Mannheim

Maskenpflicht im ÖPNV: Wer hält sich dran - und wer nicht?

Mit, ganz ohne, unter der Nase, am Kinn: Im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist es zwar Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Doch nicht alle halten sich daran. Die Gründe der Maskenmuffel - und was die RNV sagt

Von 
Tanja Capuana
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In den Straßenbahnen und Bussen der RNV müssen immer noch FFP2- oder medizinische Masken getragen werden. © Tanja Capuana

Gemütlich betritt ein junger Mann an der Haltestelle „Abendakademie“ die Straßenbahnlinie 1 in Richtung Paradeplatz. In der Bahn setzt er sich auf einen freien Platz und zückt sein Handy. Eine Maske trägt er nicht. Er ist nicht der Einzige. Denn lässt man den Blick in der Tram schweifen, fällt auf, dass es mit der Maskenpflicht nicht alle so genau nehmen. Während die meisten zwar eine FFP2-Maske oder OP-Maske korrekt, also über Mund und Nase, platziert haben, sind eine Handvoll Bahnfahrer ohne Schutz unterwegs. Andere tragen sie unterhalb der Nase, manche haben sie unters Kinn geschoben. Eine Durchsage in der Straßenbahn weist die Fahrgäste darauf hin, dass eine Maskenpflicht besteht. Doch keiner derjenigen, die keinen Mund-Nasen-Schutz tragen, macht Anstalten, einen aufzusetzen. Unbeteiligt schauen sie weiter auf ihr Handy oder starren aus dem Fenster.

Eine ältere Dame steigt am Strohmarkt aus. Auch sie trägt keine Maske. Warum, darauf hat sie keine Antwort. „Ich habe meine Fahrkarte, sonst nichts“, sagt sie freundlich und überquert die Straße. Einen Steinwurf entfernt warten Susanne und ihr Sohn Philipp auf ihre Bahn. Sie fühlen sich von Maskenmuffeln in der Bahn gestört, vor allem wenn es voll ist. Für beide ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes selbstverständlich. „Ich finde es okay“, sagt der Zehnjährige, der mit dem Bus zur Schule fährt. Fahrgäste, die keine Maske tragen, weisen sie nicht darauf hin - um Diskussionen zu vermeiden, so die Mannheimerin. Sollte die Maskenpflicht im ÖPNV kippen, will die Mutter trotzdem auf Nummer sicher gehen. „Ich würde die Maske für mich weitertragen.“

RNV: Abwägung nach Situation

Noch herrscht in den Verkehrsmitteln der Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) Maskenpflicht. „Grundsätzlich werden Menschen ohne Maske durch das Prüfpersonal im Rahmen der normalen Fahrausweiskontrolle angesprochen“, sagt RNV-Pressesprecher Moritz Feier. Sie kontrollieren nach wie vor die Maskenpflicht mit. „Unser Fahrpersonal ist natürlich auch angehalten, Menschen anzusprechen.“ Allerdings sei es in einer voll besetzten Bahn im Berufsverkehr nicht immer einfach, da man nicht immer alles sehe. „Punkt zwei ist da auch eine Abwägung, ob man 100 Fahrgäste pünktlich ans Ziel bringt oder ob man nochmals kontrolliert“, sagt Feier. „Das ist eine Abwägungsentscheidung und hängt von der jeweiligen Situation ab.“

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Feier betont, die Mitarbeiter der RNV hätten festgestellt, dass die Regeltreue etwas abgenommen habe in den letzten Wochen und Monaten. Das liege an den Lockerungen und daran, dass die Maskenpflicht sonst kaum noch bestehe. „Da ist es für uns nicht einfach, gegen diesen Trend anzuarbeiten, aber dennoch tun wir es.“ Denn das sei die Rechtslage. „Im Extremfall würden wie die Leute aus dem Fahrzeug verweisen“, sagt der Sprecher. Bußgelder verhängen dürfe dagegen nur die Polizei oder das Ordnungsamt, etwa bei Schwerpunktkontrollen.

