Mannheim. Treffpunkt und Rückzugsort, Dachgarten für Veranstaltungen, Café, Schauraum und „Open Library“, die rund um die Uhr geöffnet ist: Wenn die neue Stadtbibliothek im Quadrat N 2 startet, können sich die Bürgerinnen und Bürger auf ein ökologisch gestaltetes und nutzerfreundliches Konzept freuen. Den nächsten Schritt auf diesem Weg machte am Dienstagabend der Ausschuss für Umwelt und Technik in nichtöffentlicher Sitzung: Er beauftragte die Architekten mit der Umsetzung des Neubaus und der Gestaltung des angrenzenden Dalbergplatzes.
Entstehen soll die künftige zentrale Stadtbibliothek auf dem Gelände der bestehenden Tiefgarage. Das heißt: Mitten in der Stadt entsteht über längere Zeit eine Großbaustelle. In den späteren Neubau werden die derzeitige Stadtbibliothek in N 1, die Kinder- und Jugendbibliothek und die Musikbibliothek im Dalberghaus (N 3) integriert.
Neuer Meßplatz oder Quadrate: Grundsatzentscheidung zum Bibliotheksstandort fiel Ende 201
- Zum Thema im Kommunalwahlkampf wurde der Standort der neuen Stadtbibliothek 2014. Soll die zentrale Bücherei in den Quadraten bleiben oder an den Alten Meßplatz ziehen?
- Die SPD sprach sich von vornherein klar für die Neckarstadt, die CDU für die Quadrate aus. Die Grünen legten sich nicht fest.
- In seiner Etatrede brachte Oberbürgermeister Peter Kurz im Oktober 2017 einen Neubau in N 2 ins Spiel, am Standort der Tiefgarage.
- Bei den Haushaltsberatungen im Dezember 2017 stimmten dem Vorschlag schließlich CDU, Grüne, FDP und mehrere Stadträte der SPD zu, die sich einem Neubau nicht verweigern wollten. Eine noch deutlich größere Mehrheit gab es ein Jahr später, als es um die weiteren Planungen ging.
- Das machte den Weg frei für einen Architektenwettbewerb, die Jury traf ihre Entscheidung im Juli 2020. Den Zuschlag erhielten die Berliner Büros Bruno Fioretti Marquez (Neubau) und capattistaubach (Gestaltung Dalbergplatz).
- Kern des Projekts ist die Zusammenlegung der bisherigen Bibliothek in N 1 sowie der Kinder- und Jugend- sowie Musikbibliothek im Dalberghaus am Standort N 2. Die Verwaltung geht von einem Nutzflächenbedarf von 7100 Quadratmetern aus.
- Noch völlig offen sind die Kosten . Dass die zunächst genannten 33 Millionen Euro allerdings bei weitem nicht reichen, ist klar.
Aber bis das neue Kapitel in der Bücherei-Geschichte der Stadt Mannheim aufgeschlagen werden kann, werden noch einige Jahre ins Land gehen. „Dass wir 2023 eröffnen können, streben wir weiter an“, hatte Bürgermeister Dirk Grunert noch im Juli 2020 betont. Damals hatte sich das 17-köpfige Preisgericht unter 23 Konzepten für den Entwurf des Büros Fioretti Marquez und die Platzgestaltungs-Ideen von capattistaubach urbane Landschaften (beide Berlin) entschieden.
Nach Detailgesprächen mit dem Architektenteam ist klar: Das komplexe Bauvorhaben lasse sich „nicht in zwei Jahren realisieren“, so die Verwaltung auf Anfrage des „Mannheimer Morgen“. Nach aktuellem Planungsstand werde es deutlich länger dauern, „voraussichtlich bis 2026“. Einer der Gründe: Um den Wegfall der oberirdischen Parkplätze zu kompensieren, soll die neue Tiefgarage nicht, wie ursprünglich geplant, zwei, sondern drei Stockwerke in die Tiefe gehen.
„Das Büro Bruno Fioretti Marquez konnte überzeugend darlegen, wie eine Bibliothek in Holzhybridbauweise und mit einer stattlichen Begrünung gebaut werden kann. Die Bibliothek wird nicht nur für sich genommen einen attraktiven Ort schaffen. Vielmehr werden das Gebäude und die neue Platzgestaltung des Dalbergplatzes darüber hinaus auch einen wichtigen Beitrag für das Klima in der Innenstadt leisten“, betont Klaus Elliger, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung.
Auch die zuständige Leiterin des Eigenbetriebs Stadtraumservice, Christa Backhaus-Schlegel, zeigt sich überzeugt: „Durch die Neugestaltung des Dalbergplatzes wird dieser als zentraler urbaner Platz in seiner Bedeutung gestärkt. Er erfährt, ergänzt um seine gastronomische Nutzung, den Charakter eines städtischen ,Wohnzimmers’“. Der bestehende Platz werde in seinen Proportionen erhalten, aber „deutlich belebt und bespielt werden“.
„Als wichtigste außerschulische Bildungseinrichtung der Stadt wird der Neubau wichtige Impulse setzen – für Mannheim und weit über die Stadtgrenzen hinaus“, freut sich der neue Leiter der Stadtbibliothek, Yilmaz Holtz-Ersahin. Er hat im Februar seinen Dienst in der Quadratestadt angetreten, als Nachfolger von Bernd Schmid-Ruhe.
Erste detaillierte Pläne im Herbst
Die „Stadtbibliothek der Zukunft“, so Holtz-Ersahin, solle „ein Informations- und Wissenshaus für alle Generationen sein, klassische Bibliotheksinhalte bereitstellen, aber vor allem auch neue Medien zugänglich und verständlich machen und vielfältige Kompetenzen für alle Altersgruppen vermitteln“.
Der Gemeinderat hatte sich mehrfach mit großer Mehrheit für den Neubau in N 2 ausgesprochen – nicht zuletzt, weil die beiden seit 1991 bestehenden Standorte in N 1 und im Dalberghaus „große logistische Herausforderungen“ mit sich brächten, so die Verwaltung.
Nach der Entscheidung des Fachausschusses am Dienstagabend geht es zunächst noch nicht weiter. Es sei eine sogenannte „Stillhalte- oder Wartefrist“ einzuhalten, so die Verwaltung. Damit zu rechnen sei, dass die Architekten erste detaillierte Zeit- und Baupläne im Herbst präsentierten. „Zunächst ist der Rückbau des Parkhauses erforderlich, nach derzeitigem Stand soll dies 2022 beginnen“, teilt die Sprecherin des Baudezernats, Corinna Hiss, auf Anfrage mit. Auch eine realistische Kostenschätzung fehlt noch. Im Jahr 2018 seien als „Arbeitssumme“ 33 Millionen Euro genannt worden. Um die Kosten genauer schätzen zu können, müssten die nächsten „Leistungsphasen“ abgewartet werden, so Hiss.
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