Besuch auf Spinelli

Özdemir schwärmt von Mannheimer Buga und Weltacker-Projekt

Cem Özdemir hat die Mannheimer Bundesgartenschau bei einem Besuch am Freitagnachmittag sehr gelobt. Der Bundesagrarminister kam als Schirmherr des Weltacker-Projekts - und erzählte, dass er Pizza ohne Käse isst

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Steffen Mack
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Weltacker-Organisatorin Gabriele Radeke erklärt Agrarminister Cem Özdemir (mit Krawatte) das Projekt. © Steffen Mack

Mannheim. Im österreichischen Klagenfurt gibt es einen Miniaturpark. Er heißt „Minimundus, die kleine Welt am Wörthersee“. Darin sind auf mittlerweile rund 26 000 Quadratmetern berühmte Sehenswürdigkeiten rund um den Globus in Klein nachgebildet. In Mannheim indes ist aktuell quasi die ganze Welt der Agrarwirtschaft auf gut 2000 Quadratmetern zu bestaunen. Eine mit Bedacht gewählte Zahl. Sie ergibt sich pro Mensch, wenn man sämtliche Äcker auf die Erdbevölkerung von acht Milliarden umrechnet. Originalgetreu nachgepflanzt sind von der Ackerbohne über Baumwolle und Reis bis zum Zucchini-Gemüse die 40 verbreitetsten Agrarkulturen.

Am Freitag hat sie ein besonderer Gast bestaunt. Nichts gegen seinen Kabinettskollegen Volker Wissing, der FDP-Verkehrsminister war vor einer Woche auf der Buga. Doch Cem Özdemir gehört zu den bisher prominentesten Besuchern. Auch wenn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der Stuttgarter Landesvater Winfried Kretschmann die Messlatte schon bei der Eröffnung sehr hoch gelegt haben. Aber der „anatolische Schwabe“ Özdemir, einziger Bundesminister mit Migrationshintergrund, genießt auch international viel Beachtung. Zudem hat ihn die „Süddeutsche Zeitung“ gerade wieder den aussichtsreichsten Aspiranten auf die Kretschmann-Nachfolge genannt.

Auch wenn er nicht so aussieht: Der Weltacker gefällt Cem Özdemir (vorn). © S. Mack

Doch noch ist er ja umständehalber Bundesagrarminister - und somit Schirmherr des Mannheimer Weltackers. Sogar im Wortsinne. Weil es bei seinem Eintreffen gegen 16.15 Uhr der Nieselregen spürbar zunimmt, bekommt Özdemir einen Schirm in die Hand gedrückt. Einen solchen tragen auch die meisten in seinem Begleittross, darunter gleich vier Mannheimer Grünen-Parteifreundinnen: Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell, die Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen sowie aus dem Stuttgarter Landtag Susanne Aschhoff und Staatssekretärin Elke Zimmer. Buga-Boss Michael Schnellbach und andere wichtige Menschen sind natürlich auch da.

Mannheim hat da echt schwer etwas hingelegt!
Cem Özdemir über die Bundesgartenschau 2023

Es ist Özdemirs vierter Termin an diesem Tag. Das meint man seiner Mimik, wohl in Kombination mit dem Regen, anfangs anzumerken. Von den Weltacker-Organisatorinnen Gabriele Radeke und Solveig Velten erhält er eine „Crashkurs“-Führung. „Damit Sie auch wissen, wovon Sie nachher reden“, sagt Radeke. „Das ist immer gut“, lacht Özdemir. Mit dem Wetter bessert sich dann auch seine Laune sichtlich.

Velten fragt Özdemir, ob er wisse, wozu für seine Pizza Margherita Mais gebraucht werde. „Nein“, so der Minister wahrheitsgemäß. Die richtige Antwort wäre Mozzarella, weil mit dem Getreide Kühe gefüttert werden. Özdemir wendet zaghaft ein, er esse Pizza ohne Käse. Dann würde ein Teil seiner Agrarfläche nicht gebraucht, lobt Velten. Das ist das Konzept: Jeder soll erfahren, welche Lebensmittel aus dem rechnerisch auf ihn entfallenden Ackerland gewonnen werden. Und was im Umkehrschluss eine Umstellung seiner Ernährung bewirken könnte.

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Vegetarier Özdemir zeigt sich sehr angetan. In seiner folgenden Rede vor schätzungsweise 300 Menschen nennt er den Weltacker „großartig umgesetzt“. Es gebe ja nicht zu wenig Lebensmittel auf der Welt, sie seien nur ungerecht verteilt. Der Minister schimpft auch darüber, „dass Putin jetzt in Odessa Getreidesilos bombardieren lässt“. Das zeige die Perversion des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.

Nach einigen weltpolitischen Exkursen schlägt der Minister den Bogen zurück. Dass diese Buga - die er laut seinen Mitarbeiterinnen nun zum ersten, aber leider auch zum letzten Mal besuchen kann - „die nachhaltigste ever“ werden solle, begeistere ihn sehr. „Mannheim hat da echt schwer etwas hingelegt!“

„Die App sagt, et regnet net!“

Auch wenn bei den Reden fast durchgängig die Sonne scheint: Ein bisschen hat das Wetter das Weltgarten-Sommerfest schon getrübt. Unter einem Schirmdach ruft zwar eine Frau mit leicht saarländisch oder westpfälzisch anmutender Mundart: „Die App sagt, et regnet net!“ Doch die anderen aus der Gruppe scheinen ihren Augen mehr zu trauen als der Handy-Vorhersage.

Einige Meter weiter lassen sich andere Besucher die Entdeckungsfreude nicht vermiesen. Durchweg bewaffnet mit Schirmen, haben sie sich zum täglichen Rundgang durch den Weltacker eingefunden. Die Organisatorinnen zählen trotz des Regens 63 Teilnehmer. Ein neuer Rekord, der alte lag bei 43. Insgesamt hätten seit Buga-Beginn schon mehr als 2300 Menschen an den Führungen - montags bis sonntags um 15 Uhr - teilgenommen, berichtet Bildungskoordinatorin Velten. Auch 64 Schulklassen aus der gesamten Region seien schon übers Gelände geführt worden. Ob „Minimundus“ da mit Mannheim mithalten kann?

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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