Mannheim. Die Pläne des Brüderklinikums Julia Lanz, die Theresien-Schließung vorzuziehen und mehrere Abteilungen auch am zweiten Standort Diako komplett dichtzumachen, sorgen in Mannheim für anhaltendes Entsetzen.
So warnt der SPD-Landtagsabgeordnete Boris Weirauch vor einer Gefährdung der stationären Versorgung. „Wenn jetzt 530 der insgesamt 2045 Mannheimer Krankenhausbetten in der Maximalversorgung wegfallen, liegt unsere Stadt deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von 7,8 Betten pro 1000 Einwohner.“ Bei diesen Zahlen habe er die rund 500 Betten im Zentralinstitut für seelische Gesundheit (ZI) rausgerechnet, weil diese ja nicht als klassische Krankenhausbetten anzusehen seien, sagt Weirauch am Montag dem „MM“.
Zusätzliche Brisanz dürfte in die Versorgungsdebatte bringen, dass auch der Verbund des Universitätsklinikums mit der Heidelberger Uniklinik in Mannheim zahlreiche Betten kosten könnte. Zahlen sind hier allerdings noch nicht bekannt.
Weirauch sieht hier in erster Linie die Landesregierung gefordert
Der SPD-Abgeordnete sieht da in erster Linie die Landesregierung in der Pflicht: „Das Land hat den Sicherstellungsauftrag gesetzlich den Stadt- und Landkreisen übertragen, darf sich aber nicht aus der Verantwortung stehlen.“ Die grün-schwarze Koalition in Stuttgart müsse finanziell dafür Sorge tragen, dass fehlende Betten in Mannheim ersetzt werden.
Das wäre nach Weirauchs Auffassung nur möglich, wenn gleichzeitig Kapazitäten im Klinikum neu aufgebaut werden und dort folgerichtig Personal aus dem Theresien übernommen wird.
Auch Mannheimer Linke kritisieren Brüderklinikum
Nachdem sich bereits CDU, Mannheimer Liste, SPD sowie vorige Woche die Grünen sehr besorgt über die Pläne des Brüderklinikums gezeigt haben, reagiert nun auch die Linke. Mit scharfer Kritik. Kreissprecher Philipp Fränkle warnt: „Die Schließung der Notaufnahme im Theresienkrankenhaus wird die gesamte Notfallversorgung in Mannheim spürbar belasten.“ Schon jetzt warnten Fachleute, dass andere Kliniken an ihre Grenzen gerieten. Ein Ausbau im Diako könne diesen Verlust nicht ausgleichen.
Fränkles Sprecherkollegin Anna-Sophie Roth warnt vor einem Dominoeffekt: längere Rettungswege, überlastete Notaufnahmen, mehr Risiko für die Patientinnen und Patienten. „Es ist unverantwortlich, ein funktionierendes System aufs Spiel zu setzen – und das alles aus Kostengründen.“ Auch die berufliche Existenz der Beschäftigten werde hier einmal mehr wirtschaftlichen Überlegungen untergeordnet.
Zu unbestätigten Informationen, die Zahl der Kündigungen an beiden Standorten könne womöglich noch deutlich höher als die zunächst genannten rund 350 liegen, erklärte unterdessen Krankenhaussprecherin Nina Luschnat auf Anfrage am Freitag: „Wir befinden uns aktuell in den Sozialplanverhandlungen und bitten um Verständnis, dass wir daher aktuell keine weiteren Auskünfte diesbezüglich geben können.“ Der Sozialplan soll regeln, nach welchen Kriterien beim Stellenabbau vorgegangen wird.
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