Sport

Olympionikin Obergföll zeigt Mannheimer Jugendlichen das Speerwerfen

Silbermedaillen und Speere: Olympionikin Christina Obergföll besucht die TSG Seckenheim. Die Speerwerferin erzählt dabei auch von Erfahrungen im Spitzensport.

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Rahel Adel
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Christina Obergföll bei der TSG Seckenheim zeigt, wie man einen Speer richtig wirft. © Rahel Adel

Mannheim. Ein Raunen geht durch die Jugendlichen. Mit offenem Mund sitzen sie da und schauen hoch – hoch zu Christina Obergföll. In den Händen hält sie eine Scheibe, in der sich die Sonne spiegelt. Es ist ihre olympische Silbermedaille – die echte, aus London, gewonnen 2012, im Speerwerfen. Sie ist eine von zwei Silbermedaillen, die die 44-Jährige besitzt, die zweite stammt aus Peking, 2008. Hier nach Mannheim, zur TSG Seckenheim, hat sie aber nur die aus London mitgebracht.

Die TSG hat Obergföll im Rahmen eines Meet and Greets zum Sport-Feriencamp für zwölf bis 14-Jährige eingeladen. Dort hatten die Jugendlichen die Chance, mit der Olympionikin – die auch 2013 in Moskau Weltmeisterin wurde – zu trainieren und einen Eindruck für das Speerwerfen zu bekommen. Und das, erklärt Obergföll, sei eine komplizierte Angelegenheit: „Speerwerfen ist technisch gesehen sehr anspruchsvoll.“

Die Jugendlichen wurden dafür in zwei Gruppen aufgeteilt, die jeweils mit dem Speer üben konnten – etwa die Schrittfolge, Haltegriffe und Bewegungsabläufe. Das Sportcamp der TSG ist kein Leichtathletikcamp, weswegen zwar wenig Erfahrung mit dem Speer da war, so Obergföll. Doch das Ziel sei es gewesen, dass die Jugendlichen einfach ein Gefühl für die Sportart bekommen.

Olympische Medaillen und WM-Titel: Spitzensportlerin Obergföll in Mannheim

Obergföll selbst hat bereits mit sechs Jahren mit dem Leichtathletiktraining angefangen, davor hat sie geturnt. „Und dann habe ich mein Herzblut an das Speerwerfen verloren“, sagt die Sportlerin. Außerdem habe sie sich schon immer gerne gemessen, sei ehrgeizig gewesen. Das hat sie weit gebracht – neben ihren Medaillen und dem WM-Titel ist sie bis heute deutsche Rekordhalterin mit einem Wurf von 70,2 Metern. 2013 wurde sie zur „Sportlerin des Jahres“ in Deutschland gekürt.

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Die Medaille hat die 44-Jährige dabei, um die Jugendlichen zu motivieren. Um zu zeigen, was eben mit viel Fleiß und Training erreichbar ist. Ehrfürchtig wird sie durch die Gruppe von Jugendlichen gereicht. Begeistert stellen sie Obergföll Fragen, die sie geduldig beantwortet: 10.000 Euro hat sie für die Silbermedaille bekommen, das Essen in der Mensa in Rio sei schlecht gewesen. Die Jugendlichen nicken sich beeindruckt zu, wenn es um ihre sportlichen Erfolge geht.

Die Silbermedaille von Christina Obergföll von den Olmypischen Spielen in London 2012. © Rahel Adel

Nach dem Ende ihrer Profikarriere 2016 ist Obergföll nun bei der Krankenkasse Barmer beschäftigt. Dort ist sie Gesundheitsbotschafterin, das heißt, sie berät Unternehmen zu Gesundheitsmanagement. Sie hält Vorträge zu den Themen Ernährung, Stress oder Motivation, leitet aber auch Aktivierungsübungen für den Büroalltag an. Das passt zu ihrem Studium im Gesundheitsmanagement.

