Mannheim. Paula Röckl kann nicht schlafen.
Es ist ihre letzte Nacht in ihrem Kinderzimmer.
Sie wird heute ausziehen.
Paula hat sich nie Gedanken über ihren Auszug gemacht.
Aber ihre Mutter zeigte ihr Bilder von einem Wohnprojekt auf Spinelli.
Das gefiel Paula.
Paula hat sich langsamer entwickelt als andere.
Über diesen Text
Wir möchten die Mutmachgeschichte von Paula Röckl so erzählen, dass sie von möglichst vielen Menschen verstanden wird. Deshalb veröffentlichen wir hier eine sehr vereinfachte Version der Reportage "Paula zieht aus" - die ursprüngliche Version des findet sich hier
- Leichte Sprache ist eine sehr vereinfachte Form der Alltagssprache. Sie richtet sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten, Demenzerkrankte oder Nicht-Muttersprachler und zeichnet sich etwa durch kurze Sätze aus, folgt festen Regeln.
- Einfache Sprache hat ein ähnliches Ziel, aber keine festen Regeln, vereinfacht meist schwächer.
- Dieser Text ist eine Annäherung und orientiert sich an beiden Formen.
Paulas Familie rätselte: Warum?
Paula besuchte eine Schule mit Außen-Klassen für Schüler mit Lern-Schwierigkeiten.
Paula hat viele Untersuchungen gemacht.
Aber niemand hatte eine Diagnose für sie.
Nach ihrer letzten Nacht im Kinderzimmer kommt ein aufregender Tag.
Es klingelt in Käfertal an der Tür!
Paula und ihre Familie packen ihre Sachen in Kisten und Koffer.
Ihr Vater und ihr Bruder bauen das Schlaf-Sofa auseinander.
Paula freut sich: Das Sofa wird auch in ihrem neuen Wohnzimmer stehen.
Paula steht vor einer Wand aus Bildern.
Die Fotos sind eine kleine Geschichte ihres Lebens. Sie zeigen Paula auch als Baby.
Paulas neue Wohnung ist nur wenige Meter entfernt.
Sie fährt mit ihrer Freundin in die neue Wohnung.
Dort riecht alles ganz neu, und das ist es auch.
Das Bad hat eine Holzdecke. Holz ist ein Material, das Paula sehr gut gefällt.
Sie wollte schon früh in einer Schreinerei arbeiten.
„Als Kind war ich an Fasching immer als Bob, der Baumeister verkleidet“, sagt sie.
Sie mag es, wie das Holz riecht.
Sie mag, wie es sich anfühlt.
Umzugskartons stehen im Flur der neuen Wohnung. Und ein Regal, das Paula selbst zusammengebaut hat.
Paula hat ein Praktikum in einer Schreinerei gemacht. Danach fing sie an, als Hilfsschreinerin zu arbeiten.
Umzugskartons stehen im Flur der neuen Wohnung. Und ein Regal, das Paula selbst zusammengebaut hat.
Paula hat ein Praktikum in einer Schreinerei gemacht. Danach fing sie an, als Hilfsschreinerin zu arbeiten.
Paula mag das Haus, in dem ihre neue Wohnung liegt.
Das Haus hat eine Holzfassade und einen offenen Garten.
21 Parteien wohnen hier.
Familien, Einzelpersonen, Junge und Alte.
Die Bewohner teilen sich Räume und Einrichtungen:
- einen Gemeinschaftsraum
- den Garten
- einen Raum zum Trainieren
- einen Raum zum Schwitzen.
Paula interessierte sich zuerst für ein anderes Projekt.
Von diesem Projekt zeigte ihre Mama ihr Bilder. Danach beschloss Paula, auszuziehen.
Es wurde aber nichts daraus.
Irgendwann entdeckten ihre Eltern „Oikos“.
So heißt eine Gruppe von Menschen. Sie haben sich überlegt, ein besonderes Haus auf Spinelli zu bauen.
Das Haus der Gruppe wurde in der Nähe vom Haus von Paulas Mutter gebaut.
Das Wort „Oikos“ kommt aus dem Altgriechischen.
Es bedeutet Hausgemeinschaft.
In der Antike lebte die Großfamilie darin. Dort kamen alle zusammen. Sie halfen einander.
So soll das auch bei „Oikos“ sein. Das haben sich die Gründer von „Oikos“ überlegt.
Leute sollen hier zusammen wohnen und auch zusammen Zeit verbringen.
Am 10. Februar 2021 hat Paula der Gruppe eine Mail geschrieben.
Sie hat sich in dieser Mail vorgestellt.
Denn die anderen Bewohner bestimmen, wer in das Haus einziehen darf.
