Kommunalwahl - Die CDU-Spitzenkandidaten Claudius Kranz und Martina Herrdegen haben einige Gemeinsamkeiten – auch ihre Freude am Tischtennis

Mit Ausdauer bei flotten Ballwechseln

Von 
Steffen Mack
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Claudius Kranz und Martina Herrdegen beim Tischtennis im Garten des CDU-Fraktionschefs auf dem Pfingstberg. Den „MM“ schlugen sie 21:19. © Blüthner

Sie spielen beide schnell. Mit leichtem Schnitt, hin und wieder auch tückisch an den Plattenrand. Aber nicht zu viel Risiko, keine Schmetterbälle. Und obwohl die CDU-Spitzenkandidaten fast die ganze Partie über deutlich hinten liegen, geben sie nicht auf. Am Ende gewinnen Claudius Kranz und Martina Herrdegen gegen den „MM“ – vertreten durch Fotograf Christoph Blüthner und den unglücklich schmetternden Reporter – im Tischtennis mit 21:19.

„Eine Revanche?“, fragt Herrdegen lächelnd. Nein, danke. Man sollte Niederlagen akzeptieren. Und die CDU kann diesen Sieg vor der Kommunalwahl ja vielleicht gebrauchen. Im Januar hatte der Kreisvorsitzende Nikolas Löbel das Ziel ausgegeben, man wolle stärkste Kraft im Gemeinderat werden. Mittlerweile sagt er nur noch: „So stark wie möglich.“

Im Garten des Kranz’schen Hauses auf dem Pfingstberg wirken die Spitzenkandidaten indes entspannt und optimistisch. Freude am Tischtennis – für das Treffen sollten sie sich eine Freizeitbeschäftigung aussuchen – ist nicht ihre einzige Gemeinsamkeit. Beide sind Jahrgang 1975 und haben die meiste Zeit in ihrer Geburtsstadt Mannheim gelebt, waren aber auch mal länger im Ausland: Kranz beim Jurastudium ein Semester in London, Herrdegen bei ihrer Ausbildung zur Konditorin ein drei Viertel Jahr in Wien, dazwischen auch in einer Pariser Patisserie.

„Kann nicht untätig sitzen“

Zeitlich sind beide voll eingespannt. Kranz als Anwalt, in Verwaltungs- und Aufsichtsräten sowie als Fraktionschef im Gemeinderat, Herrdegen führt mit ihrer Schwester in fünfter Generation den Familienbetrieb, die Konditorei mit 20 Mitarbeitern und dem Café in E 2. „Eine von uns beiden muss immer im Laden sein“, sagt die 43-Jährige. „Die Kunden wollen, dass da eine Frau Herrdegen hinter der Theke steht. Das war schon bei meiner Mutter und Oma so.“ Vom Vater hat sie auch das Obermeister-Amt der Konditoren-Innung übernommen, zudem ist sie ehrenamtliche Handelsrichterin am Landgericht. Aufgeben will Herrdegen nach der Wahl nichts davon. Doch wie passt da noch Politik rein? „Das geht schon. Man muss das alles nur zeitlich richtig jonglieren.“

Wenn Herrdegen ihre siebenjährigen Zwillingstöchter zwei Mal die Woche zum Hockey fährt, schaut sie im Gegensatz zu anderen Eltern nicht beim Training zu, sondern nutzt die Zeit zum Joggen. „Untätig rumsitzen ist nichts für mich.“ Nicht mal daheim? „Doch, schon.“ So sehe sie sich gern bei einem Glas Wein den „Tatort“ an, ohne etwas nebenbei zu tun. Dann schaue sie auch nicht auf ihr Smartphone. Das wiederum kann Kranz, der den sonntäglichen Krimi ebenfalls mag, nach eigenem Bekunden nicht: „Mein Handy habe ich immer im Blick.“

Der Fraktionschef ist froh, mit Herrdegen einen prominenten Namen und zugleich eine berufstätige Mutter gewonnen zu haben. Daher wurde die Neueinsteigerin auf Listenplatz 2 gesetzt. Die CDU sei für sie „ein Stück Familie, auch mein Onkel saß ja schon im Gemeinderat“. Ihr wichtigstes Anliegen hat Herrdegen quasi mitgebracht: Weil der Hort ihrer Töchter um 17 Uhr schließt, widmen die sich nun dem Zwergkaninchen, das Kranz’ Sohn gehört. Ihre Mutter würde sich elternfreundlichere Öffnungszeiten wünschen. Sie habe anfangs auch lange darauf warten müssen, überhaupt einen Betreuungsplatz zu bekommen.

