Mannheim. Martina Merz-Richardson ist Sozialpädagogin beim Sozialdienst Katholischer Frauen. „Der inhaltliche Schwerpunkt meiner Beratungen im Kontext von Pränataldiagnostik hat sich verändert. Bei meinem Start vor rund fünf Jahren ging es bei den meisten Beratungen um Entscheidungsfindung bei einem auffälligen Befund am Kind, als später Abbruch ja oder nein“, erzählt sie.
„Dann gab es eine Verlagerung in Richtung ,Abbruchberatung‘, das heißt, die Entscheidung zum späten Abbruch war bereits gefallen oder es gab eine starke Tendenz dazu“, berichtet die Sozialpädagogin. Inhaltlich gehe es dann um mentale Stärkung, organisatorische Fragen wie Bestattung. Oder auch den Umgang mit Geschwisterkindern, dem Umfeld und so weiter. „Mittlerweile suchen mich die meisten nach dem späten Abbruch auf, zur Verarbeitung dessen, was war, zur mentalen Stärkung“, sagt sie. Da geht es auch oft um das Vorbereiten der Rückkehr an den Arbeitsplatz.
„Diese Frauen melden alle zurück, dass sie dachten, ,es wäre erledigt‘“, sagt Merz-Richardson. „Dass sie ,das alleine oder mit Partner schaffen, keine Unterstützung brauchen.‘“ Merz-Richardson weiß: „Wenn sie dann da sind, sind alle sehr dankbar, ermutigt, erleichtert und finden es schade, dass sie nicht früher in Beratung gegangen sind und sich diese Form der Unterstützung geholt haben.“
Klares Ziel bei Schwangerschaftskonfliktberatung: Frauen breiter, besser und früher erreichen
Merz-Richardson vermutet bei der Veränderung auch eine veänderte gesellschaftliche Ausrichtung hin zu Vereinzelung, Privatisierung, zu vermeintlicher Eigenverantwortung. Geäußert in „Ich brauche das ja nicht“ oder „Wir kommen alleine klar“. Und es gehe um „innere Themen wie Schuld, Scham und Schmerz - eine zusätzliche Hürde.“
Die Zahlen an späten Abbrüchen mit medizinischer Indikation, als nicht „rechtswidrig“ und ohne Beratungsverpflichtung bzw. Bescheinigung – deshalb spielt der katholische Träger keine Rolle - haben auch zugenommen und werden weiter zunehmen, weiß Merz-Richardson. „Von daher gehört es natürlich zu meinen Aufgaben, die Frauen und Paare da draußen breiter, besser, früher zu erreichen.“
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