Mannheim. Wie groß das Interesse an den Balkon-Solarmodulen in der Stadt ist, wurde bei der Infoveranstaltung von Klimaschutzagentur und Abendakademie am Donnerstagabend gleich doppelt deutlich: Zum einen war der große Saal im Erdgeschoss in U 1 mit mehr als 150 Interessierten seit langer Zeit mal wieder voll. Zum anderen musste Marianne Crevon, die Prokuristin der Klimaschutzagentur, gleich zu Beginn mitteilen: Die Fördergelder für die Anlagen sind bereits komplett vergeben. Viele praktische Fragen beantworteten die geladenen Experten. Ein Überblick.
Warum ist der städtische Fördertopf bereits leer?
Weil innerhalb der ersten beiden Wochen, nachdem Anträge eingereicht werden konnten, bereits mehr als 240 bei der Klimaschutzagentur eingegangen sind, die die Programme für die Stadt koordiniert. Da die Kommune 120 000 Euro zur Verfügung stellt und jede Anlage pauschal mit 500 Euro bezuschusst wird, ist das Geld damit verplant.
Wird der Fördertopf noch mal aufgefüllt?
Das kann die Stadtverwaltung zurzeit noch nicht sagen. Schließlich sind die Beträge ja erst vor ein paar Wochen deutlich erhöht und die Förderprogramme umstrukturiert worden. Außerdem, teilt ein Sprecher mit, müssten zunächst alle Daten aus der ersten Förderrunde ausgewertet werden.
Was brauche ich, um eine Balkon-Solaranlage zu installieren?
Sie besteht aus drei Komponenten: den Solarmodulen, dem Wechselrichter und den Leitungen. Je nachdem, wo man sie installieren möchte, kann es außerdem sinnvoll sein, sich zudem eine Halterung zu kaufen. Außerdem sollte in der Nähe des Installationsortes eine Steckdosen sein. Doch dazu später mehr. Etwas anders ist ebenfalls ganz wichtig.
Welche Vorbereitungen sind notwendig?
Da die Installation als bauliche Veränderung gilt, ist noch die Zustimmung des Vermieters oder der Eigentümergemeinschaft notwendig. Zudem muss der Stromzähler über eine Rücklaufsperre verfügen.
Wo kann ich so eine Anlage kaufen?
Im Internet finden sich viele Händler. Zudem gibt es auch regionale Anbieter, drei davon nannte die Klimaschutzagentur: Blue Oak (Mannheim), Solarhamster (Lampertheim) und die Heidelberger Energie Genossenschaft.
Worauf sollte ich beim Kauf achten?
Erforderlich ist laut Klimaagentur eine Konformitätserklärung gemäß VDE AR 4105. Empfohlen wird zudem der DGS-Sicherheitsstandard.
Und was kostet das Ganze ungefähr?
Im Prinzip gibt es zwei Varianten von Balkon-Solarmodulen: Kleine, die aus einem Modul bestehen und eine Spitzenleistung von 300 Watt haben; und Große, die aus zwei Modulen mit insgesamt 600 Watt Spitzenleistung bestehen. Häufig werden sie im Komplettpaket mit Wechselrichter und Leitungen angeboten. Nach Angaben der Klimaschutzagentur kosten kleine Anlagen ungefähr zwischen 400 und 500 Euro und große zwischen 800 und 1000 Euro.
Was muss ich nach dem Kauf noch machen?
Sicher befestigen: Der Betreiber haftet dafür! Außerdem muss die Anlage spätestens einen Monat nach der Inbetriebnahme angemeldet werden: beim Netzbetreiber (MVV Netze) und bei der Bundesnetzagentur (Marktstammdatenregister). Klingt kompliziert, soll laut Klimaagentur aber in 20 Minuten machbar sein.
Wann lohnt es sich, solch eine Anlage zu betreiben?
Das ist die große Frage - die leider nur schwer zu beantworten ist. Denn sie hängt von mehreren Faktoren ab: Diese sind neben dem Installationsort der Neigungswinkel, der Verschattungsgrad, der Strompreis und die Höhe des Eigenverbrauchs. Da diese individuell sind, ist es schwer, allgemeine Aussagen zu treffen. Im Internet gibt es aber Rechner, die bei der Orientierung helfen (etwa: https://solar.htw berlin.de/rechner/stecker solar simulator/)
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Unter welchen Bedingungen habe ich den größten Nutzen?
Südseite, 30 Grad-Winkel, kein Schatten: Das wäre die ideale Ausrichtung. Unter diesen Voraussetzungen - entsprechendes Wetter vorausgesetzt - kann eine große Anlage laut Energieberater bestenfalls im Jahr ungefähr 500 Kilowattstunden Strom erzeugen. Bei einem Strompreis von 45 Cent pro Kilowattstunde könnte man damit theoretisch 225 Euro pro Jahr sparen. Ohne Förderung würde sich die Investition also ungefähr nach vier Jahren bezahlt machen. Wenn die Bedingungen jedoch schlechter sind und nur 100 Kilowattstunden erzeugt werden, würde man maximal lediglich 45 Euro sparen - und bräuchte 20 Jahre, bis die Wirtschaftlichkeitsgrenze erreicht wäre - vorausgesetzt die Anlage funktioniert so lange, wofür es keine Garantie gibt.
Warum spielt der eigene Stromverbrauch auch eine Rolle?
Das hängt mit der Funktionsweise des Systems zusammen: Die Anlage erzeugt Strom, den sie über eine Steckdose ins Netz einspeist. Bislang sieht die übliche Praxis so aus: Wird dieser Strom sofort verbraucht (etwa durch Waschmaschine, Herd oder Computer), reduziert sich dadurch die Stromrechnung, weil man weniger Energie vom Versorger benötigt. Ist man tagsüber jedoch nicht zu Hause oder hat sowieso einen geringen Verbrauch, fließt der Strom ins Netz - meist ohne dass der Besitzer der Anlage etwas davon hat, denn die meisten haben bisher auf eine Vergütung verzichtet.
Warum verzichten viele Anlagenbesitzer bislang auf die Einspeisevergütung?
Weil es sich, so die Energieberater, kaum lohnt: Pro Jahr gehe es in der Regel um Beträge von etwa zehn Euro - doch dafür müssten die Netzbetreiber viel administrativen und die Anlagenbesitzer einen großen steuerlichen Aufwand betreiben. Doch Letzteres entfällt nach einer Gesetzesänderung künftig.
Und was ist jetzt mit der Steckdose?
Das ist so eine Sache: Nach übereinstimmender Einschätzung der Experten der Klimaagentur reicht eigentlich eine normale Steckdose, um die Balkon-Anlage anzuschließen. Die in Deutschland anerkannte Norm ist das jedoch nicht: Noch lautet diese, dass ein sogenannter Wielandstecker verwendet werden muss, der sicherer sein soll. Dessen Einbau kostet ungefähr zwischen 300 und 400 Euro, die man selbst bezahlen muss. Zwar soll das irgendwann geändert werden. Doch wenn jetzt eine normale Steckdose genutzt wird, könnte es im Fall der Fälle Probleme mit Versicherungen geben.
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