Sportkreisjugend

Mannheimer Vereine bringen Sport-Angebote direkt in die Quartiere

"Fit am Bike" heißt das Angebot der Sportkreisjugend, bei dem sie mit Lastenrädern auf Spielplätze fahren um Kinder nach der Pandemie wieder an den Sport heranzuführen. Das kommt gut an, doch die Zukunft ist ungewiss

Von 
Julius Paul Prior
Lesedauer: 
Michael Holzwarth, Geschäftsführer der Sportkreisjugend, gibt Tischtennisschläger an Kinder aus. Bis auf einen Ball wurde bisher alles zurückgegeben. © Julius Paul Prior

Mannheim. Drei Jungs unterbrechen ihr Fußballspiel und gucken interessiert zu, während ein Mädchen sich als erste beim Seilspringen bei „Fit am Bike“ probiert. Kurze Zeit später trauen sie sich, die Ehrenamtlichen der Sportkreisjugend anzusprechen. Weniger das Springseil, sondern die Fußballtore, die aufgebaut zum Ausleihen bereitstehen, haben letztendlich ihr Interesse geweckt. Sabine Jakob, die an diesem Dienstag als Ehrenamtliche hilft, überlässt sie ihnen mit einem Lächeln.

Genau hierfür hat die Sportkreisjugend in Kooperation mit der TSG Mannheim-Seckenheim und dem TV Mannheim-Waldhof das Projekt „Fit am Bike“ ins Leben gerufen. Kinder sollen die Möglichkeit bekommen, verschiedene Sportarten auszuprobieren und sich zu bewegen. Damit sollen die Nachwirkungen der Pandemie, während der viele Vereine schließen und die Kinder besonders zurückstecken mussten, bekämpft werden.

Viel Angebot und viel Nachfrage

An diesem Abend ist das Angebot auf dem Swanseaplatz zu Beginn deutlich größer als die Nachfrage. Jakob holt ein Spielgerät nach dem anderen aus der Kiste auf dem Fahrrad – die Auswahl ist groß. Von Badminton über Stelzen, Tischtennis, Volleyball und Tellerdrehen bis zu dem vor allem bei Jungs beliebten Fußball ist alles dabei. „Letzte Woche hatten wir über 30 Kinder hier“, sagt Jakob, „da mussten sich die Mädchen und Jungs für eine Fahrt auf dem Pedalo anstellen.“ Sie erklärt sich den geringeren Andrang mit dem Ferienbeginn und der Hitze.

Mehr zum Thema

Stadtteile

Mannheimer Norden - ein Kalender gibt seltene Einblicke

Veröffentlicht
Von
Eva Baumgartner
Mehr erfahren

„Auch der freie Eintritt ins Freibad ist bei der Hitze wahrscheinlich attraktiver“, wirft die Quartiersmanagerin der westlichen Unterstadt, Esther Baumgärtner, ein. Seit Pfingsten, als „Fit am Bike“ startete, seien sonst immer zwischen 20 und 40 Kinder vor Ort, erzählt sie. Eine halbe Stunde später sieht es trotz der Ferien bereits anders aus: Auf der einen Seite des Platzes sind die Fußballtore im Einsatz, dem Pedalo wird keine Pause mehr gegönnt, alle drei Tischtennisplatten sind in Betrieb, während im Hintergrund auch Badminton und Boule gespielt werden.

„Während der Pandemie saßen viele Kinder zuhause. Wir wollen den Stadtteil wieder in Bewegung bringen“, sagt der Geschäftsführer der Sportkreisjugend, Michael Holzwarth. „In Stadtteilen mit vielen Vereinen kommen die Kinder automatisch zurück“, fährt er fort. In der westlichen Unterstadt, wo es keinen Sportverein gibt, sei dies nicht der Fall. So wurden neben dem Swanseaplatz in H 6 auch der Mehrgenerationenspielplatz auf der Hochstätt und Standorte auf dem Waldhof, der Schönau und dem Luzenberg für die Aktion ausgewählt.

In die Quartiere zu fahren und zu den Menschen zu kommen, hat laut Holzwarth verschiedene Vorteile. Zum einen müssen Eltern keine weiten Strecken zum Probetraining in andere Stadtteile hinter sich bringen. Zum anderen haben die Kinder so die Möglichkeit, gleich mehrere Sportarten auszuprobieren und dann direkt zu erfahren, wo der nächste Verein ist, der die jeweilige Sportart anbietet. „Die Mädchen sind da experimentierfreudiger. Die Jungs bleiben meist beim Fußball“, sagt Quartiersmanagerin Baumgärtner lachend.

Ob es auch in Zukunft so weitergeht, ist jedoch noch unklar. Die Finanzierung für das Projekt läuft zum Ende dieses Monats aus. „Der Wunsch wäre natürlich, das weiterzuführen“, sagt Holzwarth. Allerdings sei noch keine Folgefinanzierung gefunden worden. Bisher wurden die Spielzeuge und das Mieten der Fahrräder durch das Programm „AUF!lebe – Zukunft ist jetzt“, von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung sowie dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert.

Fortführung in Gefahr

„Die Spielzeuge gehören uns und finden Einsatz bei Ferienspielen und Festen“, erklärt Holzwarth. Doch ohne die Fahrräder könne das Projekt zumindest nicht in dieser Form fortgeführt werden. Noch habe er jedoch nicht aufgegeben und befinde sich auch schon in Gesprächen für eine Folgefinanzierung.

Bis Ende des Monats kommen die Ehrenamtlichen der Vereine und der Sportkreisjugend jedoch weiter in die Quartiere. Feste Zeiten gibt es für die Stadtteile Waldhof, Schönau und Luzenberg noch nicht – hier werde noch ausprobiert, an welchen Standorten und zu welchen Zeiten die meisten Kinder vor Ort sind. Auf der Hochstätt ist die TSG Seckenheim jeden Montag um 15 Uhr und jeden Mittwoch um 16 Uhr mit den Rädern der Sportkreisjugend vorort. Auf dem Swanseaplatz fährt der Dachverband der Vereine jeden Dienstag um 17 Uhr (in geraden Wochen) oder um 18 Uhr (ungerade Wochen) mit den Lastenfahrrädern vor. In den Ferien gibt es auch hier einen zweiten Termin: jeden Donnerstag um 18 Uhr.

Ehemalige Mitarbeit

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen