Kommentar Was Frauen beim Thema Abtreibung brauchen

Militante Abtreibungsgegner verschlechtern die Versorgungslage beim wichtigen Frauengesundheitsthema Abtreibung. Gott sei Dank ist ein neues Gesetz in Kraft, findet Lea Seethaler.

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Lea Seethaler
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Mannheim. Das Recht einer Frau, zu entscheiden, ob sie eine Schwangerschaft abbricht, ist nicht verhandelbar. Es ist ihr Uterus und damit ihre Entscheidung. Wer in Mannheim Schwangerschaftsabbruch recherchiert, landet unter anderem auf einer Homepage einer Praxis, auf der steht: „Ungewollt schwanger? Jetzt erst einmal durchatmen und alles sortieren.“ Dann stehen sachliche Infos zum weiteren Vorgehen. Auch die Stadt Mannheim bietet eine sehr gute Hilfeübersicht zur Entscheidungsfindung. Ich bin sehr froh, dass es diese Praxen gibt und diese Informationen. Und Ärzte, die Abtreibungen vornehmen.

Berlin und Hamburg haben Arztlisten – Baden-Württemberg nicht

Das Problem ist nach wie vor, wie man an diese Praxisadressen kommt. In Berlin und Hamburg gibt es übersichtliche Listen, die in der mentalen und körperlichen Chaos- und Ausnahmesituation Frauen helfen. So etwas fehlt in Baden-Württemberg. Immerhin arbeitet das Gesundheitsministerium an einer besseren Auswertung der Meldestellen. Man muss auch Zeitliches bedenken: Oft findet man schon zum Feststellen der Schwangerschaft auf die Schnelle keinen Gynäkologen.

Unsere europäischen Nachbarn sind da weiter – Frankreich etwa hat indes das Recht auf Abtreibung jüngst sogar in die Verfassung aufgenommen

Die Versorgungslage wird auch dadurch verschlechtert, dass militante Abtreibungsgegner Ärztinnen und Ärzte bedrohen. Ein absolutes No-Go. Freie Meinungsäußerung und Demonstrationsfreiheit ja - aber Gehsteigbelästigungen und Übergriffe nein. Gott sei Dank trat vor einigen Monaten ein neues Gesetz in Kraft: Wer Schwangere vor Beratungsstellen und Arztpraxen belästigt, oder Ärzte, die Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, bei ihrer Arbeit behindert, dem droht ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro. Die Belästigung wird als Ordnungswidrigkeit geahndet.

Expertenkommission empfahl alter Bundesregierung: Frühabtreibung legalisieren

Es ist viel in Bewegung. Eine Expertenkommission empfahl jüngst der Noch-Regierung, frühe Abtreibungen zu entkriminalisieren. Also Abbrüche mindestens bis zur zwölften Woche in Deutschland zu legalisieren. Mehrfach war früher die Entkriminalisierung vor dem Bundesverfassungsgericht mit Verweis auf das Embryo-Lebensrecht gescheitert. Dabei verhindern strenge Gesetze keine Schwangerschaftsabbrüche.

Soziales

Ungewollt schwanger: Hilfe bekommen in Mannheim schwierig?

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Und Abtreibungsverbote steigern sogar die Säuglingssterblichkeit (wie man aktuell in den USA beobachten kann). Unsere europäischen Nachbarn sind da weiter – Frankreich etwa hat indes das Recht auf Abtreibung jüngst sogar in die Verfassung aufgenommen. Für die neue Regierung muss es heißen: „Erst einmal durchatmen. Und alles sortieren.“ Zum Wohle der Frau – und der für sie besten Entscheidung. „Wir unterstützen Sie.“ - so endet auch der Text auf der Homepage der eingangs genannten Frauenarztpraxis. Und genau das brauchen Frauen – egal, wie sie sich entscheiden.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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