Therapie

Neues Angebot von ZI Mannheim und PZN Wiesloch: Erziehen trotz Abhängigkeit

Jemand leidet an einer Abhängigkeitserkrankung und hat Kinder. Wie kann sie oder er sie trotzdem erziehen und gleichzeitig eine stabile Abstinenz erreichen? Das geht - zeigt das ZI und geht mit dem PZN Wiesloch neue Wege

Von 
Lea Seethaler
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2,65 Millionen Minderjährige haben alkoholabhängige Elternteile. © DPA

Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim bietet seit fast zwei Jahren ein suchttherapeutisches Akutprogramm für Eltern. Suchterkrankte Eltern mit Kindern im Alter bis zwölf Jahren erfahren dort mehr über sich und ihre Erziehung. Zudem erhalten sie hilfreiche Strategien für den Familienalltag und Unterstützung bei der Behandlung der Suchterkrankung. Nun wird das Programm ausgeweitet und auch am Psychiatrischen Zentrum Nordbaden (PZN) in Wiesloch angeboten.

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Das Erreichen einer stabilen Abstinenz und das zufriedenstellende Ausüben der Elternrolle sei für viele suchterkrankte Eltern eine große Herausforderung, betonen die Experten am ZI. „Bisher gibt es nur sehr wenige spezifische, an Eltern gerichtete suchttherapeutische Angebote in Deutschland“, so das ZI.

2,65 Millionen Minderjährige mit alkoholmissbrauchendem Elternteil

In der ambulanten Akutbehandlung fehlten „entsprechende Therapieangebote gänzlich“. Doch der Bedarf ist immens: Laut Deutscher Hauptstelle für Suchtfragen leben rund 2,65 Millionen Minderjährige im Laufe ihres Lebens mit mindestens einem alkoholkranken oder alkoholmissbrauchenden Elternteil zusammen. 40 000 bis 60 000 Kinder haben indes drogenabhängige Eltern; zwischen 37 500 und 150 000 glückspielsüchtige Eltern.

Ambulante Therapien

Gruppentherapeutische Angebote für Eltern, wie sie von psychosozialen Beratungsstellen angeboten werden, zielten vorwiegend auf die Verbesserung der elterlichen Erziehungsfähigkeiten ab. „Ein ambulantes Angebot, das die Eltern beim Erreichen und Stabilisieren der Abstinenz aber auch in ihren Erziehungsfähigkeiten unterstützt, existiert bislang nicht“, heißt es vom ZI.

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Dieses hat gemeinsam mit dem PZN durch Förderung des Bundesgesundheitsministeriums das neue ambulante psychotherapeutische Therapieangebot entwickelt. Sein Name lautet „STAERKE“. Hauptziel ist es, eine eine stabile Suchtmittelabstinenz zu erreichen und gleichzeitig an Problemstellungen in der Kindererziehung zu arbeiten.

Das Angebot wird komplett von den Krankenkassen finanziert. Es besteht aus einer wöchentlichen verhaltenstherapeutischen Gruppensitzung und wöchentlichen Einzeltherapiesitzungen. Der Einstieg in die Gruppentherapien ist jederzeit möglich. Die Dauer des Therapieprogramms für Patientinnen und Patienten beträgt sechs Monate.

Hier gibt es Hilfe

Interessierte können sich am ZI melden unter: Tel. 0621/1703 6399 (Anrufbeantworter), Anrufer werden gebeten, Namen, Telefonnummer sowie mögliche Rückruf-Zeiten zu hinterlassen. Auch E-Mail ist möglich: ZI_staerke@zi-mannheim.de.

Betroffene können sich nun ab sofort auch im Ambulanzzentrum des PZN Wiesloch (Tel.: 06222/55 2600) für das Programm anmelden und erhalten nähere Informationen. Allgemeine Auskünfte, Informationen und Selbsttests zum Thema Abhängigkeit und Substanzkonsum gibt es auch im Internet unter www.dhs.de oder unter www.kenn-dein-limit.de.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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