Innenstadt - Weil sich die Anordnung für Filteranlagen weiter verzögert, hängt noch immer dicke Luft über dem Marktplatz

Mannheimer Marktplatz: Der Grillrauch verzieht sich nicht

Von 
Kai Plösser
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Das Archivbild eines Lesers zeigt den Grillrauch über dem Marktplatz aus dem 22. Stock des Collini-Centers. © Rolf Rüdiger Kuhn

Mannheim. Das Thema Grillrauch rund um den Marktplatz in Mannheim kühlt nicht ab. Nachdem die Stadt die Restaurantbetreiber mit Holzkohlegrill 2020 dazu angehalten hatte, Abgasreinigungsanlagen einzubauen, hat sich bisher noch nicht viel getan. Eine verpflichtende Anordnung dazu war einst für den Sommer 2021 angekündigt worden. Doch dies wird sich weiter verzögern. Grund dafür ist, dass „zunächst die Brandschutzbehörden aufgrund der geltenden gesetzlichen Bestimmungen sehr aufwendige bauartrechtliche Zulassungen von den Herstellern einfordern mussten“, erklärt Rathaussprecher Kevin Ittemann auf „MM“-Anfrage. Denn die Filteranlagen seien von den Herstellern neu für diesen Anwendungszweck entwickelt worden.

Zudem habe die Stadt bei verschiedenen Holzkohlegrillanlagen weitere Modellierungen veranlasst. „Der Untersuchungsbericht wird derzeit fachtechnisch ausgewertet. Im Anschluss wird dann das weitere Vorgehen behördenintern abgestimmt“, sagt Ittemann zu den Plänen. Erst danach werde die Stadt über „eventuell erforderliche Anordnungen entscheiden“, so der Rathaussprecher weiter. Zuletzt wurde im März ein Vorschlag des Petitionsausschusses „Grillrauch in Mannheim“ des baden-württembergischen Landtags vom zuständigen Ministerium abgelehnt. In dem wurde gefordert, mit Hilfe einer neuen Richtlinie die Genehmigung für Lüftungsanlagen zu vereinfachen und zu beschleunigen.

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Nach wie vor hat erst ein Restaurant eine Filteranlage auf freiwilliger Basis eingebaut. Diese erfülle jedoch nicht die Anforderungen, sodass Nachbesserungen erforderlich seien, erläutert Ittemann. Weitere Restaurantbetreiber stünden aktuell mit Anlagenherstellern in Kontakt.

Nach Kenntnisstand der Stadt gibt es auf dem Markt bisher weiterhin nur eine zugelassene Anlage, die den Vorgaben entspricht, damit die Auflagen erfüllt werden können. „Für zwei weitere Anlagen ist die Zulassung nach Angaben der Hersteller beantragt“, weiß Ittemann. Günstig ist die Anschaffung der Anlagen für die Gastronomen jedoch nicht. Sie können bis zu 70 000 Euro kosten. Der Ortsverein Marktplatz Mannheim (OMMA) hatte in der Vergangenheit für eine finanzielle Unterstützung der durch Corona betroffenen Restaurants durch die Stadt plädiert. Dies sei nach den Angaben des Rathaussprechers derzeit jedoch nicht geplant.

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Rund um den Marktplatz gibt es nach den Zahlen von Ittemann 14 Bestandsanlagen mit Holzkohlegrills. Viele Anwohner haben vom dadurch entstehenden und mitunter auch giftigen Rauchgas wie mehrfach berichtet schon seit Jahren die Nase voll. „Die Belastung ist weiterhin auf einem extrem hohen Niveau“, sagt Daniel Barchet, 2. Vorsitzender des Bürgervereins Östliche Innenstadt, auf „MM“-Anfrage. Der Bürgerverein Innenstadt West (BIW) schließt sich dem an. „Der Blick in Richtung Marktplatz und in die Breite Straße zeigt unveränderte Rauchschwaden“, heißt es seitens des BIW gegenüber dieser Redaktion. Besonders in den Abendstunden und am Wochenende seien die Belastungen hoch. Rathaussprecher Ittemann spricht davon, dass nur wenige Anwohnerbeschwerden bekannt seien. „Der Grund liegt darin, dass sich die Bewohner in allen wesentlichen Punkten über den aktuellen Stand des Verfahrens informiert werden und in Erwartung einer baldigen Besserung der Situation noch tolerant verhalten“, erklärt Ittemann,

Barchet berichtet dagegen, dass viele Anwohner wegen der Grillrauch-Belästigung bereits das Weite gesucht haben und weggezogen seien. Somit komme es innerhalb der Innenstadt zu einer Umschichtung im sozialen Gefüge. „So wird der Abwärtstrend der Breiten Straße weiter befördert“, sagt Barchet, der anfügt: Das Thema Grillrauch habe somit auch eine soziale Komponente. Ein Aspekt, der auch dem BIW zu kurz kommt: „Über die Aufwertung der Breiten Straße müssen wir uns keine Gedanken machen, solange die Rauchschwaden durch die besagten Quadrate ziehen. Wer will schon vom Paradeplatz in die Breite Straße einbiegen, wenn er die getrübte Luft und den Dunst sieht und gegebenenfalls auch gleich den Rauch in der Nase hat?“

Wie Barchet weiter berichtet, verzögere sich der Prozess um das Einbauen der Filteranlagen nicht nur wegen einzuholender TÜV-Genehmigungen und dem damit einhergehenden bürokratischen Aufwand, sondern auch wegen Klagen der Restaurantbesitzer gegen die Auflage der Stadt.

Die Baurechtsbehörde indes erließ im Zuge des Bebauungsplans zum Verbrennungsverbot rund um die Breite Straße eine Anordnung gegenüber einem Restaurantbetreiber. Es entwickelte sich ein Rechtsstreit, zu dem die Verwaltung wegen des laufendes Verfahrens keine näheren Auskünfte geben kann. Ittemann betont jedoch: „Weitere anhängige Verfahren sind nicht bekannt.“

Redaktion

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