Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Entscheidung über Waldhof-Stadion sollte zeitnah fallen

Mannheim. Die Stadt Mannheim steckt in akuten Finanznöten. Bei den anstehenden Haushaltsberatungen sind vielerorts schmerzhafte Einschnitte unvermeidlich. Den SV Waldhof hat der neue und alte Trainer Bernhard Trares zwar beeindruckend stabilisiert. Aber nach der jüngsten Niederlage beträgt der Abstand auf einen Abstiegsplatz nur noch zwei Punkte. Da wäre eine Debatte, ob der Drittligist für eine hohe zweistellige Millionensumme ein neues Stadion bekommen soll, jetzt so unpassend wie töricht.

Gleichwohl muss sie in naher Zukunft geführt werden. Die Stadt kann eine derart gewichtige Zukunftsfrage nicht vom aktuellen Tabellenstand abhängig machen. Ein nicht gegebener Elfmeter etwa darf da keine Rolle spielen. Fakt ist: Der Sanierungsbedarf im Carl-Benz-Stadion ist immens. Da immer wieder Millionen für provisorische Hilfen reinzustecken, ist auf Dauer so teuer wie unbefriedigend.

Gleichzeitig pocht Präsident Bernd Beetz, ohne dessen vieles Geld der Verein wohl längst wieder in der Regionalliga wäre, auf mehr VIP-Plätze. Die seien im modernen Profifußball finanziell unerlässlich. Das stimmt leider, auch wenn der Ton des Mäzens oft übertrieben wirkt.

So schade es wäre: Womöglich ist ein Neubau wirtschaftlicher

Bei einem Umbau ließen sich zwar auch im Carl-Benz-Stadion bessere VIP-Bereiche schaffen – die jetzigen sind in der Tat miserabel. Und Beetz sollte sie bezahlen, weil er ja auch von den Erlösen profitiert. Gleichwohl müsste den Großteil einer Generalsanierung die Stadt als Eigentümerin übernehmen. Da kommt man auf Gesamtsummen, bei denen ein Neubau womöglich sinnvoller ist.

So bitter sich ein Abschied vom wunderbar stimmungsvollen Carl-Benz-Stadion für viele Fans anfühlen würde: Es ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit, ihn ergebnisoffen zu prüfen.

Sobald alle Fakten auf dem Tisch liegen, sollte der Gemeinderat endlich eine gut begründete Entscheidung treffen. Dann muss man darüber auch nicht mehr zu unpassender Zeit diskutieren.