Mannheim. „Wir hüpfen vor Freude, dass es beginnt“, singen die Mädchen und Jungen der Klasse 2b mit ihrer Lehrerin Eve Warnecke. Und dazu haben sie auch allen Grund: Lange hat die Schulgemeinschaft der Humboldt-Grundschule in der Neckarstadt-West darauf gewartet, sich auf den Weg zur Ganztagsschule machen zu können. Nötig ist dafür ein Erweiterungsbau neben dem denkmalgeschützten Schulhaus. Mit dem ersten Spatenstich wurde jetzt der Baubeginn gefeiert.
Der Gemeinderat hat für den Neubau der Humboldt-Grundschule 55,4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. „Das ist eine große und wichtige Investition“, so Oberbürgermeister Christian Specht bei der kleinen Feierstunde in der alten Turnhalle. Selten habe es eine Entscheidung gegeben, die im Gemeinderat „mit solcher Inbrunst“ gefallen sei. Schließlich verbinde man mit dieser ersten Ganztagsgrundschule im Stadtteil die Hoffnung auf „erfolgreiche Bildungsbiografien“.
Aufgrund ihrer sozialräumlichen Struktur sei die Neckarstadt-West auf ein solches Angebot angewiesen. „Die Ganztagsgrundschule erlaubt eine individuelle Förderung der Kinder. Und das ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Chancengleichheit und mehr Bildungsgerechtigkeit in diesem kinderreichen Stadtteil, in dem über zwei Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner einen Migrationshintergrund haben. Auch und gerade jetzt in diesen finanziell schwierigen Zeiten“, so der Oberbürgermeister.
Das Quartier bringe besondere Herausforderungen mit. „Hier leben viele verschiedene Kulturen, unterschiedliche Lebensrealitäten prallen aufeinander“, weiß das Stadtoberhaupt und richtet sich deshalb an die Lehrerinnen und Lehrer der Schule: „Ihnen ein großes Dankeschön für Ihre tägliche Arbeit. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt.“
Der Neubau, der auf dem derzeit brachliegenden Gelände zwischen Waldhofstraße und bestehender Humboldt-Werkreal- und Grundschule entstehen soll, wird im Erdgeschoss eine Mensa, die Schülerbibliothek, Hausmeister- und Verwaltungsräume erhalten. Im ersten und zweiten Obergeschoss finden sich Klassen- und Differenzierungsräume. Der Ganztagsbereich belegt das dritte Obergeschoss, das auch ei-nen eigenen Außenbereich bekommt. Eine Lernküche mit Kräutergarten auf dem Dach soll als grünes Klassenzimmer nutzbar gemacht werden.
Entsiegelte Schulhofflächen und Photovoltaik-Anlage auf dem Dach
Im Freien entsteht ein Schulpark. Dafür werden bisher versiegelte Schulhofflächen umgestaltet, um ein abwechslungsreiches Spielangebot mit verschiedenen Spielinseln zu schaffen. „Dafür werden wir auch den wertvollen Baumbestand weitgehend erhalten“, erklärt Peter Doberass, Geschäftsführer der BBS Bau- und Betriebsservice GmbH, die mit dem Bauprojekt beauftragt worden ist. Besonders im Auge habe man bei dem Vorhaben auch den Aspekt der Nachhaltigkeit. So bekomme das Gebäude eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach. Mit der so gewonnenen Energie betreibe man unter anderem die Lüftungsanlage sowie die Spitzenlastkühlung.
Doberass macht auch deutlich, dass die Baumaßnahme „kein Alltagsprojekt“ für die BBS werde. „Das Projekt wird herausfordernd für uns“, so der Geschäftsführer. Schließlich entstehe ein „markanter Solitär“ in dem städtebaulichen Gefüge. „Wir werden eine Oase, eine grüne Lunge für diesen ziemlich dicht bebauten Stadtteil schaffen“, verspricht er.
Vorausgegangen war ein Architektenwettbewerb im Jahr 2022, den das Stuttgarter Büro LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei für sich entscheiden konnte. „Es war ein zähes Ringen um den besten Entwurf“, erinnert sich Doberass zurück und fügt hinzu: „Jetzt bin ich sehr verliebt in diesen Entwurf und in die Möglichkeiten, die darin stecken.“
Zum Schuljahr 2027/28 soll der Schulbetrieb im vierzügigen Ganztag starten. Nach dem Auszug der Grundschule kann dann das Bestandsgebäude umfassend saniert werden. Damit dieser Zeitplan eingehalten werden kann, muss alles optimal laufen. „Der Plan ist ambitioniert. Wir hoffen auf milde Winter“, so der BBS-Geschäftsführer und dankt auch den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung für die „enge und konstruktive Zusammenarbeit“. „Alle haben ein Rieseninteresse, dass dieses Projekt kommt“, so Doberass.
Das neue Grundschulgebäude bekommt auch zwei integrierte Einfeldsporthallen. Diese sollen, ebenso wie die Mensa, außerhalb der Unterrichtszeiten auch den Bewohnerinnen und Bewohnern der Neckarstadt-West sowie den Vereinen im Stadtteil zur Verfügung stehen. „Das erhöht den Nutzen der Investition und wird in den gesamten Bezirk ausstrahlen“, so Oberbürgermeister Christian Specht.
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