„Jugend forscht“

Meteore katapultieren Mannheimer Schüler bei „Jugend forscht“ auf ersten Platz

Beim Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ holt ein Mannheimer Gymnasium gleich drei Siege. Dabei spielen auch Seifenblasen und klingende Pet-Flaschen eine Rolle.

Von 
Bertram Bähr
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Die "Jugend forscht"-Sieger in der Sparte Geo- und Raumwissenschaften (v.l.) Tom Sprinz, Thomas Hergetz und Vit Werner im Gespräch mit einem Besucher. © Bertram Bähr

Mannheim. Wer eine Sternschnuppe sieht, darf sich etwas wünschen. Was das bringt? Wer weiß. Für Tom Sprinz (17), Vit Werner (16) und Thomas Hergetz (17) vom Ludwig-Frank-Gymnasium (LFG) ist auf jeden Fall ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Mit ihrem Projekt „Beobachtung von Meteoren mit Hilfe von Radioastronomie“ holten sie beim „Jugend forscht“-Regionalwettbewerb in der Sparte Geo- und Raumwissenschaften den ersten Platz.

Für das Trio ist das allerdings fast schon normal. Seit drei Jahren treten die Jungs gemeinsam bei dem bundesweit wohl größten naturwissenschaftlichen Nachwuchswettbewerb an. Und konnten sich von Jahr zu Jahr steigern. 2022 untersuchten sie, ob es sich im grünen Klassenzimmer besser lernen lässt. Bei den Jüngeren („Schüler experimentieren“) erzielten sie damit Platz zwei.

Mit ihrer Studie, ob weiße Dachziegel Häuser besser vor Hitze schützen als andere – Spoiler: Das tun sie – kamen Sprinz, Werner und Hergetz 2023 bei den Älteren („Jugend forscht“) im Landesfinale auf den zweiten Platz. Um mit dem Nachfolgeprojekt vor einem Jahr den Landessieg zu holen und damit ins Bundesfinale einzuziehen. Auch hier: Platz zwei.

"Hänschen klein" statt Coca Cola: Cedric (l.) und André Ehmann bringen Plastikflaschen zum Klingen. © Bertram Bähr

Die Chance aufs Bundesfinale – es findet vom 29. Mai bis 1. Juni in Hamburg statt – haben sie auch in diesem Jahr. Doch zunächst müssen sie im Landeswettbewerb vom 3. bis 5. April in Heilbronn bestehen. Dort stellen sie der Jury – wie jetzt bei dem von der Unternehmensgruppe Freudenberg ausgerichteten Regionalwettbewerb Nordbaden in Weinheim – ihre Vorgehensweise bei der Meteorensuche und dem Aufspüren von Meteoriten vor.

Suche nach Mikro-Meteoriten auf Dach in den Quadraten

Während Meteore auch als Sternschnuppen bekannt sind, handelt es sich bei Meteoriten um meist sehr kleine Festkörper aus dem All, die die Erdatmosphäre durchquert und den Erdboden erreicht haben. Quasi ein Nebenprodukt des Projekts war die Suche nach diesen Meteoriten. Um den Anteil an industriellen Staub möglichst gering zu halten, „sind wir auf das Dach eines siebenstöckigen Gebäudes in den Quadraten gestiegen“, berichtet Vit Werner dem „Mannheimer Morgen“. Dort nahmen sie Staubproben, analysierten sie und fanden tatsächlich wenige Millimeter große Meteoriten.

Bei der Untersuchung des LFG-Teams geht es aber vor allem darum, Meteore, die das All durchqueren, sichtbar zu machen. Das Haus der Astronomie in Heidelberg, vor 17 Jahren von der Max-Planck-Gesellschaft und der Klaus Tschira Stiftung gegründet, „stellte uns eine leistungsfähige Antenne und ein SDR – ein Software Defined Radio – zur Verfügung“, freut sich Tom Sprinz. Dieses SDR fängt Signale des französischen Graves-Radarsystems auf, die durch Meteore hervorgerufen wurden. Ein vom LFG-Team entwickeltes Computerprogramm ruft diese Daten ab und visualisiert sie.

