Mannheim. Jetzt soll es schnell gehen. Bis Ende des Jahres will das Mannheimer Brüderklinikum Julia Lanz aus wirtschaftlichen Gründen seine Gefäßchirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Belegabteilung, Schlaflabor und Urologie dicht machen. Die Pneumologie (Lungenheilkunde) soll bis Mitte 2026 folgen, wenn die letzten Abteilungen mit Betten vom dann schließenden Theresien ins Diako auf dem Lindenhof umziehen. Das wird viele Arbeitsplätze kosten.
Wie dem „Mannheimer Morgen“ von mehreren Seiten bestätigt worden ist, sprach die Führung auf einer Personalversammlung von 350 Kündigungen. Diese bezifferte Brüderklinikum-Sprecherin Nina Luschnat auf Anfrage zwar nur mit 300 bis 350. Dem Vernehmen nach ist intern indes von bis zu 400 die Rede. An den beiden Krankenhaus-Standorten gibt es aktuell zusammen rund 2.000 Beschäftigte.
Abfindungen nur bei mindestens 25 Jahren Betriebszugehörigkeit?
In der Belegschaft geht dem Vernehmen nach auch herum, Abfindungen erhielten nur jene, die schon mindestens 25 Jahre im Betrieb seien. Dazu verweist Luschnat auf die diese Woche begonnenen Sozialplanverhandlungen mit den Mitarbeitervertretungen. „Eine pauschale Aussage, wann eine Abfindung gezahlt wird, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht treffen“, so die Sprecherin.
Bei betriebsbedingten Kündigungen, um die es sich hier handeln dürfte, sind gesetzlich keine Abfindungen erforderlich. Mitunter werden sie allerdings freiwillig gezahlt. Das wäre bei den christlichen, unter dem Dach der Barmherzigen Brüder Trier (BTT) fusionierten Krankenhäusern nicht abwegig, theoretisch jedenfalls. Zumal sich damit auch den Zeitplan gefährdende Kündigungsschutzklagen vermeiden ließen.
Aber auch bei betriebsbedingten Kündigungen ohne Abfindungen darf man nicht nach Belieben feuern. Nach Angaben von Arbeitsrechtlern muss eine Sozialauswahl getroffen werden. Mit einem Punktesystem sind Betriebszugehörigkeit, Alter, Kinder und besondere Umstände wie Schwerbehinderung oder Krankheit zu berücksichtigen.
Eine Online-Petition gegen die Theresien-Schließung wurde fast 7.500 Mal unterzeichnet
Die um drei Jahre vorgezogene Theresien-Schließung und der massive Jobabbau sollen bei den Beschäftigten große Bestürzung und Ärger hervorgerufen haben. Davon zeugen auch die Kommentare auf der Facebook-Seite des Krankenhauses. Das allgemeine Entsetzen in Stadt und Umgebung ist ebenfalls groß. Eine Online-Petition gegen die Pläne des Brüderklinikums – Titel: „Medizinische Versorgungslücke in Mannheim verhindern!“ – wurde bis Mittwochabend fast 7.500 Mal unterzeichnet.
Nachdem vorige Woche bereits CDU, SPD und Mannheimer Liste vor den Folgen gewarnt haben, melden sich nun auch die Grünen im Gemeinderat zu Wort. Sie fordern die BBT-Gruppe auf, alle von Kündigungen Betroffenen mit einem verbindlichen Sozialplan abzusichern und die medizinische Versorgung stabil zu halten. Dass die christlichen Häuser über Letzteres mit dem Universitätsklinikum ebenso in engem Austausch stehen wie über die Übernahme von Personal, wird von der Fraktion begrüßt. Die Vorsitzende Gabriele Baier mahnt auch baldige Klarheit über die künftige Nutzung des Theresien-Gebäudes an. Es dürfe nicht so lange leer stehen wie die schon Ende 2020 geschlossene St. Hedwig-Geburtsklinik in den Quadraten.
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