Krankheitswelle

Mannheimer Hausarzt sieht sich „an der Belastungsgrenze“

Ein Großteil der Patienten des Feudenheimer Mediziners Daniel Weitkamp leidet momentan an Atemwegserkrankungen – und auch sein Personal ist betroffen

Von 
Katja Geiler
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Die aktuelle Grippe- und Erkältungswelle beutelt auch Arztpraxen in Mannheim, wie ein Mediziner berichtet. © dpa

Mannheim. Ganz Deutschland schnieft, hustet und niest, und wenn es richtig ernst wird, bleibt eine Einweisung ins Krankenhaus nicht aus. Praxen und Krankenhäuser, wie bereits berichtet vor allem die Kinderstationen, arbeiten am Limit. „Es gibt viel mehr Atemwegsinfektionen als sonst, der Hauptteil der Patienten ist davon betroffen“, sagt Daniel Weitkamp, Hausarzt in einer internistischen Gemeinschaftspraxis in Feudenheim. Zu den verschiedenen Erkältungsviren kommt in diesem Jahr noch die Grippe wieder verstärkt hinzu, erklärt er. Bei den Hausarztpraxen ist Land unter: Von sieben vom „MM“ kontaktierten Praxen meldete sich nur Weitkamp zurück.

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„Die Grippe war nie weg, es gab nur in den letzten Jahren weniger Influenza-Fälle, nun nehmen sie wieder zu. Ob das an den Corona-Schutzmaßnahmen liegt, ist nicht wissenschaftlich nachgewiesen, liegt aber nahe.“ Wer von einer Grippe spricht, meint oft den grippalen Infekt, den man nicht mit der richtigen Grippe, der Influenza, verwechseln sollte – denn die ist eine schwere Krankheit. „Und obendrein kommt noch die Corona-Pandemie, es gibt viele positive Fälle. Das Thema wird nicht mehr so sehr medial transportiert, aber wir sind an der Belastungsgrenze.“

Wie ist die Lage in den Kliniken?

Auch das Personal sei betroffen, Weitkamp klingt im Gespräch mit dem „MM“ selbst ziemlich erkältet. „Ich bin krank, meine Nase ist zu. Wir sind in der Praxis den Krankheiten ausgesetzt und werden beschossen mit Viren.“ In der Praxis gibt es eine Maskenpflicht, die auch – so Weitkamps Meinung – außerhalb zurzeit nützlich wäre. Solange die Erkältungswelle noch anhält, arbeitet seine Praxis nach dem Motto: „Einen Schritt nach dem anderen.“

In den Mannheimer Krankenhäusern sieht es nicht anders aus. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Universitätsklinikums sind von der aktuellen Welle von Atemwegserkrankungen ähnlich betroffen wie die bundesweite Bevölkerung“, sagt Dirk Schuhmann von der Pressestelle der Universitätsmedizin Mannheim. Die Kinder trifft es besonders hart: „Im Kinderzentrum der UMM sind derzeit, wie in vielen anderen Kinderkliniken der Region und bundesweit, auch weiterhin alle Betten komplett ausgelastet. Rund die Hälfte der Patienten der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin muss aktuell wegen akuter Atemwegserkrankungen, insbesondere durch das RS-Virus, behandelt werden.“ Gesunde Jugendliche und Erwachsene zeigen bei einer Infektion mit dem RS-Virus übliche Erkältungssymptome, für Säuglinge, Kleinkinder und Kinder mit Vorerkrankungen kann das Virus gefährlich werden.

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Auch vor dem Diakonissen- und dem Theresienkrankenhaus (TKH) machen die Viren nicht halt. Aktuell suchten mehr Menschen mit Infektionen der oberen Atemwege auch die Notaufnahmen von „Diako“ und TKH auf. „Stationär aufgenommen werden vor allem Menschen mit viralen Infektionen der oberen Atemwege, wenn sie den sogenannten vulnerablen Gruppen angehören, also älter sind oder eine Vorerkrankung haben“, sagt Nina Luschnat, Pressesprecherin beider Häuser. „Auch beim Personal verzeichnen wir einen hohen Krankheitsausfall, den wir aber intern kompensieren können, so dass die Versorgung unserer Patienten jederzeit sichergestellt ist.“

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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