Heidelberger Amoklauf - Anwohner und Passanten reagieren emotional

Mutmaßlicher Heidelberg-Täter wohnte in Mannheim-Schwetzingerstadt

Von 
Lea Seethaler
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Nach Medienberichten soll der mutmaßliche Amoktäter von Heidelberg im gelben Haus mit den Balkonen (Bildmitte) gewohnt haben. © Seethaler

„Da fragt man sich schon: Hab’ ich dem mal die Haare geschnitten?“, sagt Nuray Sarisoy. Ihr gehört ein Friseursalon in der Schwetzingerstraße. In demselben Haus soll nach Medienberichten der mutmaßliche Amoktäter von Heidelberg gelebt haben. Die Polizei bestätigte am Donnerstag, dass der mutmaßliche Täter in der Schwetzingerstadt wohnte.

Die Stimmung in Sarisoys Salon ist zunächst gewöhnlich. Sie und ihre Kollegin Cornelia Balk frisieren zwei Kundinnen. Auf die obenstehende Information angesprochen macht Balk deutlich, dass sie froh ist, dass vom Täter keine Gefahr mehr ausgehe. Sarisoy ist emotionaler: „Das ist schon ein echt komisches Gefühl.“ Die Kundin, der Balk die Haare schneidet, schaltet sich ein: „Wissen Sie, man kann niemandem hinter die Stirn gucken“, sagt die grauhaarige Frau, die gerade ihre feuchten Haare gekämmt bekommt. Die Friseurinnen und die Dame sprechen darüber, dass es weitergehen müsse. Auch von Wahrscheinlichkeiten, dass ein solcher Angriff passiert, ist die Rede. „Ich frage mich echt, ob er mal hier war. Ob ich ihn gesehen habe“, sagt Sarisoy.

"Ich bin schockiert"

Auffällig ist, dass die eine Kundin im Saal gar nichts mehr sagt. Sie wirkt, als würde sie in ihrem Stuhl immer kleiner. Vielleicht ist ihr die Situation unangenehm - oder sie wurde von der Nachricht überrascht und ist schockiert. Denn im Gegensatz zu Balk und Sarisoy wissen viele andere Anwohner in der Schwetzingerstraße noch nichts von der Information. „Was?“, sagt ein junger Student, der in der Straße wohnt, darauf angesprochen. „Nee, das wusste ich nicht. Das ist ja krass.“

Ähnlich geht es einem jungen Mann mit schwarzen Haaren, den wir aus einer Türe herauslehnend antreffen. „Oh mein Gott, was, hier?“ sagt er und zieht sich ein Stück in die Tür zurück. „Da geht man hier jetzt anders durch. Das macht Angst“, sagt er. „Gottseidank bin ich aus Ludwigshafen zu Besuch und wohn’ nicht hier.“ Seine anfangs sehr freundliche Miene verfinstert sich mehr und mehr.

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Dass die Mienen der Befragten sich schlagartig verändern, kann man bei weiteren Passanten und Anwohnern beobachten. Als sie die Information hören, werden ihre Augen erst größer, dann weichen sie mit dem Körper zurück. Und schütteln ungläubig den Kopf. „Das gibt es doch nicht. Also klar habe ich gelesen, es war im Internet, dass er aus Mannheim ist, aber hier... ich bin schockiert“, sagt eine Frau mit Stirnband und dreht sich zu einer Frau, die sie begleitet. Die schüttelt ebenso den Kopf. „Er war 18, nicht wahr? Es ist unfassbar“, sagt sie. „Ich bin echt gerade schockiert“, betont die Frau mit dem Stirnband nochmal. Gekannt hat den mutmaßlichen Täter keiner der Angesprochenen an diesem grauen Donnerstagmorgen.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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