegenstände möglichst nah am Körper tragen und seine Taschen, Rucksäcke verschlossen haben.“ Vor allem im Gedränge gelte es, besonders auf das Hab und Gut zu achten.
Nicht nur auf dem Weihnachtsmarkt, sondern auch an anderen belebten Orten, an denen in der Stadt Engpässe entstehen könnten. Kiefner nennt als Beispiel die Einstiegsbereiche der Stadtbahnen. Auch an Bankautomaten sollte man Vorsicht walten und die Augen offen lassen, dass niemand über die Schulter schaut, rät Kiefner. Schließlich sehen es die Täter neben Bargeld vor allem auf EC- und Kreditkarten ab.
Aktion der Polizei Mannheim stößt auf positive Resonanz
Bei den unachtsamen Weihnachtsmarktbesuchern stößt die Aktion der Polizei auf positive Resonanz. Sie nehmen die „Gelbe Hand“ gerne und dankbar entgegen. So auch Ulrike Hofmann: „Ich finde es gut, dass die Polizei darauf aufmerksam macht“, sagt Hofmann, deren Handtasche für Taschendiebe gut erreichbar über der Schulter hängt und geöffnet ist, als die Beamten sie ansprechen. Auf die Frage, ob sie etwas Wertvolles in der Tasche hat, holt sie ihren Geldbeutel heraus und verstaut ihn auf Ratschlag von Polizeibeamtin Herm in der Innentasche ihrer Jacke. „Ich habe normal meine Wertsachen in der Tasche drin. Bei dem ganzen Getümmel auf dem Weihnachtsmarkt vergisst man das manchmal“, gibt Hofmann zu.
Jaqueline Moy, das erste „Opfer“ der Beamten Herm und Lutzenburg, schlägt in die gleiche Kerbe. „Man vergisst manchmal, Rucksäcke oder Taschen zuzumachen.“ Es seien momentan viele Taschendiebe unterwegs. „Von daher ist es ein guter Hinweis, dann doch noch mal sicherheitshalber öfter nachzugucken“, sagt Moy und schlendert mit ihrer Begleiterin und dem Kinderwagen weiter über den Weihnachtsmarkt.
Die Beamten dagegen werfen ihre Augen weiter auf unachtsam getragene Taschen oder leicht erreichbare Geldbeutel in Hosentaschen, bevor sie am nächsten Tag wieder ihrem normalen Job nachgehen. „Wir sind ständig präsent auf den Weihnachtsmärkten“, sagt Behördensprecher Kiefner. „Die Polizei schaut auch dabei nach Taschendieben und macht die Leute auf Tatgelegenheiten aufmerksam.“
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