Mannheim. „Was ist da bei euch in Mannheim los?“ Solche Nachrichten sind bei Thomas Mohr auf dem Smartphone aufgeleuchtet. Worum es geht? Um die Polizeieinsätze am Dienstag an der Universität und in der Nacht auf Samstag auf der Rheinau, bei denen zwei Menschen ihr Leben verloren haben. Insgesamt sind es damit fünf Polizeieinsätze mit Todesfällen in nicht einmal zwei Jahren in Mannheim. Darüber spricht Mohr, Vorsitzende der Mannheimer Gewerkschaft der Polizei, in der aktuellen Folge des Podcasts „Mensch Mannheim“, die jetzt auf allen gängigen Plattformen verfügbar ist.
Dass sich solche tragischen Polizeieinsätze in Mannheim häufen, mache ihn nachdenklich, sagt Mohr im Gespräch mit „MM“-Lokalchef Florian Karlein und Timo Schmidhuber, stellvertretender Leiter der Lokalredaktion. In drei der fünf Fälle schossen Polizisten auf Menschen, zwei Mal sind die Schüsse auch die Todesursache. In der Vergangenheit hätte sich diese Zahl nicht auf zwei, sondern eher auf zehn Jahre verteilt. Wörtlich sagt der Polizeigewerkschaft im Podcast: „Das macht natürlich auch uns sehr betroffen. Aber natürlich auch die Einsatzkräfte, die von der Schusswaffe Gebrauch machen. Mit denen möchte ich persönlich nicht tauschen.“

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Waren die Schüsse auf der Schönau gerechtfertigt?
Am Dienstag, 23. April, betritt ein 31-Jähriger am späten Nachmittag mit einer Machete bewaffnet die Schloss-Uni. Im Hörsaal Schneckenhof Nord 169 streckt ihn nach bisherigem Ermittlungsstand ein Schuss aus einer Polizeipistole in den Oberkörper nieder. Zuvor habe er sich geweigert, die 40 Zentimeter lange Machete niederzulegen. Der Mann stirbt später im Krankenhaus.
Wie bewertet Polizeihauptkommissar Mohr den Fall? Der sei „unglücklich verlaufen, weil wieder ein Mensch zu Tode gekommen ist“, sagt er im Podcast, aber er habe sich „einwandfrei in den rechtlichen Bestimmungen bewegt“. Doch, so der Gewerkschafter, die Polizei werde nicht ohne Grund alarmiert. Allein eine Machete in der Öffentlichkeit mit sich zu führen, sei eine Ordnungswidrigkeit. Und wer mit dieser Waffe in eine Bibliothek geht und sie nicht niederlegt, so Mohr weiter, müsse damit rechnen, dass Polizisten schießen, um Gefahr für Dritte und sich selbst abzuwenden.
Hat die Mannheimer Polizei ein Gewaltproblem? Auch auf diese Frage antwortet Mohr in der aktuellen Podcast-Folge. Der GdP-Vorsitzende räumt ein, dass Videos, in denen die Polizei Gewalt ausübt, nicht schön sind. Solche Videos kursierten beispielsweise nach dem Zwischenfall am 2. Mai 2022 am Mannheimer Marktplatz, aber auch nach dem 23. Dezember 2023, als die Polizei auf der Schönau vier Mal auf einen Mann schießt.
„Wenn es sich auch etwas brutal anhört: ein klassischer Schusswaffengebrauch, der gerechtfertigt ist“, sagt Mohr zu dem Einsatz im Norden der Stadt. Im Gespräch mit Karlein und Schmidhuber erklärt der Gewerkschafter, wieso der Polizist nicht auf Arme oder Beine geschossen hat und das auch nicht habe müssen. Auch die Frage, wieso vier Mal geschossen wurde, wird erörtert. Derzeit liegen die Ermittlungsakten des Landeskriminalamts dazu bei der Staatsanwaltschaft, die über den weiteren Fortgang des Verfahrens noch entscheidet.
Mannheimer GdP stellt Strafanzeige gegen Aktivisten
Das Marktplatz-Urteil - ein Freispruch und eine Geldstrafe in Höhe von 6000 Euro - findet Thomas Mohr „okay“, auch wenn er sich zwei Freisprüche gewünscht hätte. Dagegen kritisiert er, dass das Verfahren gegen den beteiligten Arzt des ZI gegen die Zahlung von 8000 Euro eingestellt wurde. Warum er das so sieht und welche weitere Absprache er als „sehr irritierend“ bewertet, verrät Mohr im Podcast.
Dort kann man den Podcast hören
Anderen ist das Urteil im Marktplatz-Prozess zu mild. Etwa der „Initiative 2. Mai“, aber auch der Interventionistischen Linken. Die protestierte am ersten Maimarkt-Samstag, 27. April, am Stand des Polizeipräsidiums mit einem Banner: „Mannheimer Polizei tötet. Blut an euren Händen“. Gegen alle Aktivisten werde die GdP Strafanzeige stellen, teilt Mohr mit. Gemeinsam mit GdP-Landesvorsitzendem Gundram Lottmann habe man die Entscheidung getroffen, gegen Diffamierung, Beleidigung und Herabwürdigung der Polizei vorzugehen.
20 Minuten „verhören“ Karlein und Schmidhuber in der Folge Mohr zur Mannheimer Polizei. Thematisiert wird auch der Fall von der Rheinau, wo ein mutmaßlicher Einbrecher aus etwa zwölf Metern Höhe von einem Gerüst stürzt, als ihn die Polizei festnehmen will. Überlegt man da als Polizist, ob man einen Verbrecher nicht lieber laufen lässt, bevor etwas Schlimmes passiert? Außerdem geht es um die überraschende Schließung des Mannheimer Kaufhofs am Paradeplatz (Mohr verrät, ob er bei Ladendieben beliebt war) und um den Maimarkt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Tödliche Polizeieinsätze in Mannheim: Eine Katastrophe für alle