Mannheim. Schon wieder hat der Mannheimer Einzelhandel Pech mit dem Wetter. Wie beim letzten verkaufsoffenen Sonntag vor zwei Jahren regnet es auch dieses Mal, wenn auch nicht in Strömen. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass es um 13 Uhr, als die Geschäfte öffnen, noch trocken ist und sich somit viele Besucherinnen und Besucher auf den Weg in die City machen oder schon gemacht haben. „Das Wetter ist noch gut genug, dass die Kunden in die Stadt kommen, aber schlecht genug, um nicht in die Natur zu fahren“, bringt es Juwelier Claudio Troncone auf den Punkt.
Trotzdem beginnt der Handel am Tag der Deutschen Einheit verhalten. Für die auswärtigen Besucher, die mit dem Auto anreisen, ist das ein großer Vorteil. Die Anfahrt in die City verläuft reibungslos und ohne Staus, auch die Parkplatzsuche ist entspannt, da in allen Parkhäusern noch genügend Plätze zu bekommen sind. In der ersten Stunde sind noch nicht viele Passanten unterwegs. Bei Saturn beispielsweise informieren sich zunächst nur wenige Kunden. Ein paar stehen bei den Smartphones, andere lassen sich bei den Hausgeräten von einem Mitarbeiter beraten. Durch die Kasse kommt man nahezu ohne Wartezeit.
Fehlende Beleuchtung täuscht
Auffällig ist: Sowohl bei Saturn als auch in vielen weiteren Geschäften erkennen Kunden nicht auf Anhieb, dass tatsächlich geöffnet ist. Vielerorts ist die Beleuchtung im Schaufenster oder am Eingang ausgeschaltet, so dass der Eindruck entsteht, der Laden habe gar nicht geöffnet. Bei mehr als einem Dutzend kleinerer wie größerer Läden täuscht dieser Eindruck dagegen nicht. Sie beteiligen sich nicht am offenen Sonntag. Besonders viele Läden bleiben in der Kunststraße geschlossen.
Nach rund eineinhalb Stunden Anlaufschwierigkeiten füllt sich die City schließlich. Die meisten Menschen sind auf den Planken unterwegs, auf der Breiten Straße hält der Trubel bis zum Marktplatz an, in den Seitenstraßen der Planken ist es dagegen weniger. In den großen Kaufhäusern verteilen sich die Ströme in alle Etagen, Schlangen vor Umkleidekabinen oder an den Kassen sind an diesem Tag eine seltene Ausnahme. Im Erdgeschoss von Engelhorn geben die Musiker der Mannheimer Philharmoniker eine Kostprobe aus ihrem Repertoire.
In Q 6 Q 7 verteilen Palazzo-Künstler Luftballons an große und kleine Besucher, auf dem Münzplatz wummern die Beats, für die die DJs Max und Tiny Tunes verantwortlich sind. Wer Lust hat, kann sich mit dem Trio um David Kwiek alias „Mr. Quick“ am Breakdance versuchen. Das gesamte Quartier ist gut besucht, der neue Pop-up-Store Strike, der Vintage-Mode anbietet und erst am Samstag eröffnet hat, schlägt sofort ein. Als Zugpferd erweist sich einmal mehr Sally’s Welt: Vor ihrem Laden mit Haushaltswaren bildet sich direkt nach Öffnung eine Schlange von mehr als 30 Menschen. „Sally ist regelrecht überrannt worden“, bilanziert am Abend Center-Manager Hendrik Hoffmann. „Wir haben überall zufriedene Gesichter, für die Händler war es ein erfolgreicher Tag, und für unsere Aktionen haben wir viel positives Feedback bekommen.“
Bei anderen Händlern fällt die Bilanz gemischter aus: „Es könnte noch besser sein“, meint Claudio Troncone. „Es ist verhalten“, bestätigt Michelle Rude von Leder Rude, „aber wir sind nicht ganz überrascht, beim verkaufsoffenen Sonntag in Weinheim war auch weniger los als gewohnt. Aber wir sind froh um jede Normalität, die wir wieder bekommen.“
„Statement für die Innenstadt“
„Ohne Regen wäre es besser, aber wir sind zufrieden“, erklärt Aysegün Dogan, Inhaberin des Image Stores in P 3. „Viele Kunden sind von auswärts gekommen. Das war wichtig, wir haben viel nachzuholen.“ Sabine Müller, die mit ihrem neuen Geschäft Diamanten zum ersten Mal dabei war, lobt ebenfalls: „Der Tag war zufriedenstellend. Ich habe es nicht bereut und bin nächstes Mal wieder dabei.“ „Wir sind mit den Umsätzen zufrieden“, resümiert Andreas Hilgenstock, geschäftsführender Gesellschafter von Engelhorn, „das war ein Statement für eine lebendige Innenstadt. Das sind die Erlebnisse, die man bieten muss.“
Großer Nutznießer der Sonntagsöffnung ist die Gastronomie. Ob bei Perché No oder Moha in P3, in den vielen Eiscafés auf den Planken oder in anderen Betrieben: In den Außenbereichen ist kaum ein Sitzplatz zu bekommen, selbst dann nicht, als es anfängt zu regnen. „Ich bin zufrieden“, sagt Peppino Burgio vom Café Crastan bei Appelrath-Cüpper, „vor allem unsere Stammkunden sind gekommen. Die Stadt war heute nicht so voll, das lag am Wetter.“
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