Mannheim. Erstmals nach dem tödlichen Messerangriff haben sich am Samstagnachmittag wieder Menschen bei der pro-palästinensischen Demo von Free Palestine auf dem Marktplatz versammelt.
Korrektur zum Artikel
In einer früheren Version unseres Artikels über die Demonstration von „Free Palestine“, die am Samstag, 22. Juni, stattfand, ist uns ein Fehler unterlaufen. Darin hieß es, das Attentat eines mutmaßlichen Islamisten am 31. Mai auf dem Marktplatz habe bei der Demo kaum Erwähnung gefunden. Tatsächlich hat der Redner bei der Demo die Zugteilnehmer dazu aufgerufen, dass sie beim Weg über den Marktplatz schweigen und auf Parolen verzichten sollen – aus Respekt vor dem beim Attentat getöteten Polizisten und vor dem Marktplatz als Gedenkort. Der Zug ist dann auch still über den Marktplatz gegangen. Wir bitten, den Fehler in der Berichterstattung zu entschuldigen. imo
Die Stadt hatte zuvor die Blumen und Kerzen, die an den Tod des Polizisten Rouven Laur erinnerten, entfernen lassen. Abgelegt werden können sie künftig am Brunnen auf dem Marktplatz.
Demo in Mannheim: Weniger Teilnehmende als erwartet
Bei der umstrittenen Demo zum Nahost-Konflikt kamen am Samstag dann deutlich weniger Menschen als erwartet. Die Veranstalter hatten laut Demoanmeldung ursprünglich mit 800 Teilnehmenden gerechnet. Laut Polizei waren es zu Spitzenzeiten 300 - laut Organisatoren 600 -, die vom Markrplatz durch die Fressgasse über die verlängerte Jungbuschstraße hinter dem Marktplatz bis zum Quartiersplatz im Jungbusch ziehen. Als der Zug die Planken erreichte, musste der Straßenbahnverkehr zeitweise unterbrochen werden.
Zwischenfälle gab es offenbar nicht. Auch am Samstagabend gab es laut Polizei keine nennenswerten Einsätze mehr wegen der Demo oder feiernder Fußball-Fans nach den EM-Spielen. Unter dem Motto „Free Palestine! Free Gaza!“ (auf Deutsch: Freiheit für Palästina! Freiheit für Gaza!) hatte Free Palestine am Nachmittag mobilisiert. Viele Demonstranten tragen palästinensische Flaggen.
Free-Palestine-Demo: Passanten kritisieren Art der Kundgebung
Auf Schildern und Transparenten war unter anderem zu lesen „Stoppt den Genozid in Gaza“ oder „Schluss mit Besatzungsterror!“. Der Terroranschlag der Hamas vom 7. Oktober auf Israel findet aber kaum Erwähnung.
Die „Free-Palestine“-Rufe und das Rot-Schwarz-Weiß-Grün der palästinensischen Flagge sind am Samstagnachmittag auf dem Marktplatz allgegenwärtig. Aber nicht allen Menschen auf und um den Marktplatz gefiel die lautstarke und von Trommelschlägen begleitete Demonstration. „Ich finde, das gehört hier nicht hin, vor allem nach dem Attentat“, meinte Alena Wagner aus Kaiserslautern.
Free-Palestine-Kundgebung: "Unerträgliche Lautstärke"
Gudrun Müller erklärte, sie habe gedacht, der Marktplatz sei nach dem Attentat immer noch ein „Ruhepol“. „Diese Demos machen mir Angst, vor allem, weil sie immer so hasserfüllt sind“, sagte sie. „Unerträglich diese Lautstärke und die machen das jede Woche“ ärgerte sich Hermann Rütermann.
Josef Just hingegen erklärte: „Die Versammlungsfreiheit ist ein Grundrecht. Alle dürfen demonstrieren, wenn sie sich an die Regeln halten – vor allem keine Gewalt.“ Leider werde das Attentat auf dem Marktplatz in einem Jahre vermutlich schon wieder vergessen sein. „Doch man sollte sich Zeit lassen“, mahnte er. „Jeder hat das Recht zu demonstrieren, das hat nichts mit dem Attentat zu tun“, meinte demgegenüber Sören Stahl.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-nach-dem-messerangriff-erstmals-wieder-demo-am-marktplatz-_arid,2218507.html