Zwei Tote in Mannheim

Neckarauer Bluttat: Nachbar saß mit später Getöteten Stunden vor Tat noch zusammen

In Mannheim-Neckarau soll am frühen Montagmorgen ein 33-Jähriger die 36-jährige Mutter seiner Söhne und dann sich selbst getötet haben. Ein Nachbar ist fassungslos - und erzählt vom Abend vor der Tat

Von 
Steffen Mack
Lesedauer: 
Einsatzwagen im Neckarauer Waldweg: Am frühen Montagmorgen wurden in dem Stadtteil zwei Menschen getötet. © Rene Priebe

Mannheim. Im Vorgarten blühen Blumen in allen Farben, hinten im Garten erkennt man Wäsche auf der Leine. In der Einfahrt stehen zwei Autos. Alles an dem Haus im Neckarauer Waldweg wirkt am frühen Montagabend sehr lebendig. Von dem Schrecklichen, das sich hier in den frühen Morgenstunden ereignet hat, zeugt nicht mal mehr rot-weißes Absperrband. Etwa eine Stunde zuvor haben das Mannheimer Polizeipräsidium und die Staatsanwaltschaft dazu eine Pressemitteilung verschickt. Überschrift: „Zwei Tote nach Kapitalverbrechen in Neckarau.“

Tote in Mannheim: Küchenmesser soll Tatwaffe sein

Nach bisherigem Ermittlungsstand ist davon auszugehen, dass ein 33-jähriger Mann erst die 36-jährige Mutter seiner Kinder und dann sich selbst getötet hat. Die Tatwaffe soll ein vor Ort gefundenes Küchenmesser sein. Die zwei und drei Jahre alten Söhne der Beiden waren den Angaben zufolge wohlbehalten, als die Polizisten am Montagmorgen gegen zwei Uhr nach einem Notruf eintrafen. Eine 14-jährige Tochter war zur Tatzeit nicht in der Wohnung.

Hilfe bei häuslicher Gewalt

Wenn Sie oder Ihnen nahestehende Frauen von häuslicher Gewalt betroffen sind, finden Sie an folgenden Stellen Hilfe: 

  • Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ berät von häuslicher Gewalt Betroffene, Angehörige, Freundinnen und Fachkräfte. Erreichbar ist das Hilfetelefon unter der Rufnummer 08000 - 116 016. Weitere Informationen gibt es hier. 
  • Das Mannheimer Frauenhaus bietet Frauen und deren Kindern Schutz in akuten Gewaltsituationen. Telefonisch ist das Frauenhaus unter der Rufnummer 0621 - 74 42 42 erreichbar. Weitere Informationen finden Sie hier.
  • In der Gewaltambulanz der Uniklinik Heidelberg werden kostenlos Spuren von Gewalttaten gesichert. Sie ist 24 Stunden erreichbar. Es besteht keine Anzeigepflicht. Telefonisch ist die Gewaltambulanz unter der Rufnummer 0152 -  54648393 erreichbar. Weitere Informationen gibt es hier. 

Beim Betrachten des Hauses ertönt eine Stimme von der anderen Straßenseite: „Was machen Sie da?“ Der Mann blickt verärgert, offensichtlich will er hier keine Schaulustigen sehen. Als er hört, dass er einen Reporter vom "Mannheimer Morgen" vor sich hat, wird der Mann freundlicher. Auf die Frage, ob er die Getöteten gekannt habe, antwortet er: „Das waren meine Freunde. Gestern Abend saßen wir noch bis 21 Uhr zusammen.“

Nette, gelöste Stimmung am Abend zuvor

Der Nachbar berichtet von einer netten, gelösten Stimmung. Nicht das Geringste habe darauf hingedeutet, dass Stunden später Schreckliches passieren würde.„Ich kann mir das überhaupt nicht erklären.“ Am allermeisten tue es ihm für die beiden kleinen Jungen leid. „Meine Goldstücke, jeden Tag war ich bei denen drüben.“

Polizeisiegel an der Haustür. Zwei kleine Söhne blieben unversehrt. © René Priebe

Auch am Sonntag habe ihn der Vater gefragt, ob er nicht rüberkommen wolle, die Jungs würden sich nach ihm sehnen. Später hätten der Vater und er noch ein Bier zusammen getrunken. Als die Mutter zurückgekommen sei, die zuvor ihre 14-jährige Tochter zum Übernachten zu einer Freundin gefahren hätte, habe sie sich dazu gesetzt. „Alles war wie immer.“ Er sei dann nur um 21 Uhr rübergegangen, weil er seine Frau nicht so lange allein habe lassen wollen. „Schöne Grüße“, habe der Mann ihm noch nachgerufen.

