Bildung

Offene Fragen zum Startchancen-Programm in Mannheim

Durch das bundesweite Startchancen-Programm fließt in den nächsten zehn Jahren viel Geld in benachteiligte Schulen, 29 profitieren in Mannheim davon. Aber was genau mit den Mitteln passieren soll, ist noch offen

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Bertram Bähr
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Ein Großteil der Besucher bei der Grünen-Veranstaltung zu Startchancen im Bürgerhaus Neckarstadt-West kam aus dem pädagogischen Bereich. © Bertram Bähr

Mannheim. Das Regionale Berufliche Bildungszentrum Müritz in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt Module wie zum Beispiel „Ich gestalte meine erste Wohnung“ und denkt an eine Naturwerkstatt, um Alltag erlebbar zu machen. Die Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg in Hamburg setzt auf Projekte zur Stärkung von Sozialkompetenz und psychischer Gesundheit. Und die Waldschule Flensburg in Schleswig-Holstein möchte eine Gesundheitsfachkraft und zwei Kräfte für Schulsozialarbeit finanzieren.

Das sind – bei ungezählten weiteren Möglichkeiten – drei konkrete Beispiele dafür, was mit dem bundesweiten Startchancen-Programm gestemmt werden könnte. Dahinter steckt ein Projekt, bei dem Bund und Land in den nächsten zehn Jahren rund 20 Milliarden Euro für etwa 4000 Schulen in sozial benachteiligten Gebieten zur Verfügung stellen. Damit sollen bauliche Maßnahmen für eine zeitgemäße Lernumgebung, bedarfsgerechte Lösungen zur Schul- und Unterrichtsentwicklung („Chancenbudget“) und Personal zur Stärkung multiprofessioneller Teams finanziert werden.

500 000 Euro für Mannheimer Schulen

Für Mannheim bedeutet das: Für vorerst 29 Schulen (ein gutes Drittel) stehen im Durchschnitt pro Jahr jeweils 500 000 Euro zur Verfügung. Aber während sich andernorts (siehe die Beispiele zu Beginn) schon konkrete Projekte abzeichnen, ist in Mannheim noch nicht absehbar, wofür die Gelder verwendet werden. Das liegt auch daran, dass Baden-Württemberg erst am 7. Oktober mit einer „Kick-off-Veranstaltung“ in Stuttgart den offiziellen Startschuss für das Programm gibt. Im ersten Halbjahr, so das Staatliche Schulamt, werde es zunächst um Planung, Fortbildung und Organisation gehen. Eigentliche Inhalte seien erst im zweiten Halbjahr zu erwarten.

Vor diesem Hintergrund hatten jetzt die beiden Mannheimer Grünen-Landtagsabgeordneten Susanne Aschhoff und Elke Zimmer unter dem Titel „Bildung für morgen – Startchancen von Anfang an“ zu einer Gesprächs- und Diskussionsrunde ins Bürgerhaus Neckarstadt-West eingeladen – mithin in einen Stadtteil, dessen vier Schulen ausnahmslos ins Startchancen-Programm aufgenommen wurden.

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Auf dem Podium saßen neben den beiden Politikerinnen die Rektorin der Vogelstangschule, Martina Schmidt, Bildungsbürgermeister Dirk Grunert und der für den Ganztagsschul-Ausbau zuständige städtische Koordinator Dennis Baranski. Das Publikum kam, wie eine Abfrage von Elke Zimmer ergab, zu mehr als vier Fünfteln aus dem pädagogischen Bereich.

In ihrer Ankündigung hatten Aschhoff und Zimmer erklärt, es würden „ganz konkret die Landesbeschlüsse unter die Lupe genommen und an Ihrer Bedeutung für Mannheim gemessen“. Wobei sich insbesondere dazu – wegen des für Baden-Württemberg genannten Zeithorizonts – noch sehr wenig sagen lässt. Zunächst stellten die Politikerinnen neben dem Startchancen- auch das Förderprogramm „Sprach fit“ vor. Dabei geht es darum, Vorschulkinder mit Sprachdefiziten bereit für die Schule zu machen. „Sprach fit“ hat zwar vor ein paar Wochen begonnen – bis alle vom Land angekündigten Schritte umgesetzt sind, werden aber noch mehrere Jahre vergehen.

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Wie multiprofessionelle Teams schon seit längerer Zeit gut zusammenarbeiten – darüber wusste Martina Schmidt anschaulich zu berichten. Denn die Vogelstangschule setzt die Teamarbeit in Klassen um, seit sie 2011 zur Ganztagsschule wurde. Die etwa 26 Lehrkräfte sind dabei Teil eines rund 70-köpfigen Teams, zu dem zum Beispiel Erzieherinnen oder Sozialarbeiterinnen gehören. Bisher müsse die Schule die Verträge mit begleitendem Personal selbst schließen, was viel Zeit in Anspruch nehme, so Schmidt. Sie hofft, dass das mit dem Startchancen-Programm deutlich einfacher wird. Die Rektorin betonte, multiprofessionelles Arbeiten bedeute „eine viel, viel bessere Begleitung der Kinder“ – und eröffnete damit einen Blick darauf, was dank Startchancen künftig in vielen anderen Schulen möglich sein könnte.

Förderverein wünscht sich ein „verlässliches Netzwerk“

Wie das Startchancen-Programm konkret umgesetzt werden kann – das möchte Bildungsbürgermeister Dirk Grunert nach der „Kick-off-Veranstaltung“ in Stuttgart ausloten. Man wolle „wahrscheinlich mit jeder Schule einen einzelnen Termin“ vereinbaren, um zu überlegen, „was machbar und was sinnvoll ist“.

Gerade in der Neckarstadt-West mit seinen vier Startchancen-Schulen wünscht sich der Förderverein Campus, der seit langem Kinder betreut, eher ein integriertes Konzept (wir berichteten mehrfach). Darauf und auf den Wunsch nach einem „verlässlichen Netzwerk“ wies eine Campus-Vertreterin noch einmal ausdrücklich hin.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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