„In Zukunft möchte ich von zuhause ausziehen, damit ich selbstständig werde“, schrieb Paula an die anderen.
In meiner Freizeit mache ich viele Sachen:
- Klettern
- Reiten
- Tanzen lernen
- Malen nach Zahlen
- Puzzle (mit 500 Teilen)
- Treffen mit Freunden
- Badminton
Dann hat Paula die anderen Bewohner von „Oikos“ kennengelernt.
Sie haben zusammen Zeit verbracht. Sie sind auch zusammen weggefahren.
Für Paula war das manchmal schwer. Sie vermisste ihre Mama.
Trotzdem wollte Paula ausziehen.
Paulas Entscheidung stand fest: Sie wollte bei „Oikos“ einziehen.
Wer dort wohnen möchte, muss einen bestimmten Geldbetrag bezahlen.
Einen Teil von dem, was die Wohnung kosten würde. Oder mehr.
Die Miete hängt von der Größe der Wohnung ab. Und davon, wie viel Geld jeder am Anfang eingezahlt hat.
Paula steht an ihrem Umzug-Tag in der neuen Wohnung.
Inzwischen sind noch mehr Helfer da.
Paula weiß genau, wann jeder von ihnen Geburtstag hat.
Das ist ihr wichtig.
Es gibt Kuchen für die Umzug-Helfer.
Paula steht mit ihrem Bruder im Türrahmen.
Jemand macht ein Foto von diesem wichtigen Tag.
Paula sieht, dass ihre Mutter in der Küche steht.
Ihre Mutter ist stolz, weil ihre Tochter so mutig ist.
Sie freut sich für Paula.
Und sie freut sich auch darauf, alleine zu wohnen.
Die Frauen sprechen offen über ihre Gefühle miteinander.
Es ist aber auch schwer für Paulas Mama, hier in der Küche zu stehen.
Paula plant jetzt Dinge mit ihren neuen Mitbewohnern. Ihre Mama ist dann nicht mehr dabei.
„Aber das ist das Beste für Paula“, sagt Claudia Bürkle, Paulas Mama.
Paula hat schon sehr viele Pläne.
Die neuen Nachbarn wollen sich jeden Mittwoch treffen.
Im Sommer wollen sie zusammen grillen.
Sie wollen auch Fahrrad fahren und schwimmen gehen.
Paula stellt sich neben ihren Vater. Er baut das Sofa wieder zusammen.
Der Schlafzimmerschrank und die Küche stehen schon.
In dieser ersten Nacht schläft Paula gut in ihrer neuen Wohnung.
Ihr Vater bleibt über Nacht bei ihr.
Eine Woche später kehrt sie zu ihrer Mutter zurück.
Sie schläft wieder in ihrem alten Zuhause.
Paula fühlt sich einsam.
Sie glaubt, dass es ihrer Mama auch so geht.
Sie bleibt von Montag bis Donnerstag.
Ein halbes Jahr später öffnet Paula die Tür ihrer neuen Wohnung.
Die Wohnung ist für sie gar nicht mehr so neu.
Blumentöpfe und eine Bank stehen vor den Wohnungen.
Paula breitet die Arme aus.
„Komm rein“, sagt sie und beginnt zu erzählen.
Sie erzählt, dass die ersten Nächte in der neuen Wohnung schwer waren.
„Moment, ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal bei der Mama geschlafen habe“, sagt sie.
In den Regalen in der Wohnung stehen Bilder von Paula.
Darauf sieht man Paula mit ihren Freundinnen. „Ladys Night“ steht unter einem Foto.
Paula geht es sehr gut.
Sie hat das Wochenende mit ihren Nachbarn verbracht.
Sie haben sich ein Rätsel mit Kinderfotos überlegt.
„Das war so witzig“, sagt Paula.
Sie versteht sich gut mit den anderen.
Eine Familie mit zwei Kindern wohnt unter ihr.
Die Familie ist später eingezogen, weil eine andere abgesprungen ist.
Paula wollte den neuen Nachbarn helfen. Deshalb hat sie sie zum Essen eingeladen.
Sie kochte Nudeln mit Tomatensoße.
Es ist ein gutes Leben, das sie führt.
Paula vermisst ihre Mama manchmal noch, vor allem abends.
Aber sie sehen sich oft.
Sie besuchen ihre Oma jeden Montag.
Sie reiten jeden Mittwoch zusammen aus.
Trotzdem ist Paula froh, dass sie so mutig war und ausgezogen ist.
„Das war ein guter Schritt“, sagt Paula.
Sie weiß, dass sie heute Nacht gut schlafen wird.
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