Mannheim. Die Preise für Tickets des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) sind in Mannheim im Durchschnitt niedriger als in anderen deutschen Großstädten. Das gab der ADAC am vergangenen Donnerstag in einem Preisvergleich bekannt. In diesem untersuchte der ADAC die Ticketpreise in 21 Großstädten, die je über 300.000 Bewohnerinnen und Bewohner sowie einen öffentlichen Nahverkehr mit Bus und Bahn besitzen (wir berichteten). Die Reaktionen der Leserinnen und Leser des Mannheimer Morgen in den sozialen Medien fielen dennoch alles andere als glücklich aus.
„Nur weil die Ticketpreise woanders noch teurer sind, sind die Preise in Mannheim nicht automatisch günstig“, merkt Christian Bog unter dem Facebook-Post des Mannheimer Morgen an. Die Einzelfahrkarte für Erwachsene liegt in Mannheim bei 2,70 Euro und damit unter dem Schnitt von 2,88 Euro. Trotzdem erklärt auch die Klimaliste Rhein-Neckar unter dem Twitter-Post des „MM“, dass die Preise zu hoch seien. Anstelle der Preissteigerung, die zum 1. Januar in Kraft tritt, sollten „öffentliche Gelder vom motorisierten Individualverkehr in den ÖPNV umgelenkt werden.“
Steigerung nicht berücksichtigt
Dass die Rhein-Neckar-Verkehrsbetriebe (RNV) ihre Preise erhöht, hat der ADAC zudem nicht in seinen Nachforschungen berücksichtigt. Doch selbst nach der Erhöhung liegt der Preis in Höhe von 2,80 Euro unter dem Durchschnitt - wenn auch nicht mehr so deutlich wie zurzeit. Bei der Einzelfahrkarte für Kinder sieht das anders aus: Diese ist mit 1,90 Euro unter allen betrachteten Städten schon ohne die kommende Preissteigerung am teuersten. Das bleibt auch bei dem Account „brettspielen-mannheim“ auf Instagram nicht unbemerkt. Dieser kommentiert: „Mir fehlen die sozialen Tarifkonzepte. Wenn ich mit den Kindern in die Stadt fahre, bezahle ich doppelt so viel an Ticketpreis, wie an Parkgebühr im Parkhaus.“ Der Facebook-Nutzer scooter.2714 schreibt: „Ich dachte immer, dass mehr Menschen mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren sollen. Dazu muss aber auch erstmal ein Anreiz geschaffen werden. [...] So darf man sich nicht wundern, wenn doch mehr Autos auf den Straßen unterwegs sind.“
Zu wenige Anreize
Auch andere Nutzerinnen und Nutzern verstehen die Tarifänderungen nicht als Anreiz, mehr Bahn zu fahren. Dabei sei das Ziel und Motto der neuen Tarifstruktur „Flexibler - fairer - einfacher“ und soll mit einem neuen Flexticket das Angebot des Verbundes attraktiver gestalten. Auch das e-Ticket, welches per App immer die günstigste Möglichkeit für die geplante Strecke heraussucht, soll die „Gelegenheitsfahrenden“ ansprechen und zu einem Umstieg auf Bus und Bahn bewegen. Das e-Ticket ersetzt laut ADAC das Kurzstreckenticket in Mannheim und berechnet den Fahrpreis kilometerweise. Zunächst mit einem Grundpreis von 1,30 Euro und 20 Cent für jeden gefahrenen Kilometer.
Des Weiteren werde auch das Waben-Tarifsystem modernisiert und der Luftlinientarif gestärkt, teilte die RNV mit (wir berichteten). Auch das neue „Fünf-Fahrten-Ticket“ und das „Rhein-Neckar-Ticket Flex“ sollen für mehr Flexibilität sorgen und somit einen Umstieg auf den ÖPNV attraktiver machen.
Der ADAC hatte fehlende Flexibilität in seinem Preisvergleich kritisiert, da das Wochenticket als einziges im Vergleich prinzipiell montags beginne. Das „Fünf-Fahrten-Ticket“ soll hier Abhilfe schaffen - und kostet, auf einzelne Fahrten der Preisstufe zwei heruntergerechnet, zudem nur 2,50 Euro pro Fahrt, so der RNV. Das neue Flex Jahresabo kostet 66 Euro im Monat und soll zusätzlich erlauben, am Wochenende bis zu vier Angehörige mitzunehmen.
Die höheren Einnahmen werden laut erstem Bürgermeister Christian Specht, Christian Volz, Kaufmännischer Geschäftsführer der RNV und Volkhard Malik, Geschäftsführer des Verkehrsverbund Rhein-Neckar, in höhere Löhne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fließen. Auch müssten Preissteigerungen, wie etwa beim Treibstoff, ausgeglichen werden.
ADAC Preisvergleich
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Verglichen wurden die ÖPNV-Ticketpreise von 21 Großstädten mit je Bus- und Bahnverkehr sowie mehr als 300 000 Einwohnerinnen und Einwohner.
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Mannheim und Karlsruhe schneiden im Vergleich zu anderen Städten gut ab und liegen oftmals unter dem Durchschnittspreis.
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Eine Einzelfahrkarte für Erwachsene kostet im Schnitt 2,88 Euro in den deutschen Großstädten – in Mannheim nur 2,70 Euro, in Karslruhe 2,80 Euro.
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Bei den Priesen für Tageskarten landet Mannheim mit 7 Euro auf Platz sechs.
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Der Durchschnitt bei den Tageskarten liegt bei 7,30 Euro.
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Hamburg ist bei Monatskarten mit 112,80 Euro am teuersten, München mit 57 Euro am günstigsten.
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Mannheim landet beim Vergleich der Monatskarten auf Platz acht, mit 76,80 Euro.
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Im Preisvergleich wurde die kommende Preiserhöhung des RNV nicht beachtet. jpp
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