Mannheim. Herr Klesius, anfangs waren Sie bei „Hartz & herzlich“ noch nicht dabei. Was hat Sie dazu gebracht, bei der RTL2-Serie mitzumachen?
Michael Klesius: Ich habe einigen, die schon dabei waren, geholfen. Dem Elvis bei seinem Umzug, dem Dieter, der Christine. Da war ich auch ab und zu in der Serie zu sehen. Irgendwann war ich dann auf einmal immer dabei. Wie das genau kam, kann ich gar nicht mehr sagen.
Es macht Ihnen jedenfalls immer noch Spaß, oder?
Klesius: Und wie! Sonst wäre ich gar nicht mehr dabei. Mir macht es einfach Spaß, zu helfen. Vor allem Menschen, die Hilfe brauchen.
Wie macht sich Ihr Mitwirken für Sie im Alltag bemerkbar?
Klesius: Mein Leben hat sich komplett verändert. Ich kann nicht mehr durch Mannheim laufen, ohne angesprochen zu werden. Aber immer nur im Guten, ich habe noch keine einzige schlechte Erfahrung gemacht. Da geht es um die Serie, auch um meine Zeit im Ahrtal . . .
Da halfen Sie vor zwei Jahren Menschen, die bei der Flut alles verloren hatten, richtig?
Klesius: Genau, so wie jetzt kurz vor Weihnachten auch beim Hochwasser in Celle. Auf so etwas werde ich immer viel angesprochen.
Handwerker sind sehr gefragt, und Sie sind aus dem Fernsehen als tüchtiger Hausmeister bekannt, der bei allem und jedem hilft. Bekommen Sie da auch von Fremden zu hören: „Können Sie nicht mal mein Gartentor reparieren?“
Klesius: Ja, sowas passiert oft. Allerdings muss ich alles ablehnen. Ich bin bis Oktober ausgebucht, ich habe Aufträge ohne Ende.
Wie sieht normalerweise Ihr Arbeitsalltag aus?
Klesius: Um 3 Uhr geht der Wecker, um 3.45 Uhr verlasse ich das Haus und schaue nach meinen Objekten, die ich betreue. Nach 15 Uhr bin ich dann in Dagmars Haus und sehe, was ich hier noch alles machen kann. Abends noch ein bisschen Papierkram oder so, dann falle ich irgendwann todmüde ins Bett.
Der Akteur und die Serie
- Michael Klesius wurde am 18. März 1968 in Püttlingen im Saarland geboren.
- Aufgewachsen ist er in Mannheim auf der Hochstätt.
- Der 56-Jährige ist ausgebildeter Maler und Lackierer sowie Berufskraftfahrer. Er arbeitet unter anderem als Hausmeister.
- Klesius gehört zu den Hauptakteuren in der RTL2-Dokusoap „Hartz und herzlich“, die seit 2017 unter anderem in den Benz-Baracken gedreht wird.
- Die Staffeln aus Mannheim zählen mit einem Marktanteil von zuletzt 5,4 Prozent in der Primetime bei den 14- bis 49-Jährigen zu den erfolgreichsten Formaten des Münchner Senders.
- Neue Folgen aus den Benz-Baracken werden nach RTL2-Angaben ab nächstem Montag werktags um 17.05 Uhr ausgestrahlt.
Die verstorbene Dagmar galt als gute Seele der Benz-Baracken. Sie wohnen in der Serie mittlerweile in ihrem Haus. Warum?
Klesius: Ich mochte sie sehr. Nachdem ich sie über die Christine kennengelernt habe, ist eine ganz tolle Freundschaft entstanden. Und jetzt habe ich erstens das Gefühl, dass ich ihr das schuldig bin, damit das Haus nicht verkommt und auch der Garten so schön bleibt wie bei ihr. Zweitens ist es eine Anlaufstelle für die Baracken-Bewohner. Und drittens kommen auch immer wieder Fans oder andere Menschen hierher, wenn sie mal Hilfe brauchen.
Mit dem Eigentümer ist geklärt, dass Sie bis auf Weiteres hier bleiben können, korrekt?
Klesius: Genau. So lange, bis das Haus abgerissen wird oder geklärt ist, was sonst daraus werden soll.
Wer „Hartz & herzlich“ auch nur ab und an sieht, der weiß, wie patent und aktiv Dagmar war. Ihr immenser Fleiß steht ebenfalls außer Frage. Böses Blut gibt es dagegen immer wieder über andere, von denen es heißt, sie bekämen fürs Nichtstun Geld vom Staat . . .
Klesius: Die machen schon alle viel, der Elvis etwa mit seinem Fahrdienst. Ich verstehe nicht, warum die dann jedes Mal so einen Shitstorm abkriegen.
Sie haben im vergangenen Jahr selbst versucht, nur von Grundsicherung zu leben. Die lag damals für allein lebende Erwachsene bei 502 Euro. Wie war das für Sie?
Klesius: Mir war es ganz wichtig, das mal auszuprobieren. Das war einen Monat lang sehr schwer für mich, eine komplette Umstellung. Ich bin daran gescheitert. Wenn ich von heute auf morgen nur noch vom Bürgergeld leben müsste, wäre das eine Katastrophe für mich.
Für Faulenzer-Debatten über Menschen, die von Grundsicherung und Kindergeld leben, haben Sie somit kein Verständnis?
Klesius: Überhaupt nicht! Zum Glück bekomme ich sowas so gut wie nie zu hören. Mir hat nur mal eine auf Tiktok gesagt: „Warum hilfst du diesen Schmarotzern?“ Wie man so denken kann, ist mir unbegreiflich.
Ab Montag sollen, wie der Sender dem „MM“ mitteilte, neue Folgen kommen. Darüber verraten dürfen Sie vorab nichts, aber haben Sie die schon gesehen?
Klesius: Nein. Wir sind zwar bei den Dreharbeiten dabei. Aber was sie dann daraus machen, wissen wir nicht. Zu sehen bekommen wir die Folgen immer erst bei Ausstrahlung.
Wie läuft das dann ab? Schauen Sie die mit anderen gemeinsam?
Klesius: Das nicht, aber mein Kumpel Lothar und ich telefonieren jedes Mal während der Sendung miteinander und reden auch danach noch lange darüber.
Das wird schwer diesmal, die neuen Folgen laufen um 17.05 Uhr, da haben Sie noch lange keinen Feierabend.
Klesius: Stimmt. Das ist aber kein Problem, ich nehme sie auf, Lothar auch. Dann schauen wir sie abends und diskutieren bis in die Nacht, bis jeder nur noch in sein Bett will.
Mit den anderen Bewohnern gibt es da aber keinen regelmäßigen Austausch, etwa eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe oder so?
Klesius: Nee. Aber wenn man sich trifft, redet man da natürlich schon mal darüber, klar. Das mache ich auch mit dem Chris immer wieder.
In Chris Rihms Reisegeschäft haben Sie ja auch ein Büro.
Klesius: Genau, wir kennen uns schon sehr, sehr lange. Ich habe mal beim DRK eine Sanitäter- Ausbildung gemacht, dort haben wir uns zum ersten Mal getroffen.
Der Grünen-Stadtrat engagiert sich ja in vielerlei Hinsicht . . .
Klesius: Ja, der Lothar und ich helfen ihm da bei allem, wenn wir können.
Wäre so ein Engagement auch etwas für Sie?
Klesius: Nee, für mich ist das nix mit der Politik. Der Chris kennt sich aus. Der sagt, was wir machen sollen, und dann machen wir das auch.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Glosse "Übrigens" Benz-Baracken: Bei der GBG piept es neuerdings