Tote in Mannheim-Neckarau: Nachbarn sind fassungslos

Als der Nachbar dann nachts die Blaulichter auf der Straße sah, konnte er es nicht fassen. Anfangs seien die Polizisten schroff zu ihm gewesen. „Aber später kam einer von der Kripo zu mir, der war freundlich.“ Der Beamte habe ihm erzählt, dass die Frau vor ihrem Tod noch den Notruf abgesetzt habe.

Mehr zum Thema

Zwei Tote in Mannheim

Mann und Ex-Frau tot in Wohnung in Mannheim-Neckarau gefunden

Veröffentlicht
Von
Julia Korb
Mehr erfahren
Justiz

Oggersheimer Mordprozess: Freispruch und Unterbringung beantragt

Veröffentlicht
Von
Julian Eistetter
Mehr erfahren

Die Beamten hätten jedoch sehr lange gebraucht, die doppelt und dreifach gesicherte Haustür aufzubrechen, berichtet der Nachbar. Als sie es dann endlich geschafft hätten, sei wohl jede Hilfe zu spät gekommen. Der Kriminalpolizist habe ihm gesagt, er könne froh sein, dass ihm der Anblick in der Küche erspart geblieben sei.

So richtig waren die beiden nie zusammen.
Nachbar

In der Pressemitteilung von Präsidium und Staatsanwaltschaft wird die getötete Frau als Ex-Lebensgefährtin des 33-Jährigen bezeichnet. Der Nachbar sagt aber: „So richtig waren die beiden nie zusammen.“ Der Vater habe stets noch seine eigene Wohnung gehabt. Aber er sei immer wieder mal für einige Tage ganz da gewesen, so auch jetzt wieder.

Kinder in der Obhut des Jugendamts

Auf die Frage nach Streitereien erzählt der Nachbar: „Kappes hat es immer wieder mal gegeben“, allerdings normale Konflikte, wie sie fast überall mal vorkämen. Einmal habe die Frau den Mann rausgeworfen, er solle in seine Wohnung verschwinden. Aber auch das sei nicht dramatisch gewesen, danach hätten sie sich wieder gut verstanden.

Die beiden kleinen Söhne seien jetzt in der Obhut des Jugendamts, berichtet der Nachbar. Zwei Mitarbeiter hätten sich seine Nummer notiert, er hoffe sehr, dass sie ihm bald ein Treffen ermöglichten. „Das wäre wichtig für die Jungs, sie mögen mich doch so sehr.“ Jetzt seien sie nach dem schrecklichen Geschehen umgeben von fremden Menschen. Die Tat mache ihn völlig fassungslos. „Sowas kennt man ja sonst nur aus dem Fernsehen“, sagt er. Dass es vor seiner Haustür passiert, habe er nie für möglich gehalten. Noch dazu „quasi in meiner Familie“.

Hilfe bei Suizidgedanken

Normalerweise berichten wir nicht über Suizide. Dies gibt der Pressekodex vor. Ausnahmen sind zu rechtfertigen, wenn es sich um Vorfälle von erhöhtem öffentlichen Interesse handelt. Wenn Sie verzweifelt sind und in einer bedrückenden Lebenssituation keinen Ausweg sehen: Suchen Sie sich Hilfe. Das kann ein Gespräch mit Angehörigen oder Freunden sein, oder professionelle Unterstützung:

  • Das Mannheimer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) bietet einen Notdienst für Menschen in psychischen Krisen an, der rund um die Uhr besetzt ist. Die telefonische Erreichbarkeit erfolgt unter der Nummer 0621 / 1703-7777. Die Erreichbarkeit vor Ort: J5, Therapiegebäude, Erdgeschoss, separater Eingan neben dem Haupteingang.
  • Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention bietet ein Info-Telefon an, das unter der Rufnummer 0800 / 33 44 533 zu erreichen ist. Weitere Informationen finden Sie hier.
  • Die Telefonseelsorge ist 24 Stunden unter der Rufnummer 0800 1110111 erreichbar. Weitere Infos zur Telefonseelsorge gibt es hier.
  • Caritas Deutschland bietet eine online eine Beratung für suizidgefährdete junge Menschen (U25) an. Weitere Infos gibt es hier.
  • Hilfe – auch in türkischer Sprache – bietet das muslimische Seelsorge-Telefon "MuTeS" unter 030/44 35 09 821. Die Mitarbeiter dort sind 24 Stunden am Tag erreichbar. Weitere Infos dazu finden Sie hier.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen