Virenschutz - Sich Essen aus Restaurants nach Hause bringen zu lassen, liegt voll im Trend – aber nicht alle Läden profitieren davon gleichermaßen

„Pizza Corona, guten Abend!“

Von 
Steffen Mack
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„Pizza Corona“ in Friedrichsfeld. Im Gegensatz zu anderen Lieferdiensten macht sich die Krise hier indes nicht mit zunehmenden Bestellungen bemerkbar. © Steffen Mack

Bei „Thassos“ in der Feudenheimer Hauptstraße sind die Tische deutlich leerer als sonst. Doch Küche und Kellner haben gut zu tun: Auf der Theke reiht sich Tüte an Tüte mit Bestellungen. Markus Jocher ist gekommen, um Schafskäse und Salat für seine Familie abzuholen. „Sonst hätten wir hier gegessen“, sagt der Vater. „Aber jetzt sollte man ja zu Hause bleiben.“

Der griechische Wirt, Stefanos Peximetzoglou, hat auf diesen Trend reagiert: „Ich bin dabei, einen Lieferservice aufzubauen. Noch steckt der aber erst in den Kinderschuhen.“ Für ihn sei das wirtschaftlich notwendig, um trotz der von der Regierung eingeschränkten Öffnungszeit (bis 18 Uhr) und wegbleibenden Kunden überleben zu können. „Ich will auch gewappnet sein, falls wir das Lokal bald schließen müssen.“

Bestellungen verdoppelt

Größere Restaurants und Ketten kooperieren ohnehin bereits mit Lieferdiensten. So packen vor „Burger King“ am Plankenkopf zwei Fahrradkuriere ihre Taschen voll. Seit Sonntag habe sich der Für-Zuhause-Verkauf am Expressfenster etwa verdoppelt, sagt Filialleiter Singh Hardib. Von etwa 50 Prozent mehr spricht sein Asia-Bistro-Kollege Ngyuen Due Thang im Kurpfalzcenter auf der Vogelstang. Aber das nütze ihm nichts, weil dafür die Tische im Laden leer blieben. „Die Leute haben einfach Angst.“

Von leicht steigender Nachfrage berichtet Patrick Fröhlich, der bei „Smiley’s Pizza Profis“ in Käfertal arbeitet. Im Unterschied zu vielen anderen Italienern im Mannheimer Osten wird hier schon länger nach Hause geliefert. „Jetzt hat es etwas zugenommen, ist aber noch überschaubar.“ Und was bestellen die Menschen in Krisenzeiten am meisten? „Wie immer: Pizza, Salat, Eis.“

Ausgerechnet bei einem Laden, der das Virus seit jeher im Namen trägt, ist die Nachfrage indes zurückgegangen. „Pizza Corona, guten Abend“ – wenn sich Stefano Nocito in seinem Geschäft in Friedrichsfeld am Telefon meldet, hört er nicht selten nur blöde Witze. „Die legen dann meistens gleich wieder auf.“ Sein Chef Rosario Sortino glaubt, dass einige Kunden sogar vor Bestellungen Angst haben. Die beiden erzählen von einer Frau aus Ladenburg, die sich ihre Pizza in eine Einkaufstüte legen ließ und mit einem Seil durchs Fenster in den ersten Stock hochzog.

Eine große Pizza-Kette bietet nun auf Wunsch kontaktlose Lieferungen an. Nachdem vorab online bezahlt wurde, legen die Boten die Bestellung dann vor der Tür – oder an einer geeigneteren Stelle – ab, klingeln und treten zwei Schritte zurück. Wie stark dieser kostenlose Zusatzservice in Mannheim bisher genutzt wird, ist leider nicht herauszufinden. Der Filialleiter sagt ein verabredetes Gespräch kurzfristig ab und lässt ausrichten, man wolle derzeit nicht mit der Presse reden. Offenbar laufen die Geschäfte aktuell noch nicht so gut wie erwartet – davon zeugen auch vier ungenutzt vor der Tür stehende Lieferroller.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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