Mobilitätsspaziergang

Mobilität auf Franklin: Diese Forderungen bewegen die Nachbarschaft

Im Mannheimer Stadtteil Franklin redet man über Sicherheit, Geschwindigkeit und mehr Mobilität: Was sich Bürgerinnen und Bürger wünschen – und wer sich engagiert.

Von 
Roland Schmellenkamp
Lesedauer: 
Mobilitätsspaziergang in Franklin: Beim Supermarkt ist der Gehweg noch nicht fertig, der Bereich wird von Falschparkern blockiert. © Roland Schmellenkamp

Mannheim. Bei dem Mobilitätsspaziergang des Bürgervereins MeinFranklin (in Gründung) lautete am Treffpunkt MVV Nachbarschaftsoase eine der ersten Fragen: „Könnte man hier nicht Tempo 30 machen?“ Angesichts des ständig mit hohem Tempo neben der rund zwei Dutzend Teilnehmer großen Gruppe vorbeirollenden Autoverkehrs eine naheliegende Frage, doch die Antwort von Stefanie Ruschek vom Bürgerverein lautet: „Wir haben hier Tempo 30, es hält sich aber kaum jemand daran. Deshalb fordern wir mehr Kontrollen.“

Beim anschließenden Spaziergang zu problematischen Punkten wird in der Abraham-Lincoln-Allee deutlich, dass hohe Autogeschwindigkeiten dort normal sind: Ein flott fahrender Rennradler wird mit ungefähr doppelter Geschwindigkeit von Autos überholt, viele Autos sind offensichtlich dort mit rund 50 km/h unterwegs.

Gefährliche Straßenüberquerung für Kinder und Rollstuhlfahrer

Zu schnell fahrende Autos sind in der Stadt nicht ungewöhnlich, doch auf Franklin gibt es wegen des allgemeinen Gebots „Tempo 30“ keine markierten Fußgängerüberwege. „Außer einem“, erläutert Ruschek: „Für den haben wir zwei Jahre gekämpft!“ Wegen fehlender „Zebrastreifen“ ist es im Berufsverkehr insbesondere in der Abraham-Lincoln-Allee schwierig, die Straße zu queren - die Autos kommen dicht hintereinander.

Speziell für Kinder und Behinderte wird die Querung gefährlich. Gegenüber der Kita ist der Bordstein ungewöhnlich hoch, das bemängelt Rollstuhlfahrer Tom Foell von der Arbeitsgemeinschaft Rhein-Neckar. Er schafft es mit gekonntem Schwung, Gewichtsverlagerung und damit Anheben der Vorderräder souverän über das Hindernis - weniger geübte Rollstuhlfahrer dürften mehr Probleme haben.

Noch gibt es in Franklin viel zu tun: Gegenüber der Kita wurde wohl vergessen, einen Bordstein für Rollstuhlfahrer abzusenken. © Roland Schmellenkamp

Weil die Autos auf der Allee dicht an dicht und schnell fahren, zogen es beim Ortsbesuch gegen 17 Uhr rund 80 Prozent der Radfahrer vor, auf dem dort breiten Gehweg zu fahren, was nur für Kinder bis zwölf Jahren erlaubt ist. In der Gruppe sind keine Konflikte Radler-Fußgänger bekannt, deshalb wird ein Schild gewünscht, dass den Radlern dort das Fahren erlaubt. Auch beim „Loop“, einem rund zwei Meter breiten Bitumenweg, der oft von einem Weg mit Feinschotter ergänzt wird, sind keine Konflikte zwischen Radlern und Fußgängern bekannt - man arrangiert sich, weicht aus, ist vorsichtig. Laut Anja Lösch von der MWSP, die den Stadtteil entwickelt hat, ist dies Konzept: „Es sind Flächen für Begegnung, egal wie Sie sich fortbewegen.“

Verkehrschaos und kurze Grünphasen bemängelt

Kritisiert wird in der Gruppe jedoch wieder die Querung der Allee: Keine Markierungen auf der Straße, Radler und Fußgänger müssen warten, bis es in der Autoschlange eine Lücke gibt. „Chaotisch“, meint Foell dazu. Weiter geht es beim Spaziergang Richtung Tramhaltestelle. Der quer auf dem Gehweg liegende E-Roller wird von der Gruppe nicht weiter beachtet, das ist wohl zu normal. Beim Platz der Freundschaft wird die zu kurze Grünphase an der Fußgängerampel kritisiert, deshalb ist die Gruppe kurz geteilt.

