Entscheidung im Gemeinderat - Neuer Gleichstellungsaktionsplan mit Themen wie Gründerinnen, Migrantinnenförderung und Prostitutionsausstieg

Neuer Gleichstellungsaktionsplan für Mannheim

Von 
Lea Seethaler
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Eine Teilnehmerin einer Demonstration für Frauenrechte (hier in Stuttgart) macht mit einem Schild ihrem Ärger über Benachteiligung von Frauen Luft. © DPA

Mannheim. Dass Frauen immer noch wenig in Führungspositionen vertreten sind, kaum Unternehmen gründen und in weiteren Lebensbereichen benachteiligt sind, geht die Stadt Mannheim nun strukturiert an. Und zwar so strukturiert, wie die Benachteiligung der Frauen selbst ist.

Mit dem ersten Gleichstellungsaktionsplan legt sie nämlich ein 156 Seiten langes Dokument vor, das über verschiedenste Kategorien die Problematik beschreibt - und angeht. In seiner Sitzung am Dienstag soll der Gemeinderat dem Plan zustimmen.

Der Schwerpunkt liegt auf dem Thema „Frauen und Erwerbstätigkeit“. Mehr als 20 Projekte für Frauenförderung werden darin skizziert. Die sind sieben „Wirkungsfeldern“ zugeordnet. In denen geht es etwa ums Fördern von Frauen in Entscheidungsgremien, Führungspositionen und Start-ups. Außerdem steht das Fördern von hochqualifizierten Migrantinnen und und die Integration von Frauen „aus prekären Arbeitsverhältnissen in den regulären Arbeitsmarkt“ im Fokus.

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Zudem sollen schon Mädchen bei einer „(selbst-)bewussten Berufswahl“ begleitet werden. Projekte wie „wikigirls“ oder „Digital HeldInnen“ sollen ein „niederschwelliger, motivierender und praktischer Zugang zu digitalen Medien und Kenntnissen für Mädchen und junge Frauen sein. Zudem geht es genauer im „MA-Gründerinnen-Programm“ um junge Frauen, die gründen - und vor allem darum, wie man sie dazu bekommt. Der „MA-Women-Club“ handelt wiederum von barem Geld: Denn hier soll das Investieren in Gründerinnen ermöglicht werden.

Lotsinnen im Stadtteil

Man besinnt sich in der Vorlage für den Gemeinderat auch auf sogenannte „Stadtteil-Lotsinnen“ (Stalos). Die Tätigkeit der Stalos trägt dazu bei, Frauen mit Migrationshintergrund „nachhaltig in reguläre Beschäftigungsverhältnisse zu bringen“, heißt es zu deren Aufgabengebiet. Die Stalos soll es in den Stadtteilen Neckarstadt-West und Jungbusch geben. Beim Projekt „Take Care - Arbeitsmarktorientierung in Care-Berufen als Alternative zur Prostitution“ geht es indes darum, Frauen, die als Prostituierte arbeiten, zum Ausstieg aus der Prostitution zu ermutigen. „Es werden für die Zielgruppe akzeptable alternative Berufsmöglichkeiten aufgezeigt und der Eintritt in nicht prekäre Berufe vorbereitet“, heißt es in der Vorlage. Ist der Ausstieg geschafft, sollen berufliche Orientierungsmöglichkeiten auch langfristig verbessert werden.

Und wie genau ist der Gleichstellungsaktionsplan entstanden? Über 150 Menschen mit unterschiedlicher Expertise aus 55 in Mannheim ansässigen Unternehmen, Hochschulen, Dachverbänden, Gewerkschaften, (sozialen) Organisationen und Initiativen haben den Plan erarbeitet. Auch Vereine, Schulen und weitere Bildungseinrichtungen, Fachbereiche der Verwaltung „sowie Persönlichkeiten unserer Stadt“ haben in über 100 Arbeitstreffen mitgewirkt, heißt es in der Beschlussvorlage. Unterschiedlichste Mannheimerinnen und Mannheimer konnten so im Beteiligungsprozess mitwirken.

Budget: knapp 2,2 Millionen Euro

Und was wird das Ganze kosten? Die Projektskizzen umfassen laut Dokument ein Gesamtvolumen von knapp 2,2 Millionen Euro. Bereits bei der Entwicklung wurde die Finanzierung von mehr als 20 Prozent der Projekte mit einem Gesamtbudget von rund 500 000 Euro, gesichert, heißt es weiter. Diese „Umsetzungskraft“ zeige, dass Mannheim bei der Entwicklung des Plans „einen richtigen Weg eingeschlagen hat“. Ein Budget von 30 000 Euro Sachkosten jährlich für die Umsetzung und Fortschreibung sollen zur Verfügung stehen.

Nachdem der Gemeinderat dem Gleichstellungsaktionsplan in der Dienstagssitzung zugestimmt hat, wird im November 2021 im Rahmen einer Kick-Off-Veranstaltung unter dem Motto „Idea meets Resource“ der Startschuss für die Umsetzung des Plans fallen. Hier werden alle Projekte präsentiert und neue Kooperationspartnerschaften und konkrete Träger für die Projekte gesucht.

2.0 bereits in Aussicht

Im Jahr 2024 startet dann die Konzeption am nächsten Gleichstellungsaktionsplan (GAPinMA 2.0). Beim Schwerpunkt „Erwerbstätigkeit und Gleichstellung“ werde ein Fortsetzen von erfolgreichen Projekten aus dem aktuellen Plan unterstützt und angestrebt. Neue Schwerpunkte könnten etwa „Förderung von Frauen in Kunst und Kultur“ oder die „Förderung von Frauen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt“ sein. Denkbar sei auch, dass der GAPinMA 2.0 einen anderen Schwerpunkt aufgreift, zum Beispiel. Frauen und Gewalt. Bei der Festlegung der Themen werden alle Mannheimer und Mannheimerinnen im Rahmen einer Bürgerbeteiligung aktiv einbezogen.

Die Sitzung des Gemeinderats an diesem Dienstag, 5. Oktober, 15 Uhr im Stadthaus in N 1 wird per Livestream auf dem städtischen Youtubekanal übertragen.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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