Mit dem Thema befasst sich bei der CDU indes schon Katharina Dörr (Listenplatz 3). Auf der Wahlbroschüre ist die Stadträtin mit ihrem kleinen Sohn abgebildet, auf den berief sich Kranz auch in seiner Etatrede. „Ich habe geschildert, wie wir Mannheim für unsere Kinder gestalten müssen“, erzählt er. Und Herrdegen – die überdies Stimme des Handwerks sein will – wirbt jetzt für Sauberkeit. Das sei ihr ebenfalls ein Herzensanliegen, sagt sie und verweist auf biografische Bezüge: den „Mannemer Dreck“ ihrer Konditorei. Er erinnert an eine Vorschrift aus dem Jahr 1822, wonach zwei Reichstaler Strafe zahlen musste, wer seinen Kot auf die Straße kehrte. Herrdegen möchte nun Ordnungsdienst und Stadtreinigung aufstocken.

Für ihr Wahlplakat wollte die CDU zwei Müllmänner ablichten, aber die Stadt berief sich auf ihre Neutralitätspflicht. Kranz findet das übertrieben. „Früher war so etwas kein Problem.“ Ohnehin ärgert ihn manches an der Stadtverwaltung, besonders das Baustellenmanagement. Für keine politische Aussage habe er so viel Zuspruch gekriegt wie für seinen Slogan: „Jede Minute im Stau ist eine zu viel.“ Auch Herrdegens Plakat-Problem wurde gelöst. Jetzt sind zwei Mitarbeiter der CDU-Geschäftsstelle abgebildet, die orangenen Jacken stammen aus einem Geschäft für Berufsbekleidung.

Das Spitzenduo

  • Claudius Kranz trat mit 18 Jahren in die CDU ein, war unter anderem Kreisvorsitzender der Jungen Union. Seit 2009 sitzt er im Gemeinderat. Ende 2016 übernahm Kranz den Fraktionsvorsitz. Er steht auf Listenplatz 1.
  • Hauptberuflich ist Kranz auf Arbeits- und Medizinrecht spezialisierter Rechtsanwalt. Der 44-Jährige lebt mit seiner Frau Carmen Mosel (sie kandidiert auf Platz 44) und seinem zwölfjährigen Sohn auf dem Pfingstberg.
  • Martina Herrdegen tritt für die CDU auf Listenplatz 2 an. Sie ist seit vier Jahren Parteimitlied.
  • Die 43-Jährige leitet gemeinsam mit ihrer Schwester Simone Herrdegen den gleichnamigen Konditorei-Familienbetrieb.
  • Martina Herdeggen wohnt mit ihrem Lebengefährten Johann W. Wagner und ihren siebenjährigen Zwillingstöchtern im Niederfeld
  • Bei der CDU wird es im Gemeinderat einen Generationswechsel geben. Fünf von zwölf Stadträten – Jens Kirsch, Konrad Schlichter, Wolfgang Pföhler, Adelheid Weiss und Rebekka-Schmitt-Illert – treten bei dieser Wahl nicht mehr an. Dafür ist die Kandidatenliste nun jünger und weiblicher als je zuvor bei den Christdemokraten. Das Durchschnittsalter liegt bei 48 Jahren und der Frauenanteil – auch ohne festgeschriebene Quote – bei 50 Prozent. Unter den ersten Zehn auf der Liste sind es 40 Prozent.
  • Auf Platz 3 ist Stadträtin Katharina Dörr aufgerückt, dahinter folgen mit den Bezirksbeiratssprechern Alexander Fleck (Feudenheim) und Chris Rihm(Käfertal) ebenfalls jüngere Kräfte. Der Kreisvorsitzende Nikolas Löbel kandidiert auf Platz 12. Auch sein Vorgänger als direkt gewählter CDU-Bundestagsabgeordneter, Egon Jüttner, tritt erneut an. Der 76-Jährige steht auf Platz 19.
  • Prominenter Neuzugang ist neben Konditorin Martina Herrdegen (Platz 2) auf Platz 13 Alfried Wieczorek, der Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen. Als Leiter eines städtischen Eigenbetriebs müsste er diesen Posten allerdings als Stadtrat aufgeben. Will Wieczorek das nicht, könnte er erst nach Ablauf seiner Amtszeit im nächsten Jahr in den Gemeinderat nachrücken, wenn den jemand aus der CDU-Fraktion vorzeitig verlassen sollte.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

Thema : Kommunalwahlen 2024

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