Richtung Loop gibt es keine gesicherte Querung. Autofahrer sind dort oft mit Tempo 50 unterwegs, erlaubt sind 30 km/h. Geschwindigkeitskontrollen könnten für Besserung sorgen. © Roland Schmellenkamp

Radfahrer, die Richtung Viernheim wollen, müssen zuerst gegenüber der Straßenbahnhaltestelle fahren und danach die Autostraße queren. Dies an einer unübersichtlichen Stelle: Aus Viernheim kommen Kfz auch mal mit deutlich über 50 km/h. Die Kreuzung wird von vielen Radlern auf Anhieb nicht verstanden: Auch der Autor dieses Artikels ist nach dem Umbau des Bereichs zuerst über den Bereich der Bushaltebuchten und Bahnsteig Richtung Viernheim geradelt - gefährlich, weil dort viele Fußgänger unterwegs sind. Kommentar von Foell: „Das wurde hier nicht für Menschen geplant, sondern für Autos.“

Mehr zum Thema

Blaulicht

Mädchen in Mannheim ins Gebüsch gezogen: Tatverdächtiger in Haft

Veröffentlicht
Von
Nina Höll
Mehr erfahren
Wohnen

Mietpreisbremse kommt – aber wohl ohne Mannheim

Veröffentlicht
Von
Martin Geiger
Mehr erfahren
Kultur

19. Mannheimer Nachtwandel im Jungbusch: Das erwartet die Besucher

Veröffentlicht
Von
Christian Gerards
Mehr erfahren

Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung rund um die Schule

Es war Donnerstagnachmittag noch eine zweite Fußgängergruppe im Bereich der Schule unterwegs und eine Radlergruppe, die sich zur gemeinsamen Auswertung im House of Maemories trafen. Bei den Wünschen gab es Einigkeit: Das wilde Parken sei ein Problem, gefordert werden vor allem im Bereich der Schule Poller, um das zu unterbinden. Außerdem soll der Autoverkehr zum Beispiel mit Schwellern auf den Straßen verlangsamt werden. Eine Idee dazu sind auch Kästen am Straßenrand, die rechts noch eine Lücke für Radfahrer lassen. Weiter hält die Gruppe Piktogramme auf den Straßen für sinnvoll, vor allem auf der Spielstraße.

Im Quartier Franklin gilt Tempo 30, doch gefahren wird oft deutlich schneller. © Roland Schmellenkamp

Auf dem Platz der Freundschaft soll es beim Straßenbahnhalt Fahrradständer geben, vor allem Schulkinder würden sie für ihre Räder benötigen - mehr Fahrradständer werden allgemein für ganz Franklin gewünscht. Bemängelt wurde die Querung des Radschnellwegs an der Robert-Funari-Straße: Derzeit haben Autofahrer an der Ampel immer „Grün“, Radler müssen auf „Grün“ warten, wenn sie kommen.

Gewünscht wird auch von Robert Hofmann, Vorsitzender ADFC Mannheim, eine Umkehrung: eine Ampelschaltung, bei der die Radler freie Fahrt haben und Autofahrer warten müssen, bis ihre Ampel von „Rot“ auf „Grün“ umspringt. Auch ein weiterer Wunsch betrifft das Radfahren: eine Nextbike-Station am Platz der Freundschaft. Stefanie Ruschek zum Ende der Veranstaltung: „Ich freue mich darüber, dass wir uns über so viele Themen einig sind!“

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke