Nachhaltigkeit

Klimaneutral bis 2030 - so können sich Mannheimerinnen und Mannheimer beteiligen

Wuppertal Institut legt Maßnahmenkatalog zur CO-Reduktion vor, den Plan können Bürgerinnen und Bürger bis 20. Juli einsehen und kommentieren

Von 
Stefanie Ball
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Mannheim. Steigerung des Radverkehrs in Mannheim von derzeit 17 auf 26 Prozent und Stabilisierung des Anteils des Fußverkehrs bei 28 Prozent – Einsparpotenzial von 27 000 Tonnen Kohlendioxid. Wärmeversorgung mittels Flusswärmepumpe, Tiefen-Geothermie, Solarenergie, Biomasse – 475 000 Tonnen CO2-Einsparung. Energetische Gebäudesanierung – 100 000 Tonnen weniger Kohlendioxid-Ausstoß. Mehr als 200 Aktivitäten in verschiedenen Handlungsfeldern, von der Energieproduktion über die Mobilität bis hin zu den privaten Haushalten, listet der Klimaschutzaktionsplan auf.

Der KSAP, so die Kurzform, gilt als wichtigstes strategisches Vorhaben der Stadt Mannheim, um das erklärte Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden, zu erreichen. Weil das aber letztlich nur gelingt, wenn alle mitmachen, sollen die Maßnahmen nun online den Bürgerinnen und Bürgern präsentiert werden.

Ganz auf Null kommen wir beim CO2-Ausstoß nicht.
Diana Pretzell Umweltbürgermeisterin

Die Vorschläge sind nicht in Stein gemeißelt, im Gegenteil. „Es handelt sich um einen Entwurf eines Plans, der nun der Stadtgesellschaft zur Durchsicht und Kommentierung zur Verfügung gestellt wird“, erklärt Umwelt-Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne). Auch mit anderen Akteuren in der Stadt, Unternehmen, Gewerkschaften, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer, lokalen Klimagruppen, Mieterverein, will die Verwaltung in den kommenden Wochen Gespräche führen, um die Akzeptanz des Plans auszuloten.

Die Online-Beteiligung läuft bis zum 20. Juli. Anschließend wird der Entwurf überarbeitet und im Lenkungskreis diskutiert. Dieses Gremium, in dem insgesamt 33 Personen aus Stadtverwaltung, Gemeinderat sowie den Akteursgruppen sitzen, beschäftigt sich schon seit mehreren Monaten mit der Ausarbeitung eines Klimaschutzaktionsplans. Moderiert und fachlich umgesetzt wird der Prozess vom Wuppertal Institut, einer Denkfabrik im Bereich Nachhaltigkeitsforschung, die von der Stadt im Frühjahr vergangenen Jahres damit beauftragt wurde.

Mitmachen gefragt!

  • Vom 8. bis 20. Juli sind Bürgerinnen und Bürger eingeladen, Maßnahmen eines künftigen Klimaschutzaktionsplans (KSAP) zu kommentieren.
  • Die Maßnahmen und Aktivitäten des KSAP, wie sie nun zur Debatte stehen, hat das von der Stadt beauftragte Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie entwickelt. Ziel ist das Erreichen der Klimaneutralität bis zum Jahr 2030.
  • Die Anmerkungen der Online-Beteiligung fließen in die finale Erarbeitung des Klimaschutzaktionsplans ein.
  • Abschließend, im Oktober, wird sich der Gemeinderat damit befassen.
  • Mannheim wurde außerdem für die EU-Mission „100 klimaneutrale Städte“ ausgewählt; der Klimaschutzaktionsplan ist Voraussetzung für den Vertrag, den die Stadt Ende des Jahres dazu mit der EU schließt. 

Gemeinsam mit dem Lenkungskreis und einem Bürgerrat, in dem 24 zufällig ausgewählte Mannheimerinnen und Mannheimer Mitglied sind, wurden zunächst Ideen gesammelt. Diese hat das Wuppertal Institut aufgegriffen und auf dieser Basis nun den Plan mit konkreten Maßnahmen und Aktionen ausgearbeitet. Das letzte Wort hat der Gemeinderat, der wird sich mit der finalen Version nach der Sommerpause, im Oktober, befassen. Aktuell liegt der CO2-Ausstoß von Mannheim bei mehr als drei Millionen Tonnen pro Jahr, in acht Jahren sollen die Emissionen so weit wie möglich gedrückt werden.

„Ganz auf Null kommen wir nicht, es gibt zahlreiche Bereiche, die außerhalb des Einflussbereichs einer Stadt liegen, etwa rechtliche Rahmenbedingungen“, so Pretzell. Dafür enthält der Plan aber auch Aktivitäten, die nicht unmittelbar auf die Klimaneutralität einzahlen, etwa Abfallvermeidung, Innenstadtbegrünung oder eine Initiative zur Fachkräftesicherung im Handwerk.

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Am Ende bleibt der Plan ein Plan. Es gibt keine Verbindlichkeiten, keine Sanktionen. Dass die Stadt im Jahr 2029 feststellt, trotz aller Bemühungen ihr Ziel verfehlt zu haben, ist längst nicht ausgeschlossen. Zumal Instrumente, die konkrete CO2-Reduktionen zeitnah messen könnten, noch fehlen. Und zumal viele Zielwerte, die mit den einzelnen Aktionen erreicht werden sollen, auf groben Schätzungen beruhen. „Ich wünsche mir, dass wir mehr erreicht haben werden, als wir uns heute vorstellen können“, bleibt die Umwelt-Bürgermeisterin aber optimistisch.

Wir müssen Überzeugungsarbeit leisten.
Peter Kurz Oberbürgermeister

Mit die größte Hürde ist die Finanzierung; die Transformation in eine klimaneutrale Zukunft kostet Geld. Viel Geld. Immerhin wurde Mannheim – neben acht weiteren deutschen Städten – für die neue EU-Mission „100 klimaneutrale Städte“ ausgewählt. Das eröffnet den Zugang zu Fördertöpfen, in diesem und im nächsten Jahr stehen insgesamt 360 Millionen Euro für Projekte bereit, daneben sollen weitere Ressourcen auf Ebene des Landes und Bundes gehoben werden. Im Gegenzug geht die Stadt mit der EU einen „City Contract“ ein, einen (ebenfalls nicht bindenden) Vertrag, wobei der jetzt zur Debatte stehende Klimaschutzaktionsplan sowie ein (noch zu entwickelnder) Finanzierungsplan zu den zentralen Bestandteilen gehören.

„Es ist ein komplexes Verfahren“, betont Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz. Trotzdem hofft er, dass sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger daran beteiligen. „Die Verwaltung schafft das nicht allein, klimaneutral zu werden, wir brauchen dafür die gesamte Bürgerschaft.“ Einfach wird das nicht, denn Umbrüche, das weiß der SPD-Politiker, erzeugen immer auch Abwehr und Ängste. „Wir müssen hartnäckig Überzeugungsarbeit leisten.“

Freie Autorin

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