Gründer-Wettbewerb

Mannheimer Start-up belegt den dritten Platz im Landesfinale

Das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg führt die landesweite Wettbewerbsreihe Start-up BW Elevator Pitch durch, um Gründungsgeist in Baden-Württemberg zu fördern. Die App MyScribe aus Mannheim ist unter den Gewinnern

Von 
Valerie Gerards
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Ira Stoll (r.) stellt ihre Applikation MyScribe bim Landesfinale für Gründer bei der Start-up BW Night im Musikpark vor. © Valerie Gerards

Mannheim. Ping! Die Fahrstuhltüren öffnen sich, und man steht vor einem möglichen Investor für die brandneue Geschäftsidee, die man gerade ausgeklügelt hat. Nun hat man drei Minuten Zeit, während der Fahrt diesen von seiner Geschäftsidee zu überzeugen: Das ist das Prinzip der Elevator (auf Deutsch: Fahrstuhl) Pitches, in denen die fünf besten Teams im Landesfinale der Start-up BW Night am Donnerstagabend gegeneinander angetreten sind. Die Besucher verfolgten die Pitches in Liegestühlen, viele mit einem kühlen Getränk in der Hand, unter freiem Himmel im Musikpark im Mannheimer Jungbusch.

Die Start-up BW Night, die vergangenes Jahr ihren Auftakt in Stuttgart hatte, wird von der Start-up-Kampagne des Landes Baden-Württemberg präsentiert - in Kooperation mit der Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim und Next Mannheim, der städtischen Gründungszentrum GmbH.

Die Veranstaltung unter dem Motto „Public meets Start-up culture“ lockte rund 3000 Menschen an. Eine eigens für die Start-up BW Night kreierte Open-Air-Eventmeile entlang der Hafenpromenade verband die Hauptbühne am Musikpark mit der Pitchingbühne zwischen dem C-Hub und dem Port25 zwischen Böck- und Jungbuschstraße. Am Nachmittag präsentierten dort die 17 Gründerteams und zwölf Schülerteams aus ganz Baden-Württemberg ihre Geschäftsideen und pitchten um den Landessieg.

Gründergeist voranbringen

Green Solutions, intelligente Kleiderschränke, eine Brille für Blinde, die per Vibration Hindernisse anzeigt, und eine App für die Familienverwaltung: Es war keine leichte Entscheidung für die Jury, aus den Geschäftsideen die besten auszuwählen. „Man fängt an zu studieren, ist ganz euphorisch und merkt, wie viel Mathe da drin steckt: Auch dafür gibt es eine App, die Mathematik besser erklärt“, sagte Elena Ressmann an die zahlreichen Studierenden im Publikum gerichtet.

Bei den fünf Besten war diese Geschäftsidee aber dann nicht dabei. Doch bei der Start-up BW Night geht es nicht ums Gewinnen allein. Sie ist auch Plattform für den Austausch von Ideen, das Knüpfen neuer Kontakte und die Förderung des Unternehmergeistes in Baden-Württemberg.

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Das betonte auch Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) bei einem kurzen Gespräch jenseits der Bühne. „Es gibt so viele intelligente Menschen in Baden-Württemberg, die hervorragende Ideen haben und die nur diesen kleinen Anschub brauchen, damit sie sich trauen zu gründen.“

Für sie sei es wichtig, diesen Gründergeist wieder ins Bewusstsein der Menschen zu bringen - und damit die Akzeptanz für eine Fehlerkultur. Gründer könnten mit ihren Start-ups auch scheitern. Da gebe es Zahlen, die sehr ernüchternd sind. „Nur eines von zehn schafft es. Aber wenn wir dieses eine nicht gewinnen, wird die Idee woanders entstehen. Und wir sind das Land der Gründer“, meint die sichtlich begeisterte Ministerin.

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Um 20 Uhr war es endlich so weit: Die fünf Finalisten, PV2+, myScribe, Nonopshape, Smopi und Missionbuddies, traten beim zweiten Durchlauf gegeneinander an und hatten die Chance, mit Innovationsgrad, Kreativität und Marktrelevanz einen der ersten drei Plätze zu erreichen. Das bestbewertete Team erhielt eine Einladung zum Finale nach Berlin, zudem wurden die ersten drei Plätze mit Preisgeldern der L-Bank honoriert.

KI schreibt Arztbriefe

Ping! Das Signal ertönt, und Ira Stoll hat jetzt drei Minuten Zeit, ihre App myScribe vorzustellen. Die Ärztin hat ihren Job aufgegeben, um zusammen mit ihrem Mann, dem Software Architekten Lars Stoll, die App zu entwickeln - eine krankenhausinterne Web-Anwendung, mit der der hohe Dokumentationsaufwand für Ärzte automatisiert werden kann. „Drei bis vier Stunden am Tag verbringen Ärzte im Krankenhaus mit dem Schreiben von Arztbriefen. In der Patientenakte myScribe werden alle Informationen über einen Patienten gesammelt.

Wird der Patient entlassen, generiert das Programm mit der KI-gestützten Fließtextgenerierung einen Arztbrief, der aus den stichpunktartigen Patientenverlaufsdaten in Fließtext verfasst ist“, erklärt die hochschwangere Ira Stoll auf Hauptbühne. Mit ihrer neuen App haben die Entwickler bereits den Mannheimer Existenzgründungspreis 2023 in der Kategorie Technologie gewonnen. Beim Elevator Pitch holt sie jetzt den dritten Platz.

Der Landessieg ging an Solarzellen-Innovator PV2+, der zweite Platz an smopi, der eine geeichte Ladestation für E-Autos entwickelt hat. Oberbürgermeister Peter Kurz und Hoffmeister-Kraut gratulierten. „Machen Sie weiter so, auch wenn die erste oder zweite Idee nicht erfolgreich ist. Wir brauchen Menschen, die mutig sind und nach vorn gehen“, ermutigte Hoffmeister-Kraut die jungen Gründer. Und Kurz betonte: „Früher war man froh, wenn Gründer überleben. Heute gibt es ein ganz anderes Maß an Professionalität. Es geht darum, Investoren zu gewinnen und Deutschland voran zu bringen.“ Solche Gründer wird es aus der Quadratestadt voraussichtlich noch haufenweise geben. Schließlich gibt es acht Gründerzentren in der Stadt. Und sogar die Ministerin bezeichnete Mannheim als die heimliche Start-up-Stadt Baden-Württembergs.

Freie Autorin

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