TSG Seckenheim will Kindern verschiedene Sportarten näher bringen

Der Kontakt der TSG zu Obergföll kam auch über Barmer zustande, mit denen der Verein schon öfter kooperiert hat, erklärt Florian Mannheim, der Geschäftsführer der TSG Seckenheim. Das Unternehmen sei schon bei verschiedenen Veranstaltungen beteiligt gewesen und habe Equipment bereitgestellt – und eben den Kontakt zu Sportlern und Sportlerinnen wie Obergföll hergestellt.

Mannheim erklärt, dass es der TSG wichtig sei, verschiedene Sportarten in den Feriencamps abzubilden. Von diesen finden insgesamt fünf in den Ferien statt, für drei- bis vierjährige Kinder bis hin zu den 14-jährigen Jugendlichen. „Wir wollen den Kindern auch ein Bild von anderen Sportarten außerhalb des Fußballs vermitteln.“

Team der TSG Seckenheim um 1. Vorsitzenden Andreas Hänssler (6. v.l.) und Vorständin Regina Kasper (7. v.l.), Sebastian Zeilfelder (Geschäftsführer Barmer Mannheim, 5. v.l.), Andreas Hofmann (Geschäftsführer TSV Mannheim von 1846 und ehemaliger Profispeerwerfer, 3. v.r.), Christina Obergföll (Weltmeisterin und 2-fache Olympia-Zweite im Speerwurf, 2. v.r.) und Boris Obergföll (geb. Henry, Bundestrainer Speerwurf, 1. v.r.). © TSG Seckenheim

Doch nicht nur Kinder und Jugendliche dürfen sich am Speer ausprobieren. Auch die Aktion „Sport im Park“ wurde eigens für Obergfölls Besuch in die Waldsportanlage nach Seckenheim verlegt – trotz hoher Temperaturen und strahlendem Sonnenschein. Jeder, der will, probiert sich am Speer. Der fliegt mal mehr, und mal weniger weit. Fachmännisch werden die Besucher dabei nicht nur von Christina Obergföll angeleitet, sondern auch von ihrem Mann Boris Obergföll, Bundestrainer der deutschen Speerwerfer, und Andreas Hofmann, ehemaliger Speerwerfer bei der MTG Mannheim, der unter anderem zweimal die Deutschen Meisterschaften gewann.

Genormte Speere beim Schnupper-Training in Mannheim

Für die Kinder und Jugendlichen gibt es im Speerwerfen kleinere und leichtere Speere, sie wiegen 400 Gramm. Frauen werfen mit 600 Gramm schweren Speeren, Männer mit 800 Gramm schweren. Die Trainingsgeräte sind genormt, das heißt, sie haben nicht nur dasselbe Gewicht, sondern auch noch dieselbe Länge und denselben Durchmesser. Während die Speere zum Training auf dem Waldsportplatz aus Stahl bestehen, werden Profispeere meist aus Aluminium oder Karbon oder Mischungen hergestellt.

Auch für Fragen aus dem Publikum ist Zeit. Die drehen sich zum Beispiel um das Training als Spitzen-Speerwerferin, das aus einer Mischung aus Training mit dem Speer, Krafttraining und Sprint- und Sprungtraining besteht. Und auch ein Mentaltrainer oder Sportpsychologe gehören mittlerweile im Profisport dazu, erklärt Obergföll, während das zu Beginn ihrer Karriere noch nicht die Norm gewesen sei. Weitere Fragen zielen darauf ab, was Obergföll nach dem Ende ihrer Profisportkarriere mit in ihre tägliche Arbeit nimmt. Wichtig findet sie die Frage nach dem Sinn der Arbeit – „warum tun wir die Dinge, die wir tun?“ - ebenso, wie die Notwendigkeit, sich selbst Ziele zu setzen. Und natürlich gibt es in jedem Leben Phasen, in denen es nicht so läuft, wie man es sich wünscht: Man lernt also auch, mit dem Verlieren umzugehen. Wie zum Beispiel bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro, als sie „nur noch Achte“ geworden sei, wie sie sagt. Da habe sie zwar nicht nur, aber auch deswegen entschieden, sich aus dem Profisport zurückzuziehen. Dafür gibt sie jetzt ihre Erfahrungen weiter – und motiviert vielleicht die eine oder andere, auch mal zum Speer zu greifen.

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