Für den einen war es „ein Stück weit ein historischer Moment“, für die andere ein „Meilenstein“ und für den nächsten „ein ganz, ganz wichtiger Tag“: Am Freitag ist offiziell mit dem Bau der neuen Stadtbahnlinie in Mannheims jüngstem Stadtteil Franklin begonnen worden.
Nächstes Jahr, irgendwann zwischen Spätsommer und Weihnachten, genauer lasse es sich noch nicht sagen, sollen die ersten Züge auf der 1,8 Kilometer langen neuen Linie 16 im Mannheimer Nordosten rollen. Und zwar zunächst als Pendelverkehr im 20-Minuten-Takt von der Haltstelle Bensheimer Straße, wo ein Anschluss an die Linie 5 besteht, über die Franklinschule und Franklin Mitte bis zur Station Sullivan und wieder zurück.
28 Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt. Auch wenn die Summe noch nicht endgültig bestätigt ist, geht Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU) davon aus, dass der Bund knapp 19 Millionen davon übernimmt und das Land weitere fast 5 Millionen beisteuert – so dass für die Stadt Kosten von rund 4,5 Millionen Euro anfallen.
Franklin als Modell-Projekt
Doch nicht nur deshalb zeigte sich Specht erfreut über den Baubeginn: „Es ist deswegen so wichtig, weil der Stadtteil modellhaft“ sein soll, erklärte er. Ziel sei es, die Wege auf Franklin so kurz und „CO2-reduziert wie möglich“ zu machen. „Wir wollen die Menschen frühzeitig daran gewöhnen, dass sie sich gar nicht erst ein Auto anschaffen müssen“, sagte der auch für den Nahverkehr zuständige Bürgermeister. Schließlich will die Stadt Mannheim bis 2030 klimaneutral sein. „Und der ÖPNV spielt dabei eine ganz zentrale Rolle.“
Das sieht auch Elke Zimmer (Grüne) so, die inzwischen Staatssekretärin im baden-württembergischen Verkehrsministerium ist und sich darüber freute, dass sie einer der ersten Termine im neuen Jahr in ihre Heimatstadt führte. „Der Verkehr hat bisher nichts zum Klimaschutz beigetragen“, kritisierte sie, und das „obwohl zwei Drittel aller CO2-Emissionen in Baden-Württemberg auf den Verkehr zurückzuführen sind“. Darum betonte sie: „Es ist dringend notwendig, zu handeln.“ Entsprechend bezeichnete sie die neue Stadtbahnlinie als „Sahnetüpfelchen“: „So sieht Mobilität von heute aus.“
Die von morgen wird sogar noch etwas bequemer sein: Denn wenn ab etwa 2026 oder 2027 auch der Bahnhof Käfertal entsprechend ausgebaut ist, soll die Linie 16 nicht mehr an der Haltestelle Bensheimer Straße enden, sondern direkt in Richtung Hauptbahnhof weiter fahren. Und wer will, kann dann aller Voraussicht nach sogar sitzen bleiben und bis zum Karlsplatz auf der Rheinau gelangen: Die neuen Stadtbahn-Gleise durch das Glückstein-Quartier, auf denen die Linie 16 dann rollen wird, sollen einem RNV-Sprecher zufolge nämlich ebenfalls bis Ende 2026 betriebsbereit sein.
140 Millionen Euro Investitionen
Für den kompletten Ausbau des sogenannten Konversionsnetzes – zu dem unter anderem auch der bereits begonnene Umbau am Hauptbahnhof sowie die neuen Haltestellen Columbus und Eisenlohrplatz gehören – sind 140 Millionen Euro veranschlagt – von denen Bund und Land voraussichtlich 115 Millionen übernehmen werden.
Doch zunächst einmal sind auf Franklin die Bauarbeiter am Zug: Sie sollen sich von Westen nach Osten vorantasten. Nach dem Auftakt wird ab Mai im Bereich Franklin Mitte gearbeitet, ab September ist dann der Abschnitt Sullivan dran.
Wenn die neue Linie den Betrieb aufgenommen hat, wird der RNV zufolge auch die Route der E-Bus-Linie 67 verändert – wie stehe jedoch noch nicht fest. Möglicherweise hängt das auch von den Erfahrungen ab, die die Verkehrsgesellschaft mit den autonom fahrenden Bussen sammelt: Diese sollen im Rahmen eines Modellprojekts ab Ende diesen Jahres auf Franklin verkehren. Das dürfte dann wieder ein „Meilenstein“ sein.
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