Eine 60-Jährige steigt am Marktplatz aus. Über Mitfahrer ohne Maske ärgert sie sich. „Ich finde es furchtbar“, moniert sie. Eine Maske zu tragen sei auch ein Zeichen von Respekt anderen gegenüber. Sie habe auch schon Leute auf die Maskenpflicht hingewiesen. „Doch sie haben da nur gelacht.“ Die Ludwigshafenerin sieht es als Gesundheitsrisiko, wenn viele Menschen auf die Maske verzichten. „Ich leide unter Asthma“, sagt sie. Sie fühlt sich von den Politikern im Stich gelassen und befürchtet, durch den Wegfall der Isolationspflicht bei einer Corona-Infektion einem höheren Risiko ausgesetzt zu sein.

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Eine Frau mittleren Alters fährt ohne Maske. „Meine FFP2-Maske ist gerissen“, erklärt sie beim Aussteigen und zeigt ihre kaputte Maske. „Ich kaufe mir jetzt eine neue“, sagt sie und steuert einen Drogeriemarkt an. „Ich trage auf jeden Fall immer eine Maske in der Tram“, sagt Thomas, der auf seine Bahn am Marktplatz wartet. Dass Menschen in der Straßenbahn keine Maske tragen, hat der 60-Jährige schon öfter bemerkt. „Es gibt Leute, denen ist es egal“, sagt er. Aufgefallen sei ihm, dass es nicht nur junge Menschen, sondern Leute aller Altersklassen seien, die keinen Schutz tragen. Thomas stört es zwar, er verzichtet aber darauf, die Leute anzusprechen, nicht zuletzt weil manche aggressiv reagieren. „Es ist eine never-ending story“, seufzt er und steigt ein.

Zwischen Freiheit und Schutz

Ein hochgewachsener Mann mit gestreiftem Hemd steigt aus. „Ich weiß, ich habe keine Maske getragen“, sagt Thies Kröger freundlich. „Meine ist kaputt gegangen und ich bin einfach so frech ohne gefahren.“ Er gibt zu, nicht immer einen Schutz zu tragen, etwa wenn die Bahn nicht so voll sei, und bezeichnet sich gar als Maskenmuffel. „Einen 100-prozentigen Schutz liefert sie ja nicht.“ Dennoch räumt er ein, dass die Maskenpflicht durchaus ihren Sinn hat.

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In der Linie 5 fährt eine 79-Jährige ohne Maske. In Gedanken steigt sie am Paradeplatz aus. „Ich habe meine Maske ganz vergessen“ sagt sie und greift in ihre Brusttasche. „Da ist sie. Ich komme gerade vom Zahnarzt“, erzählt sie und lächelt bedauernd. „Da war ich abgelenkt.“

Maria steht an der Haltestelle am Paradeplatz, die Maske trägt sie auch beim Warten. „Ich habe Angst vor einer Infektion“, sagt die 44-Jährige. Eine junge Frau mit einem Rammstein-T-Shirt läuft an ihr vorbei, ihre Maske hat sie am Handgelenk. „Mir ist das egal, ob andere eine Maske tragen“, sagt sie. Bevor sie einsteigt, setzt sie ihre auf und verschwindet in der Bahn. Ein dunkelhaariger Mann steigt ebenfalls ein, ohne Maske. Er schaut sich um und scheint sich plötzlich an die Maskenpflicht zu erinnern. Schnell setzt er eine auf, bevor sich die Türen schließen.

Eine junge Mutter schiebt einen Kinderwagen aus der Bahn. „Ich trage meine Maske nur, wenn es in der Straßenbahn voll ist“, sagt sie. Auch Benjamin aus Schifferstadt ist mit Nachwuchs unterwegs - seinen dreijährigen Zwillingstöchtern. Was die Maskenpflicht angeht, sieht er, dass es ein Zusammenspiel ist zwischen dem Wunsch nach Freiheit und dem Schutz von sich und anderen. Der 40-Jährige sieht aber im Infektionsschutz die wichtigere Komponente.

„Ich würde niemanden ansprechen“, sagt Claire. Die junge Frau stört sich nicht daran, wenn andere auf die Maske verzichten. Sie vertraut auf die eigene. „Man kann sich damit auch selbst schützen.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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