608 Infizierte an nur einem Tag

Neuer Negativrekord - 608 Infizierte an nur einem Tag in Mannheim

Von 
Steffen Mack
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In Mannheim wurden am Dienstag 608 Neuinfizierte gemeldet. © Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/dpa

Mannheim. Auf dem Bildschirm sieht man lauter kleiner Felder. Auf einigen stehen nur die Namen. Aber bei etwas mehr als der Hälfte ist die Kamera eingeschaltet, da sind die Betreffenden auch im Bild. Es ist das erste Mal, dass der Hauptausschuss ausschließlich per Videokonferenz berät. Wieso, zeigt eine weitere Premiere an diesem Dienstag: Erstmals hat das Mannheimer Gesundheitsamt 608 Neuinfizierte auf einen Schlag registriert. Der bisherige Negativrekord von 479, aufgestellt am 17. Januar, ist damit weit übertroffen.

Erstmals hat der Hauptausschuss am Dienstag ausschließlich per Video konferiert. Nicht alle Mitglieder und städtischen Mitarbeiter wollten zu sehen sein. © Steffen Mack

Die Sieben-Tage-Inzidenz erhöht sich auf 873,4. Bis Montag war sie fünf Mal in Folge sogar leicht zurückgegangen. Gleichwohl sieht Gesundheitsamtschef Peter Schäfer keine „stabile Seitwärtsbewegung“, also stagnierende Zahlen. Er rechne vielmehr mit einem weiteren Anstieg, sagt er im Ausschuss.

62 Cluster an Schulen und Kitas

Nun seien auch Pflegeheime wieder verstärkt betroffen, berichtet Schäfer. In 24 Einrichtungen gebe es aktuell insgesamt 176 Infizierte, knapp die Hälfte davon beim Personal. Stark zugenommen haben erneut die Cluster in Schulen und Kitas. Dort habe man mittlerweile 62 „relevante Ausbruchsgeschehen“ (mindestens 20 Prozent oder fünf Kinder pro Klasse/Gruppe infiziert). In der Vorwoche waren es 34. Der Gesundheitsamtschef weist indes darauf hin, dass die vielen Fälle wenig verwunderlich seien. Keine Altersgruppe werde so häufig getestet wie Kinder und Jugendliche. Zudem sei in keiner die Impfquote so niedrig, weil entsprechende Empfehlungen der Ständigen Impfkommission noch nicht lange oder gar nicht (so für unter Fünfjährige) vorlägen.

Alle Infektionen per PCR-Test bestätigt

Noch seien alle von der Stadt gemeldeten Neuinfizierten mit PCR-Tests bestätigt worden, sagt Gesundheitsamtschef Peter Schäfer.

Anfang vergangener Woche hatten Kanzler Olaf Scholz und die Spitzen der Länder beschlossen, PCR-Tests für bestimmte Gruppen – etwa Gesundheitsberufe und Hochrisikopatienten – zu rationieren.

In anderen Fällen sollen zwei positive Antigen-Schnelltest genügen, um von einer Infektion auszugehen.

Offen ist indes, ob und wie die Betreffenden dann noch von den Gesundheitsämtern erfasst werden können. Hier fehlt es laut Schäfer nach wie vor an Vorgaben aus Berlin.

Die angekündigte Rationierung der PCR-Tests habe nun auch zu zusätzlicher Nachfrage geführt. Etwa bei Mitschülern von Testberechtigten, die dann einfach mit zu den Containern am Klinikum kämen, ohne dazu eine amtliche Aufforderung zu haben.

Schäfer geht auch von einer hohen Dunkelziffer an Infizierten aus. Da gerade viele Geimpfte keine Symptome aufwiesen, würden einige Ansteckungen nicht bemerkt. sma

Die starke Zunahme des Infektionsgeschehens seit Jahresbeginn macht sich auch wieder stärker in den Mannheimer Krankenhäusern bemerkbar. Im Vergleich zur Vorwoche ist die Gesamtzahl der Covid-Patienten von 67 auf 107 gestiegen, die derer auf Intensivstationen aber nur von 20 auf 21. Das zeigt einmal mehr, dass schwere Verläufe mit der vorherrschenden Virusvariante Omikron deutlich seltener sind. Schäfer verweist auch darauf, dass in den Kliniken bei immer mehr Menschen Corona-Infektionen erst festgestellt werden, nachdem sie wegen anderer Leiden aufgenommen wurden.

Risiko für Ungeimpfte viel höher

Zwar infizierten sich inzwischen auch viele Geimpfte, so Schäfer. Doch zeige der Blick auf die Kliniken einen großen Unterschied. Bei vollständig (also mindestens zwei Mal) Immunisierten sei das Risiko einer stationären Behandlung um das Achtzehnfache niedriger. Die Gefahr, auf einer Intensivstation zu landen, sei sogar 42 Mal geringer.

Daran knüpft auch der Oberbürgermeister an. Zahlen belegten, dass eine dritte Impfung noch deutlich besser schütze, sagt Peter Kurz. Er appelliere an alle, die noch nicht geboostert seien, das rasch nachzuholen. Auch wenn der Zulauf bei Impfangeboten stark nachgelassen habe, dürfe man nicht die Fehler aus dem vergangenen Jahr wiederholen und die Kapazitäten wieder abbauen, sondern müsse bis zum Herbst „am Ball bleiben“. Allgemein spricht Kurz von einer momentanen Phase der Unsicherheit, insbesondere, was die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem angehe. Gleichwohl sei es „legitim und richtig“, sich auch mit Öffnungsstrategien zu befassen. Um keine Zeit zu vergeuden, wenn gelockert werden könne, und um jetzt bereits Perspektiven für die Menschen zu schaffen. Das sei auch eine „Frage der Psychologie“. Auf kommunaler Ebene könne man das aber nur bedingt beeinflussen, hier seien nun vorrangig die Ministerpräsidenten gefordert.

Auch wenn Kurz Winfried Kretschmann nicht beim Namen nennt, werden ihm die jüngsten Äußerungen des Grünen kaum entgangen sein: Der hat am Dienstag überraschend nicht nur Lockerungen vor Ostern eine Absage erteilt, sondern auch nur einer Debatte darüber: Über Öffnungsstrategien werde die Regierungsspitze nur sehr vertrauensvoll im kleinen Kreis sprechen. Nach dem Geschmack von Kurz ist das erkennbar eher nicht.

Aktuelle Impfangebote: www. mannheim.de/impfaktionen

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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