Mannheim. Einige Tage nach dem tödlichen Messerangriff in Mannheim werden immer mehr Details über den Täter bekannt. Der heute 25 Jahre Sulaiman A. wurde in Afghanistan geboren und kam dpa-Informationen zufolge 2013 als Teenager nach Deutschland und stellte einen Asylantrag.
Dieser wurde 2014 abgelehnt. Es wurde allerdings ein Abschiebeverbot verhängt, vermutlich wegen des jugendlichen Alters. In Heppenheim wohnte der Täter zuletzt mit seiner Ehefrau und seinen zwei Kleinkindern.
Sulaiman A.: Erfolgreicher Taekwondo-Sportler in Bensheim
Recherchen des „Mannheimer Morgen“ haben ergeben, dass Sulaiman A. in seiner Jugend Sport beim Taekwondo-Verein Bensheim Bergstraße betrieb. So nahm er beispielsweise im April 2014 am Hessen-Cup im Taekwondo Vollkontakt in Bad Soden-Salmünster teil.
In einem damaligen Bericht des „Bergsträßer Anzeigers“, der wie der „Mannheimer Morgen“ zur HAAS Mediengruppe gehört, heißt es: „Sulaiman A. sicherte sich nach technischen Problemen mit den elektronischen Kampfwesten noch den dritten Platz“.
Bericht: Sulaiman A. laut Behörden völlig unauffällig
Informationen des „Spiegel“ zufolge war Sulaiman A. den Sicherheitsbehörden bisher nicht als Extremist bekannt. Seine Akte bei der Polizei sei „blütenweiß“ und enthalte nicht einmal einfache Vergehen wie Ladendiebstahl oder Schwarzfahren, heißt es in einem Bericht beim „Spiegel“.
Nach Informationen des „Mannheimer Morgen“ lebte Sulaiman A. in einem Heppenheimer Hochhaus. Dort wohnte er mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern - eines soll drei oder vier Jahre alt, das andere noch ein Baby sein - im neunten von 14 Stockwerken. Zur Miete, und das schon seit mehreren Jahren. Aussagen eines Nachbarn zufolge habe er sich in den vergangenen Monaten verändert – „radikalisiert“, sagte er.
Bundesanwaltschaft: Tat war religiös motiviert
Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ aus Sicherheitskreisen haben erste Auswertungen des Mobiltelefons den Verdacht auf einen islamistisch-extremistischen Hintergrund erhärtet. Auch die Bundesanwaltschaft Karlsruhe geht bei dem tödlichen Messerangriff in Mannheim von einer Straftat aus, die „geeignet ist, die innere Sicherheit in Deutschland“ zu gefährden. Das teilte eine Sprecherin von Deutschlands höchster Strafverfolgungsbehörde auf Anfrage des „Mannheimer Morgen“ mit.
Demnach handele es sich bei dem Angriff des 25-jährigen Afghanen am vergangenen Freitag in Mannheim um eine „religiös motivierte Tat“. Daher habe die Bundesanwaltschaft den Fall an sich gezogen. Die Sprecherin betonte aber auch, dass es keine nachweisbaren Verbindungen zu einer terroristischen Vereinigung gebe.
Attacke war Angriff auf die Meinungsfreiheit
„Die genauen Hintergründe sind noch unklar, da der Täter bisher nicht vernommen werden konnte.“ Daher ist den Angaben der Sprecherin zufolge zunächst auch noch keine Überstellung des Mannes nach Karlsruhe geplant. Das ist in solchen Fällen eigentlich üblich. Der Ablauf der Tat lasse darauf schließen, dass der 25-Jährige Kritik am Islam gewaltsam unterbinden wollte. Das sei ein Angriff auf die Meinungsfreiheit und damit auf ein Grundrecht.
Sulaiman A. hatte am vergangenen Freitag mehrere Menschen bei einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) in der Mannheimer Innenstadt attackiert. Ein Polizist wurde dabei mit Messerstichen lebensgefährlich verletzt und erlag später seinen Verletzungen im Krankenhaus.
Fünf weitere Männer, darunter BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger, waren im Zuge der Attacke ebenfalls verletzt worden. (mit dpa)
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