Mannheim. Am Paradeplatz im Märchenwald fällt die erste Bilanz positiv aus. Zwischenbilanz muss man sagen, denn der Markt öffnet nach den Feiertagen noch einmal für zwei Tage, nämlich vom 27. bis zum 28. Dezember. „Es war eine sehr schöne Zeit, die wir dieses Jahr hier verbringen durften. Wir sind einfach nur sehr froh, wieder zurück zu sein“, sagt Josiy Kaiser-Rick, deren Familie den Märchenwald betreibt.
Inflation, gestiegene Energiekosten, Kaufzurückhaltung bei den Menschen? Habe die Betreiberfamilie laut Kaiser-Rick nicht so stark gespürt. Zwar seien die Menschen etwas zurückhaltender beim Konsumieren - dafür aber sehr freundlich gegenüber den Händlern und Händlerinnen.
Schluss nach 33 Tagen
Auf dem großen Weihnachtsmarkt rund um den Wasserturm dagegen bereiten sich die Händler und Händlerinnen schon auf den nächtlichen Abbau nach Feierabend um 21 Uhr vor. Nur noch wenige Stunden bleiben die Buden an diesem Freitag offen, dann endet nach 33 Tagen einer der wohl längsten Weihnachtsmärkte, den die Stadt erlebt hat. Schließlich fiel der erste Advent 2022 auf den rechnerisch frühestmöglichen Zeitpunkt. Pünktlich zu Heiligabend ist das Gelände rund um den Wasserturm wieder geräumt.
Wie das Geschäft hier dieses Jahr gelaufen ist? Händlerin Carina Pfeiffer ist unterm Strich zufrieden, auch wegen des guten Wetters. Ihr Stand Crêpes Deluxe ist außerdem dieses Jahr der Einzige, der die dünne Teigspezialität aus Frankreich verkauft - die Nachfrage war dementsprechend hoch. „Wir sind einfach sehr dankbar dafür, dass der Markt nach zwei Jahren Abstinenz dieses Jahr wieder komplett stattfindet“, sagt Pfeiffer. Seit 1994 ist sie als Händlerin hier vertreten. Links und rechts von ihrem eigenen Stand betreiben ihre Eltern ein kleines Karussell und schenken am Stand „Hankos’ Glühwein“ Traubensaft und andere Heißgetränke aus. Einzig beim Glühweintrinken, sagt Carina Pfeiffer, hätten sich die Kunden etwas zurückgehalten.
Ihre Zufriedenheit spiegelt sich in einer schriftlichen Umfrage unter knapp der Hälfte der 145 Aussteller wider, deren Ergebnisse die Mannheimer Weihnachtsmarktgesellschaft am Freitag veröffentlichte. Demnach sind 85 Prozent der Händler mit ihren Ergebnissen der 33 Tage am Wasserturm zufrieden oder sehr zufrieden. Laut Weihnachtsmarktgesellschaft lagen die Werte 2019 bei 87 Prozent, 2018 bei 68 Prozent und 2017 sogar bei 63 Prozent.
„Schon gleich bei der ersten Durchführung ohne Corona-Beschränkungen war der Besucherandrang deutlich höher und der Geschäftserfolg der Aussteller so gut wie vor der Pandemie“, interpretieren die Organisatoren die Zahlen. Nachdem der Weihnachtsmarkt im ersten Corona-Jahr 2020 komplett abgesagt worden war, wurde er 2021 nach wenigen Tagen abgebrochen. „Dieser Schock saß bei vielen noch tief“, sagt Christine Igel, Geschäftsführerin von Event und Promotion, die den Markt auf den Kapuzinerplanken verantwortet. Der war - genau wie der Weihnachtsmarkt am Wasserturm - in diesem Jahr noch nicht wieder ganz so groß wie in den Jahren vor der Pandemie. Und: „Corona ist noch nicht ganz überwunden“, sagt Igel.
Bewerbungsfrist fürs kommende Jahr läuft
Gerade die Kunsthandwerker, die auf den Kapuzinerplanken hauptsächlich vertreten sind, seien vorsichtig gewesen nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre. Sie benötigen eine lange Vorlaufzeit, um ausreichend Waren zu produzieren. Christine Igel hat noch nicht mit allen Beteiligten gesprochen, kann noch keine abschließende Bilanz ziehen, aber: „Im Großen und Ganzen waren alle zufrieden“, sagt sie. Momentan läuft die Bewerbungsfrist für kommendes Jahr. Dann soll der Markt wieder die Größe von vor der Pandemie erreichen.
Das gilt auch für das Budendorf am Wasserturm. Die Planungen laufen bereits, sagt Jan Goschmann, der mit Stefany Goschmann Geschäftsführer der Weihnachtsmarktgesellschaft ist. Er habe bereits viele Zusagen fürs kommende Jahr, auch alle, die für 2022 abgesagt hatten, sollen noch einmal angesprochen werden. Nur ein Aussteller hat gleich abgesagt: Er geht in den Ruhestand. Zwar gibt es keine offiziellen Besucherzahlen, weil es, so Goschmann, wegen der vielen Zugänge zum Markt nicht möglich sei, sie zu erfassen. Aber Goschmann zieht ein positives Fazit, es sei teilweise „unglaublich voll“ gewesen.
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Zwei Drittel, so gehe aus der Umfrage unter den Anbietern hervor, sahen ihre Erwartungen erfüllt oder übertroffen. Am historischen Etagen-Karussell erklärt Betreiber Peter Schmidt: An den vergangenen zwei Wochenenden hat es die Menschen vermehrt auf den Weihnachtsmarkt gezogen. „Die Leute haben den Markt und unser Karussell vermisst. Sie sind einfach froh, über Normalität“, sagt Schmidt. Er ist von Anfang an dabei, hat nach eigener Aussage den Mannheimer Weihnachtsmarkt mitgegründet. Seine Bilanz in diesem Jahr: „2021 mussten wir früher abbauen, wir sind zufrieden mit diesem Jahr.“
Zufrieden - das Wort fällt auch im Gespräch mit Lutz Pauels mehrfach. Das Weihnachtsgeschäft der Händlerinnen und Händler, so der Vorsitzende der Werbegemeinschaft City, lief „besser als befürchtet“. Und das liege auch an den drei Weihnachtsmärkten mit unterschiedlichen Schwerpunkten in der Innenstadt. Pauels hofft, dass die Märkte ab dem 27. November 2023 wieder die Größe von vor der Pandemie erreichen. Ob er im kommenden Jahr auch mit der verkürzten Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt leben kann? „Es war jetzt kein Problem. Aber es ist noch früh, um das zu beurteilen.“ Die Tage nach dem Fest sind für den Handel ebenfalls sehr wichtig.
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