Für Tom Sprinz ist es bereits das siebte, für die beiden anderen das vierte Projekt, das sie für „Jugend forscht“ umgesetzt haben. Alle besuchen die elfte Klasse. Das heißt: Nur noch 2026, wenn auch das Abitur ansteht, können sie teilnehmen. Das haben sie fest vor. „Wir wissen aber noch nicht, welches Thema wir angehen“, sagt Thomas Hergetz.

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Der Wettbewerb der Jüngeren nannte sich bis zum vergangenen Jahr „Schüler experimentieren“. Jetzt heißt er „Jugend forscht junior“. Das LFG holte auch hier in zwei von acht Sparten erste Plätze. Über ihre Siege freuen sich in Chemie die drei zwölfjährigen Schülerinnen Adina Jensen, Rebecca Jacobi und Lena Hofherr – und in Physik Cedric und André Ehmann, beide 15 Jahre alt. Alle nehmen am Landeswettbewerb vom 10. bis 11. April in Balingen teil, ein Bundesfinale gibt es bei den Jüngeren nicht.

Am Physik-Stand nimmt Cedric Ehmann den Schlägel in die Hand und lässt auf fünf PET-Flaschen, die früher Coca Cola enthalten haben, „Hänschen klein“ erklingen. Die beiden Jungs haben die „Physik der klingenden Flaschen“ unter die Lupe genommen. Welchen Einfluss hat der Druck in den Flaschen auf den Klang? Welche Rolle spielt die Temperatur? Und klingen Flaschen mit unterschiedlichen Gasen – Luft, CO2, Helium – anders? Am signifikantesten sei der unterschiedliche Druck, berichtet Cedric: „Je höher, desto höher ist auch die Tonlage“. Die Frequenz steige ebenfalls mit der Temperatur.

"Basteln" an stabileren und größeren Seifenblasen (v.l.) Rebecca Jacobi, Adina Jensen und Lena Hofherr. © Bertram Bähr

Der Mädchengruppe macht es sichtlich Spaß, an ihrem Stand ständig Seifenblasen in die Luft zu pusten. Wie groß und wie haltbar die filigranen Gebilde sind, überlassen Adina, Rebecca und Lena allerdings nicht dem Zufall. Neben Spülmittel und Seife experimentieren sie mit Zutaten wie Puderzucker oder Maissirup, die die Lösung zähflüssiger machen und dadurch die Verdunstung verlangsamen. So erhöht sich auch die Lebensdauer. Wie sind sie auf dieses Projekt gekommen? „Durch meine kleine Cousine, die mit Seifenblasen gespielt hat“, berichtet Adina Jensen.

Ladenburger Carl-Benz-Gymnasium mit acht Projekten vertreten

Die Konkurrenz bei der 60. „Jugend forscht“-Auflage war groß. Am Regionalwettbewerb nahmen 64 Gruppen und Einzelstarter teil, davon jeweils 32 bei den Jüngeren und Älteren. Neben dem LFG mit sieben Projekten war auch das Johanna-Geissmar-Gymnasium (fünf) und das Ladenburger Carl-Benz-Gymnasium (acht) stark vertreten. Für alle drei Schulen gibt es wegen der hohen Beteiligung Sonderpreise. Aus Mannheim am Start waren daneben zwei Mal das Bach-, zwei Mal das Lessing- und einmal das Geschwister-Scholl-Gymnasium.

Für das LFG gab es neben den drei ersten noch drei zweite und einen dritten Platz. Das Lessing-Gymnasium holte einen zweiten und einen dritten, das Bach einen dritten Platz. Das Ladenburger CBS freut sich über drei zweite und vier dritte Platzierungen, darunter der zweite Platz bei den Älteren in der Sparte Arbeitswelt. Lennard Stenzel (16), Deniz Sari (15) und Leon Woche (16) haben dabei untersucht, wie die Effizienz von Solarpaneelen gesteigert werden kann.

Hintergrund: Bei sehr hohen Temperaturen überhitzen die Paneele sehr leicht – was zu Effizienzverlusten führt. Das Trio entwickelte einen Wasserzyklus zum Kühlen der stromproduzierenden Teile.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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