Mannheim. Eine Innenstadt ohne große Warenhäuser - soll dies bald zur Realität werden? In Mannheim gibt es nur noch die Galeria Kaufhof am Paradeplatz, und diese soll erhalten bleiben, dafür setzen sich Mitarbeiter, Betriebstrat und die Gewerkschaft Verdi ein. In Mannheim und Heidelberg fanden nun zeitgleich Betriebsversammlungen statt, vor der Filiale in Mannheim gab es davor eine Protestaktion.
Bereits zum zweiten Mal hat das Unternehmen Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) eine Insolvenz in einem sogenannten Schutzschirmverfahren beantragt. Laut Verdi ist das für 17 400 Menschen und ihre Familien wieder eine existenziell höchst bedrohliche Lage, denn es sind Filialschließungen und Personalabbau angekündigt. „Es muss klar werden, dass wir die Warenhäuser brauchen, sie sind die Anker der Innenstädte, dafür stehen wir hier draußen“, sagte Sabine Möller, Verdi-Gewerkschaftssekretärin. „Heute geht es darum, die Beschäftigten zu informieren, der Betriebsrat hat eingeladen. Wir fordern, dass es weitergeht.“
Unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herrsche Wut und Enttäuschung, da in den zwei vergangenen Jahren zu wenig passiert sei. „Die Beschäftigten haben ab 2020 auf Tariferhöhungen und Sonderzahlungen verzichtet, um die Warenhäuser und ihren Arbeitsplatz zu retten. Es geht jetzt auf den Betriebsversammlungen auch darum, klar zum Ausdruck zu bringen, dass das Unternehmen endlich verstehen muss, das Wissen und die Vorschläge der Beschäftigten einzubeziehen. Denn wer kennt die Kundenwünsche besser als die Beschäftigten, die täglich in den Filialen stehen?“, so Möller. „Wir fühlen uns im Stich gelassen, ähnlich wie die Pflegekräfte, die nur Applaus bekamen. Wir wollen, dass die Politik endlich dafür sorgt, dass die Leute von ihrer Arbeit leben können, vor allem die alleinerziehenden Kolleginnen“, meinte Gudrun Brendel-Utzinger, Betriebsrätin und seit 17 Jahren beim Kaufhof. „Wir haben vor, um unseren Arbeitsplatz zu kämpfen, aber nicht um jeden Preis. Die Zukunft sehe ich kritisch. Ich wünsche mir, dass recherchiert wird, wo das Geld aus unserem Verzicht geblieben ist.“
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Viele Mitarbeiter haben im Kaufhof schon ihre Ausbildung gemacht, sie identifizieren sich mit ihrem Arbeitsplatz. „Ich bin seit 39 Jahren dabei, seit der Lehre. Ich will den Arbeitsplatz nur ungern verlieren, das ist wie eine Familie. Elf Jahre muss ich noch arbeiten, die würde ich gerne noch mit den Kollegen hier verbringen“, sagte Sabine Braunert. Mit den Umstrukturierungen, die in den letzten beiden Jahren gemacht wurden, sind die Mitarbeiter unzufrieden. „Vor zwei Jahren gab es die erste Insolvenz. Personal wurde abgebaut, Filialen geschlossen. Es wurde ein Fortführungsplan erstellt, dieser wurde für gut befunden“, so Alexandra Gödicke, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. „Das Unternehmen war gerettet, doch es wurden viele Fehler gemacht. Man hört nicht auf die Beschäftigten, wir wollten mehr Regionalität im Sortiment, Waren, die auf den Standort bezogen sind.“
Nach der Umstrukturierung wurde das Personal eingeteilt in Warenservice, Kasse und Verkauf. Fällt zum Beispiel jemand vom Kassenteam aus, darf das Verkaufsteam nicht einspringen. Das führt zu Engpässen. „Wir würden gerne wieder als Team arbeiten“, fügte Gödicke hinzu. Nach der Schließung der Filiale in N7 wurden einige Mitarbeiter von der Filiale am Paradeplatz übernommen, so auch Marc Hau: „Ich bin seit 18 Jahren dabei, hatte in der Technik-Abteilung meine Ausbildung. Die Unternehmensleitung hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Es wurden 40 Filialen verkauft, um sich gesund zu sanieren, sogar mit Staatskredit. Und nun? Die zweite Insolvenz innerhalb von zwei Jahren, das hätte ich nicht gedacht.“
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